etwas klagsam, aber doch mit großer leidenschaft beschreibt jana hensel die situation ihrer „generation“ zu zeiten des mauerfalls und danach: kinder, die 1989 teenies waren. pubertierende, nicht reif genug, um die neue zeit sofort mit offenen armen begrüßen zu können. eher irritiert vom verlust dessen, was bisher als selbstverständlich galt.
gleichzeitig waren diese kids schon zu alt, um die plötzlich verschwundene DDR schnell abzustreifen wie ein altes, abgetragenes hemd, das man nur trug, weil es kein besseres gab, nicht weil man es lieb gewonnen hatte. die jana hensels dieser zeit hatten dieses seltsame land bereits lieb gewonnen…
ich bin etwa 10 jahre früher in diese zone hineingeboren worden. mir ist die ambivalenz sehr vertraut, die viele menschen mit diesem teil deutschlands verbunden hat. einerseits war dieses land einem ein jahrelanger, ausrechenbarer, irgendwie auch vertrauter weggefährte, der zwar ein bisschen meschugge daher kam, aber im grunde seines herzens ganz ok war und gutes wollte. andererseits hasste man es für all die uneingelösten hohen ansprüche, insbesondere die moralische überheblichkeit, mit der sich das gebilde zur größten DDR der welt aufschwang.