Nach einem Tag am Strand und ein paar Getränken ging ich in der Nacht von 09. auf den 10.11.1989 spätnachts in Honolulu, Hawaii-Zeit (Mitteleuropa -11 Stunden), ins Bett. Weil ich vor Jahren aus der DDR ausgereist war, verfolgte ich die Ereignisse in den Wochen davor mit großer Spannung. Ich wusste von den Demonstrationen und den Zügen aus Prag – ohne Halt über Dresden – in den Westen.
An diesem Donnerstag hatte ich jedoch keine einzige US-Nachrichtensendung gesehen. Als ich am nächsten Morgen durch die Straßen ging, um mir ein Frühstück zu organisieren, stolperte ich über das „Honolulu Star Bulletin“. Extrem ungläubig starrte ich auf die Titelseite: „Bonn knocks 18 holes in the Berlin Wall“.
Wie bitte? So etwas konnten nur ahnungslose Amis am anderen Ende der Welt schreiben.
Auf den Innenseiten las sich das schon etwas differenzierter: „East Germany permanently lifts all bans on travel“.
What?
Ich fing noch am selben Tag an, meinen Rucksack zu packen, flog anderntags statt nach Sydney zurück nach Los Angeles – und kratzte mein letztes Geld zusammen, um nach Frankfurt am Main zu kommen. Schließlich nahm ich einen Zug nach Berlin. Am 13.11.1989 reiste ich erstmals seit dem 19.03.1986 in die DDR.
Gleich meine erste Handlung verstieß (wieder einmal) gegen die Gesetze der DDR: Ich hatte ein bis 2400 Uhr gültiges Tagesvisum für Ost-Berlin erhalten. Doch ich setzte mich in den nächsten Zug nach Dresden. Ein Freund karrte mich am gleichen Tag um Mitternacht in seinem Wartburg zurück an den Grenzübergang. Noch war ja nicht klar, ob nicht die Grenzen doch wieder geschlossen würden. Und in der DDR bleiben? Wollte ich auf keinen Fall.
Ich war glücklich.
Für alle anderen war es ein Glück aus der DDR raus in den Westen zu kommen. Für mich war es in diesem Moment ein Glück, nun (wieder) in die andere Richtung fahren zu können.