Qualität im Gesundheitsjournalismus – das Buch

Bei SpringerVS erscheint dieser Tage ein Buch, das sich der Berichterstattung über Gesundheit und Krankheit in den Medien (Print, TV, Radio, soziale Netzwerke) widmet. Zusammengestellt hat das Werk eine Arbeitsgruppe rund um Volker Lilienthal, den Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für die Praxis des Qualitätsjournalismus am Hamburger Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft.

Titel-Qualitaet-GesundheitsjournalismusIm einleitenden Kapitel benennen und erläutern die Herausgeber die verschiedenen Rollen, die der Gesundheitsjournalismus in den Medien zu erfüllen hat: Das Genre dient als Ratgeber und erfüllt die Funktion der Krisenberichterstattung (EHEC, Vogelgrippe). Gleichzeitig sind Gesundheitsthemen Teil des politischen Journalismus, wenn über politische Entscheidungen, Gesetzgebungsprozesse und den medizinisch-industriellen Komplex (Pharmaindustrie, Krankenhäuser, Ärzteschaft) berichtet wird. Natürlicherweise ist der Gesundheitsjournalismus  auch in den WIrtschaftsressorts verankert, denn für Gesundheitsleistungen werden in Deutschland jährlich ca. 300 Milliarden Euro umgesetzt. Schließlich sind es ethische Fragen, die der Gesundheitsjournalismus zu bearbeiten hat –  von der aktiven Sterbehilfe über das Embryonenschutzgesetz bis zur Präimplantationsdiagnostik.

Der Sammelband vereint Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft (u.a. Volker Lilienthal, Holger Wormer, Marcus Anhäuser, Joachim Trebbe) und Praxis (u.a. Martina Keller, Werner Bartens, Volker Stollorz) – entsprechend der Gliederung in die beiden großen Themenkomplexe: Gesundheitsjournalismus und Wissenschaft sowie Gesundheitsjournalismus und Praxis.

Auch ich bekam die Gelegenheit, einen Beitrag zu leisten: „Garbage in – garbage out“ – wenn die journalistischen Quellen vergiftet sind“. Darin zeige ich die Schwierigkeiten auf, denen Journalistinnen und Journalisten begegnen, wenn ihnen gezielt und absichtsvoll vergiftete Quellen zur medialen Verwertung angeboten werden. Dazu gehören bspw. Fachaufsätze in renommierten Zeitschriften, in denen die Industrie ihre Rolle als Auftraggeber verschleiert. Zu diesem Panoptikum zählen Medikamenten-Hersteller, die durch planvolles Verschweigen verhindern, dass bspw. der gesamte Umfang eines Medikamenten-Nebenwirkungsprofils bekannt wird. In dieser Reihe stehen aber auch Forscherinnen und Forscher, die Daten erfinden oder unangemessene Auswertungsstrategien verwenden, um ihre Ergebnisse in besserem Licht erscheinen zu lassen.

Ich habe ein paar ältere Blogbeiträge verlinkt, die thematisch mit dem Buch-Beitrag verbunden sind:

https://blog.zettmann.de/2007/02/08/anti-dementiva-was-haben-wir-gelernt/

https://blog.zettmann.de/2007/02/11/gelber-curry-und-das-gedachtnis/

https://blog.zettmann.de/2008/02/08/pseudoscience/

https://blog.zettmann.de/2008/03/24/was-kostet-es-medikamente-zu-vermarkten/

https://blog.zettmann.de/2008/04/24/alzheimer-drugs-the-evidence-is-still-not-convincing/

https://blog.zettmann.de/2008/04/25/studien-zu-alzheimer-medikamenten-und-die-studien-autoren/

https://blog.zettmann.de/2012/04/13/nochmal-vergiss-alzheimer/

https://blog.zettmann.de/2013/04/01/novartis-verliert-patentschutzstreit-in-indien/