und wenn ich mal gross bin… (1997)

und wenn ich mal groß bin,
ich sags euch jetzt allen,
werd ich euch nie mehr tun den gefallen,
euch abzukaufen jeden scheiß.

heut bin ich klein und schwach
und unglaublich trotzig,
doch wenn ich erst groß bin,
dann werde ich rotzig.

dann nehm ich euch ran,
mit großem elan
zu fragen euch heftig,
was ihr habt getan.

und dann will ich hören,
die geschichten zum schwören,
die ihr uns hier auftischt,
uns unwissenden gören.

dann schlag ich zurück,
und zerreiße am stück,
was bleibt von dem leben
sowieso ohne glück.

und wenn ich mal groß bin,
ihr werdets euch merken,
dann komm ich,
und werde euch drohen,
euch zwergen.

und wenn ich mal groß bin,
dann werde ich lachen,
nur um in euch weitere
pein zu entfachen.

ihr werdet winseln,
ihr werdet betteln,
zuerst nur die reichen,
und dann auch die vetteln.

doch ich lache weiter,
tief hinein in die wunde,
damit ihr bereut,
und euch schämt jede stunde.

und weil ich sonst nett bin,
gänzlich ohne verdruss,
geb ich euch den rat,
hört bald auf mit dem stuss.

All unser Streben (1997)

All unser Streben,
den Wohlstand zu heben,
führt uns vorbei
am richtigen Leben.

Wir sehnen uns flüchtig,
wir urlauben tüchtig,
und wenns uns gefällt,
dann werden wir süchtig.

Wir sind so getrieben
vom äußeren Schieben,
daß niemals wir fragen,
was ist denn geblieben?

Nun brechen wir ein,
ganz erbärmlich allein,
und erkennen verwirrt
wie verblendend der Schein.

Nach all unserm Prassen,
müssen wir passen,
und folgern daraus,
den Schwarzen zu hassen.

Mitten im Strudel,
reicht uns kein Sprudel,
zu löschen die Feuer,
die wir zünden als Rudel.

Verfallend in Starre
spielen wir mit der Knarre,
doch der Lauf wird nicht ziehen,
die Deichsel der Karre…

All unser Streben,
den Wohlstand zu heben,
macht uns unfrei, gefährlich
und ganz schön daneben.

Die Arbeit (1997)

Die Arbeit, das ist sonnenklar,
schmeckt uns Deutschen wunderbar.

Nur allzu häufig trauern wir,
ist sie erstmal verloren,
als wären wir, verdammt nochmal,
zum Arbeiten geboren.

So lange die Knechtschaft zum Benz hinreicht,
da sagt sich der Knecht: „Ach was, ich nehms leicht.“

Wird er nun verschoben zu früh auf die Halde,
dräuts ihm nun an, rufts aus dem Walde:
„Heute der Benz und morgen die Pacht.
Glücklich nur jene, die an der Macht.“

So zwingen wir uns, die Knechtschaft zu lieben,
und müssen vergessen, wie es ist, mit den Trieben.

Beseelt solln wir sein, so steht es geschrieben,
und gehts um Seele dann, heißts fesch: „Wir arbeiten dran.“

Wenn wir doch nur bemühten sie,
Träume, Sehnsucht, Phantasie,
fänden wir bald die Lichtung im Wald.

Nicht Arbeit, scheint es, sonderbar,
ist, was wir brauchen, leuchtend, klar:
wir sollten entwickeln ein prallvolles Innen,
das uns ermöglicht, mehr zu ersinnen:
Ideen, Orientierung, Bestreben, Gelingen.

Wenn das Außen so wegbricht, so ungnädig doll.
erfinden wir eben, wies weitergehn soll –
mit uns, der Arbeit, dem Land und der Welt.

Die Zukunft kommt immer, so oder so,
mit Arbeit kaum schlimmer als ohnehin so.
Den drängenden Vers, den end ich nun hier,
weil die Arbeit getan, geh ich auf ein Bier… :-))

Mein Land (1997)

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Denk ich an Deutschland in der Früh,
Vergebens ist die Liebesmüh.

Denk ich an Deutschland gegen eins,
Kocht Abwehr hoch: Das ist nicht meins.

Denk ich an Deutschland dann um vier,
setzt Panik ein: VERLASSE HIER.

Denk ich an Deutschland Stund um Stund,
dreht alles hohl, schließt sich der Mund.

So denk ich an mein Land, alltag,
Zu denken gibts mir hier, in Prag.

Mehr Gedichte…

Nach den Gefühlslagen aus den 2000er Jahren in den vergangenen Tagen geht’s morgen mit einer Folge von Gedichten aus dem Jahr 1997 weiter. Ich nenne sie „Die Welt, das Ich und der Sinn des Lebens“.

Irgendwie muss ich da eine heftige Sturm- und Drang-Zeit hinter mich gebracht haben…

Eröffnet werden diese Gefühlslagen des Individuums mit einem Plagiat, Verzeihung, einem Zitat, entlehnt bei Heinrich Heines „Nachtgedanken“: Denk ich an Deutschland in der Nacht…

Der Mond ist aufgegangen rev. (2006)

(nach Matthias Claudius, 1778)

Der Mond ist aufgegangen
und alle Sternlein prangen,
Am Himmel hell und klar.

Der Tag geht schlafen leise,
du machst jetzt eine Reise.
Mit Träumen wild und wunderbar.

Die Sonne ist verschwunden,
Sie dreht woanders Runden.
Doch bald kommt sie zurück.

Bis dahin sollst du schlafen,
begleitet von den Schafen,
die dir erzähln vom Lebensglück.

Die Schäfchen solln dich schützen,
die Ruhe soll dir nützen,
zu schöpfen neue Kraft.

Dann morgen in der Frühe,
erwachst du ohne Mühe,
erholt, belebt und voll im Saft…

Vater sein (2006)

Vater sein ist ganz phantastisch,
dadurch wird mir richtig plastisch,
welche Kraft im Leben steckt,
welchen Plan da ausgeheckt,
sei es ein Gott, Natur, das All.

Zu sehen wie ein Leben wächst,
wie es sich ändert, mich verhext,
mich ganz in seinen Bann reinzieht,
mir Kraft gibt, mich nach vorne schiebt,
mich fordert-fördert überall.

Zu spüren, was es heißt, sich binden,
dem Menschlein sich so nah zu finden,
die Welt aus seiner Sicht zu sehen,
wenn Skepsis mischt sich mit Verstehen,
verzaubert mich, auf jeden Fall.

Zu hören, wie das Söhnchen klingt,
wie er sich manchen Ton abringt,
um das zu kriegen, was er braucht,
das Stimmchen manchmal zärtlich haucht,
mal leise klagt, mal probt Krawall.

Vater sein ist ganz phantastisch,
denn es zeigt mir richtig drastisch,
wie viel Sinn es macht zu leben,
es ist nun Zeit zurück zu geben,
den Dank an Gott, Natur, das All.

Phu Quoc – Vietnam (2005)

Der Wind gibt sich still,
die Brandung bricht lasch,
die Palmwedel, die bewegen sich matt.
Die Sonne sinkt langsam.
Der Tag geht zu Ende,
die Wolken, die tönen sich karmesinsatt.

Die Zeit tröpfelt fort,
der Sand verliert Glut.
Die Moskitos beginnen zu fliegen.
Die Barfrau mixt Drinks,
die Grillen, die singen,
am Waldesrand meckern die Ziegen.

So klingt der Tag aus,
die Sterne erwachen,
sehr entspannt, ohne Eile, gemach.
Meine Liebste ist bei mir,
mein Herz ist erfüllt,
hier zieh ich die Kraft für danach.

liebste liebe (2004)

das leben mit dir
möcht ich nicht mehr missen.
mit dir möcht ich feiern,
geniessen und küssen.

ich möchte lieben,
ich möchte lachen,
mit dir manchmal
wilde verrenkungen machen.

ich will dich verschlingen,
ich will dich betören,
gemeinsam mit dir
unsere liebe beschwören.

dir halt ich den kopf hin,
dir koch ich kaffee,
mit dir les ich zeitung
und fahr an die see.

all das will ich machen,
und noch viel mehr,
ich fühl mich ganz prächtig,
mein herz freut das sehr.

Gedichte, wiederveröffentlicht

Ich werde in den kommenden Tagen einige meiner Gedichte (wieder)-veröffentlichen.

Das Netz merkt sich zwar alles, wie man allerorten hört und liest. Es ist gleichwohl ein flüchtiges, ein vergängliches Medium. – Und in der Menge an Material, die täglich, stündlich, minütlich online gestellt wird, fällt es sowieso nicht weiter auf, wenn manches ein zweites oder ein drittes Mal erscheint, :-).

Ich beginne morgen, am Valentinstag mit einem, wie kann es anderes sein, Liebesgedicht aus dem Jahre 2004, das keine Silbe weniger gültig ist als zur Stunde der erstmaligen Niederschrift…