René Pollesch: Die Welt zu Gast bei reichen Eltern

Das Thalia in der (Hamburger) Gaußstraße bringt seit vergangenen November René Polleschs neueste Assoziationsketten auf die Bühne: „Die Welt zu Gast bei reichen Eltern„.

Ich habe das Stück inzwischen gesehen – und mich erneut erfreut an Polleschs dekonstruierender Lust. Diesmal zerpflückt er die Mythen und Illusionen rund um Liebe, Familie, Eltern, Kinder, frei nach der Zeile: „Warum soll ich das da lieben, nur weil es vor 30 Jahren aus meinem Bauch rauskam?“

„Familie ist ja nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch Kälte und Einsamkeit.“

Oder: „Liebe steht auch unter dem Verdacht, hinter ihr würde sich noch etwas Tiefgründigeres verstecken.“

Sehr empfehlenswert, sehr Pollesch, wenn auch ohne das Schreien, das der Autor in vielen seiner Werke (bspw. „Der Kandidat“, „Splatterboulevard“, „Der okkulte Charme der Bourgeoisie bei der Erzeugung von Reichtum“) zu einer Art Markenzeichen gemacht hat.

Die Wortketten, die Pollesch seine Schauspieler rausschleudern lässt, sind gewohnt vergnüglich und entlarvend, manchmal wie Peitschenhiebe hinein in unseren Alltag, manchmal selbstverliebt assoziierend, aus purer Lust an Kombination und Rekombination. Die Inszenierung bleibt auch deswegen in Erinnerung, weil Regisseur Pollesch die Intentionen des Autors Pollesch mittels multimedialer Techniken umsetzt: Eine Handkamera schickt live mitgeschnittene Bilder direkt auf eine Leinwand.

Insgesamt kurzweilig, anregend, unterhaltsam. Nur die Luftfilter im Theater könnten besser arbeiten.