Dresden enterbt

Das UNESCO-Welterbekomitee hat sich wie erwartet entschieden: Die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal gehört nicht länger zu jenen Orten, die den Status Weltkulturerbe tragen dürfen.

Nach dem Bürgerentscheid für die Brücke, einer Abstimmung des Stadtrates dagegen und einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes für den Bau sowie einem letzten Aufschub durch das Komitee im vergangenen Jahr, ist das Elbtal heute aus der Liste gestrichen worden.

Immerhin sieht die UNESCO für Dresden durchaus Chancen bei einer neuen Bewerbung (Zitat): „The Committee said that Germany could present a new nomination relating to Dresden in the future. In doing so, the Committee recognized that parts of the site might be considered to be of outstanding universal value, but that it would have to be presented under different criteria and boundaries.

Bau- und Entwicklungswahn hin oder her, Ungeschicktheiten hier, politisches Versagen dort: Das Ensemble, das die Stadt der Welt zu bieten hat, bleibt einmalig – und wird auch weiterhin ein heiß begehrtes Reiseziel bleiben.

Zentrum für Demenzforschung eröffnet

Jetzt ist es so weit. Frau Schavan hat rechtzeitig vor der Bundestagswahl eines ihrer Bilanzprunkstücke offiziell eröffnet, das Deutsche Zentrum für Neurodegenrative Erkrankungen.

Angekündigt zunächst als Nationales Demenzforschungszentrum, dann aus dem Hut gezaubert als Zentrum für alle neurodegenerativen Erkrankungen.

Ankündigung und Beschluss haben einige Fragen aufgeworfen. Mit denen habe ich mich in diesem Beitrag beschäftigt: Wenn Frau Schavan Forschungsgeld verteilt….

Private Krankenversicherer verlieren vor Verfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht hat in einer wichtigen Entscheidung die Verfassungsbeschwerde der privaten Krankenversicherer gegen das letzte Gesundheitsreformgesetz im wesentlichen abgewiesen:

(Zitat BVerfG)
1. Die Einführung des Basistarifs durch die Gesundheitsreform 2007 zur Sicherstellung eines lebenslangen, umfassenden Schutzes der Mitglieder der privaten Krankenversicherung ist verfassungsgemäß.

2. Der Gesetzgeber durfte zur Erleichterung des Versicherungswechsels und zur Verbesserung des Wettbewerbs in der privaten Krankenversicherung die teilweise Portabilität der Alterungsrückstellungen vorsehen.

3. Die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenkasse darf auf ein dreijähriges Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze ausgedehnt werden.

4. Den Gesetzgeber trifft eine Beobachtungspflicht im Hinblick auf die Folgen der Reform für die Versicherungsunternehmen und die bei Ihnen Versicherten.

Das Urteil ist interessant, denn es schreibt den PKVen in die Bücher, dass ihr Geschäftsmodell nicht nur für die gesunden Versicherten ist, denen Sie Zugang zu ihrem System gewähren (via Risikoprüfung). Mit dem Basistarif entfällt die Risikoprüfung als Schutzwall gegen eventuell teurere, weil bereits kranke Versicherte. Die PKV darf sich also vor der Verantwortung gegenüber diesen Leuten nicht drücken.

Unterstützung für Somalia! Wählt Piraten!

Ein wenig bizarr scheint mir die Welt gegenwärtig schon, u.a. auch wegen der Piraten hier und dort: Da werden auf der einen Seite (im Golf von Aden) Piraten bekämpft, mit militärischen Mitteln. Auf der anderen Seite, in Europa, werden sie ins Europäische Parlament gewählt…

Mein großer Sohn fährt voll ab auf den alten Mythos der Piraten. Regalmeter von Kinderbüchern verherrlichen die Freibeuter der Meere – in der Wirklichkeit jedoch gelten sie als Verbrecher, die gejagt und vor Gericht gestellt werden – obwohl sie wiederum nichts anderes tun, als eine ziemliche erfolgreiche Geschäftsidee zu vergolden.

Wer soll eine Welt mit solchen Widersprüchen verstehen?

Grundeinkommen, bedingungslos

1500 Euro für alle, ohne Vor-, Gegen-, Kompensationsleistung? Geht das?

Im Bundestag ist eine Petition anhängig, die das Parlament auffordert, diese Grundsicherung für alle (1500 € für Erwachsene, 1000 € pro Kind) einzuführen. Rund 53000 Menschen haben die Petition unterzeichnet.

Das Grundeinkommen, wie es von der Initiative Grundeinkommen oder das Netzwerk Grundeinkommen propagieren, ginge einher mit einer radikalen Vereinfachung des Steuersystems: Der Abschaffung aller anderen Transferleistungen, Subventionen und Steuern sowie der Einführung einer Konsumsteuer von bis zu 50% auf die höchsten Einkommen.

Hier ist der Link zum Film, der für die Sache wirbt und durch Argumente überzeugt. Seit ich den Film gesehen habe, halte ich das bedingungslose Grundeinkommen für eine zwangsläufige Maßnahme, an der wir zukünftig nicht vorbei kommen. Arbeitsplätze wird es ja durch den technischen Fortschritt und andere Rationalisierungstechniken immer weniger gehen. Auch der Deutschland-Fonds ist irgendwann erschöpft. Und warum sollte Firmen gerettet werden, deren Produkte nicht nachgefragt werden?

Der technische Fortschritt befreit uns von der Arbeit – das bedingungslose Grundeinkommen ermöglicht uns, die Arbeit zu machen, die wir wollen.

Mensch macht Politik – Direktmandat Hamburg-Eimsbüttel

Das Projekt „Mensch macht Politik“ startet in die nächste Phase: Marco Scheffler bewirbt sich um das Bundestagsdirektmandat für den Wahlkreis Eimsbüttel.

Nachdem wir alle Unterlagen gewälzt und gemerkt hatten, dass eine Parteigründung zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Projekt nur verzögert, haben wir uns entschlossen, einen Pilotversuch zu unternehmen, im Wahlkreis 21 für den Bundestag zu kandidieren.

Das Motto von Marcos Bewerbung: „Ich denke an Generationen, nicht in Wahlperioden.“

Lug und Trug in der Wissenschaft

Ich arbeite als Wissenschaftler vor allem mit biomedizinischen Daten. Und ich lese Aufsätze, die ihrerseits meist quantitative Daten enthalten. Zudem analysiere ich selbst Daten, die in anderen Aufsätzen stehen und fasse sie zusammen.

Eine Meta-Analyse in PLoS Online nimmt sich nun der Frage an, wie verbreitet das Fälschen, das Erfinden und Zurechtbiegen von Ergebnissen in der Wissenschaft ist. Dazu verwendet die Autorin 21 Studien mit Befragungsdaten.

Im Schnitt rund zwei Prozent der befragten Forscherinnen und Forscher räumen ein, schon einmal an der Manipulation von Daten beteiligt zu sein. Zwölf der Studien erkundigen sich danach, ob die Befragten von anderen Forschern wissen, die betrogen haben. Das wollen zwischen 5 und 33 Prozent schon einmal beobachtet haben.

Diese zweite Zahl wirkt allerdings künstlich aufgebläht und damit gewichtiger als sie eigentlich ist. Wahrscheinlich ein Phänomen abhängiger Daten: Wenn in einer Abteilung zehn Leute nach wissenschaftlichem Fehlverhalten gefragt werden, antworten drei, ja, davon wüssten sie etwas. Alle drei gehen mit ihren Angaben in die Gesamtzählung ein, meinen aber womöglich ein und dasselbe Fehlverhalten von ein und derselben Person. Ihre Angaben sind also abhängig – und blähen das Gesamtergebnis auf.