Fisimatenten – dieses Wort soll weiterleben!

Morgen beginnt offiziell das Jahr der Geisteswissenschaften. Parallel dazu startet die PR-Agentur Mann beißt Hund eine Aktion zur Rettung des Wortes Fisimatenten, das langsam aus unserem aktiven Sprachschatz verschwindet. Deswegen nahm es der Autor Bodo Mrozek in sein Lexikon der bedrohten Wörter auf.

Ich unterstütze die Idee, das Wort Fisimatenten vor dem Vergessen zu bewahren. – Ohne Schnörkel, Schnick-Schnack, Zierrat kommt die Welt nicht aus. Betrachten wir nur den nüchtern-kalten Glasfassadenstil moderner Architektur: Der gibt sich geradlinig und schnörkellos – aber einer so durchkonstruierten Welt fehlt die Wärme. Da wird alles reflektiert, aber nichts aufgenommen. Dieser äußere Stil macht sich früher oder später wie ein langsam wirkendes Gift in den Herzen der Menschen breit. Die Kommunikation verkümmert, weil auch sie plötzlich nur noch nüchtern, pragmatisch, effizient und glatt gebügelt ist.

Fisimatenten beleben. Sie zeugen von Verspieltheit und Kreativität. Durch Abschweifen und Driften im richtigen Moment lässt sich oft auch ein Ziel wieder besser ins Auge fassen und ansteuern. Deswegen soll Fisimatenten weiterleben!

sich zum sex zu verabreden…

till raether räsonniert in der aktuellen brigitte über erotische verabredungen von paaren.

er erwähnt allerdings nicht, wie vielen menschen es befremdlich erscheint, sich für erotisches tun zu verabreden. ja, sich überhaupt zu verabreden, wenn ein paar eine gemeinsame wohnung teilt, finden einige leute, die davon hören, absurd – zumal wenn die beiden dann nicht ins kino oder ins theater gehen, sondern den abend gemeinsam zu hause verbringen, weil sie vielleicht den schlaf der kinder behüten müssen.

eine seltsame sichtweise auf die wirklichkeit. die gefahren, die jenen drohen, die sich nicht verabreden, liegen auf der hand: das paar lebt nebeinander statt miteinander. sexuelle begegnungen werden seltener. die kommunikation reduziert sich auf den austausch von organisatorisch-praktischen notwendigkeiten. jeder macht seins, weil der eindruck herrscht, dass man sich ja sowieso immerzu sieht.

paar-zeit und paarungs-zeit gezielt zu schaffen, gehört zu den selbstverständlichkeiten einer jeden beziehung, so lange die partner nicht zusammen wohnen. irritierenderweise lässt das schlagartig nach, wenn die gemeisame wohnung eingerichtet ist – mit den beschriebenen folgen. dieser effekt ist bestimmt verwandt mit jenen effekten, welche sonst die liebesqualität ruinieren: aktivierung alter rollenmuster nach der hochzeit. plötzlich erwartet mann, dass frau die wohnung putzt und kocht. oder auch gewöhnungs- bzw. sättigungseffekte: der andere ist mir nun sicher. deswegen höre ich auf, mich um ihn oder sie zu bemühen. beide begegnen sich nur noch in trainingshose und anderer schlotterkleidung. irgendwann ist die attraktivität dahin.

gegen all das hilft es, sich zu verabreden! ob zum sex, zum gespräch, zum spiel, zum gemeinsamen abend innerhalb oder außerhalb der wohnung. dann bleibt auch die liebesqualität erhalten. so einfach ist das.