Beinflussbare und nicht beeinflussbare Neidanlässe

Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren

Tipps: Dem Neid mit Gelassenheit begegnen
Tipps: Mehr Gelassenheit mit Wünschen und Bedürfnissen
Exkurs: Neid im Tierreich – Ein Versuch mit Kapuziner-Affen von Frans de Waal
Teil 19: Anlässe für Neid in Liebesbeziehungen

Auch wenn es nun kaum Güter gibt, die wir nicht begehren könnten, beschränken sich die möglichen Anlässe für Neid in Partnerschaften allein aufgrund der Art der Beziehung zwischen den Partnern. Während Frauen oder Männer untereinander durchaus auf bestimmte körperliche Merkmale neidisch sein können, spielt dieser Neidanlass zumindest in heterosexuellen Beziehungen eher keine Rolle.

Die folgende Tabelle fasst mögliche Neidanlässe in einer Liebesbeziehung zusammen, natürlich ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Anlässe unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Beeinflussbarkeit. Diese Unterscheidung ist für die weitere Auseinandersetzung mit dem eigenen Neid oder dem des Partners oder der Partnerin von großer Bedeutung. Ob es nämlich überhaupt möglich ist, in den Besitz eines begehrten Gutes zu gelangen, bestimmt ganz wesentlich, ob wir an unserem Neid festhalten wollen oder ob wir auch ganz gut ohne ihn leben können. Beharren wir darauf, etwas zu begehren, das wir sowieso nicht erlangen können, so muss sich früher oder später die Frage stellen, welche Funktion es für die Beziehung hat, den Neid weiter aufrechtzuerhalten.

Eventuell beeinflussbar Nicht beeinflussbar
Bildung Schönheit/Attraktivität
materieller Besitz Talente, natürliche Begabungen
Zielstrebigkeit Geschlecht
Soziale Fähigkeiten, Fertigkeiten Vorerfahrungen in der Liebe
eine große Familie spezielle berufliche Karriere
Umgang mit den Kindern spezielle Freundschaftsbeziehungen
berufliche Erfüllung spezielle berufliche Fördersituationen
soziales Netz Urvertrauen
Kochen, Feiern, Party machen soziale Herkunft
bis zu einem gewissen Grad: Kreativität Gebären, Stillen

Wegen der Austauschbarkeit des Ersehnten empfiehlt beispielsweise der Soziologe Schoeck, dem Neider nicht allzu weit entgegen zu kommen. Insbesondere wenn der Neid zu einer Persönlichkeitseigenschaft des anderen geworden ist, sind die Anlässe austauschbar. Das Verlangen richtet sich dann auf alles und jeden. An neuen Objekten der Begierde mangelt es nie. Um Schoeck noch einmal zu zitieren:

Erst wenn ein Mensch einsieht, dass bloßes Brüten in neidvollen Vergleichen mit dem Los anderer zu nichts führt, wenn jemand einsieht, wie unentrinnbar die Pein des Neidens ist, weil es ihr nie an Anlässen fehlen wird, und wenn jemand aus dieser Einsicht heraus das Neidgefühl zu einem agonalen [auf Gegnerschaft gerichteten] Trieb werden lässt, also die anderen durch eigene Leistungen „ausstechen“ möchte, ist die neue, zwar vom Neid verursachte, aber von ihm intentional grundsätzlich verschiedene Ebene des wertvermehrenden Konkurrenzverhaltens erreicht.

Neid lässt sich also in wetteiferndes Verhalten umwandeln. Gelingt uns diese Verwandlung der neidischen Energie, um eigene Ziele, Pläne, Ideen zu verwirklichen, so entlastet das die Beziehung. Es verringert das Gefühl, zu kurz zu kommen, und macht uns zufriedener mit uns selbst, aber auch zufriedener mit unserem Partner, denn wir ziehen die negative Energie von ihm ab.

Schoeck, H.: Der Neid. Die Urgeschichte des Bösen, München/Wien: Herbig 1980

Exkurs: Neid und Eifersucht – nahe Verwandte
Teil 21: Wie kommt der Neid in die Liebesbeziehung?
Teil 22: Die neue Konkurrenz zwischen den Geschlechtern
Teil 23: So haben sich Liebesbeziehungen gewandelt
Teil 24: Frauen haben ein neues Rollenverständnis in der Liebesbeziehung

Neid in Partnerschaften – Literaturangaben

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