Typisch weiblich? Typisch männlich?

Die S?ddeutsche Zeitung beauftragte zum Weltfrauentag 11 Autorinnen ?ber 11 Adjektive zu sinnieren, die als typisch weiblich gelten bzw. die Frauen immer wieder gerne als Etikett angeklebt werden: konsensfähig, einf?hlsam, kommunikativ, bescheiden, fleissig, ergebnisorientiert und noch ein paar andere.

Heraus kam eine feine Sammlung: „Lauter falsche Komplimente„.

Ganz erstaunlich verquer hingegen nimmt sich das Hamburger Abendblatt des Themas an: „M?nner und Frauen – wie in der Steinzeit„. Dort werden vermeintliche Forschungsergebnisse ?ber das Gehirn und den Unterschied der Geschlechter miteinander verr?hrt. Und der Autor schlie?t aus alledem, M?nner und Frauen und ihre Gehirne tickten so wie damals in den H?hlen.

Dass einer sich 60 Zeilen nimmt, um soviel Halbwissen zu Gehirn, Geschlechtern und Genen zu offenbaren, ist schon fast wieder beeindruckend, auf jeden Fall mutig. ?rgerlich ist nur die Rechtfertigungspose: Er bewerte nicht, er stelle nur fest. Was der Autor feststellt, ist allerdings keineswegs neu, sondern altbew?hrter Geschlechter-Zement: Frauen k?nnen kaum anders als am Herd zu stehen und die Kinder aufzuziehen. M?nner m?ssen jagen, wettbewerben, Macht spielen. Dass die Unterschiede innerhalb der M?nner- und der Frauengruppen h?ufig viel st?rker ausgepr?gt sind als zwischen den Geschlechtern, ist ebensowenig eine neue Erkenntnis. Aber in diesem Text hat soviel Differenzierung keinen Platz.

Und noch etwas: Selbst wenn sich Volumen und Architektur des Gehirns in den vergangenen 50000 Jahren nicht ver?ndert haben, so haben sich doch die Verschaltungen mit denen diese Architektur funktioniert und der verarbeitete Inhalt immer wieder verwandelt, von der Umgebung, in der dieses Gehirn wahrnimmt, interpretiert und kommuniziert einmal ganz abgesehen.

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