Gesundheitskiosk in Solingen eröffnet

Ende September 2023 wurde in der Stadt Solingen in NRW ein weiterer Gesundheitskiosk eröffnet. Hier haben sich die Stadt Solingen, die AOK Rheinland-Hamburg, die Bergische Krankenkasse sowie das lokale Ärztenetz solimed zusammengetan, um im früheren Impfzentrum niedrigschwellig zu beraten, zu lotsen, zu begleiten – oder im besten Fall Krankheit zu verhindern.

Inzwischen sind vier Standorte in NRW (Köln, Aachen, Essen und nun Solingen) und drei Standorte in Hamburg (Billstedt, Horn, Mümmelmannsberg) aktiv – vorangetrieben und kofinanziert vor allem durch die AOK Rheinland-Hamburg.

Der neue heiße Scheiß – ChatGPT

Die im Beta-Status freigelassene Chatumgebung ChatGPT (Chat Generative Pre-Trained Transformer) von OpenAI hat auch mich in den Bann gezogen. Seit ich mich Mitte der 1990er Jahre erstmals via Telnet mit dem Chatterbot ELIZA ausgetauscht habe, faszinieren mich responsive Umgebungen, die (nahezu) unvorhersehbar reagieren.

ELIZA war in den 1960ern von Joseph Weizenbaum gecodet worden, um seinen Informatikstudierenden das Objekt-orientierte Programmieren näher zu bringen. Dass er damit einen beziehungsfähigen Algorithmus erschuf, war anfänglich nicht mal Weizenbaum selber klar. Immerhin räumte er ein, dass der gesprächspsychotherapeutische Ansatz, wie er von Carl Rogers entwickelt worden war, als Blaupause für die Responsiveness von ELIZA gedient hatte. Den Turing-Test allerdings konnte ELIZA nicht bestehen.

Zu der Zeit in den 1990ern waren auch so genannte Multi-User Dimensions (MUDs) ein großer heißer Scheiß, auf die sich die Nerds der Zeit stürzten: Welten bauen, Figuren erschaffen, Rollen spielen. Alles auf ASCII, die Bilder entstanden zwischen den Ohren. Umgebungen, in denen Rollenspielcharaktere text-basierte Phantasiewelten erschufen. Figuren bewegen, die Gesetze der Physik außer Kraft setzen und andere User mit Tricks, Zauberwerkzeugen oder Rätseln in der Umgebung halten. Die Grundlagen des Metaversums und der Avatare wurden unter anderem in den MUDs entwickelt. Neal Stephenson lieferte 1992 die Textgrundlage: „Snow Crash“.

Social Media haben uns das Spielen von Rollen weiter erleichtert. Und die Umgebungen mit ihren Algorithmen ziehen uns magisch hinein in ihre Welten. Die Aufmerksamkeit zu fesseln, gehört zur DNA der rasanten digitalen Umwälzung, von ELIZA bis Facebook und TikTok.

Nun also ChatGPT.

Geht damit Wissenschaft? – meine Frage heute, über die Responsiveness hinaus. Turing könnte das Ding vielleicht schaffen, aber ich zweifele.

Fünf erste Erkenntnisse zu ChatGPT:

1. Ein Zeitgrab.
2. Don’t trust – das Ding erfindet doi und url, wenn der Nutzer solche Links anfordert.
3. Das Ding ist eine Über-KI, die auch Heuristiken und Schätzungen zu den eigenen Chatverläufen abgibt, anstatt sie einfach sortiert zusammenzufassen.
4. Die KI ist kreativ, aber for sure keine Suchmaschine (was auch niemand je behauptet hat, der an der Entwicklung beteiligt war).
5. Um die Bot auszuprobieren, sollte ein Thema gewählt werden, mit dem die User sich einigermaßen auskennen. Dann fällt die Verschleierungsmasche eher auf – bzw. das Ergebnis der eingebauten Höflichkeit, möglichst häufig eine Antwort Im Sinne der User zu produzieren.

Alles in allem: Wer sich darauf einlässt, hat viel Spass und kann einiges lernen, aber Zeit braucht der Konversation auf jeden. Zwar ist die Beziehung zu ChatGPT kaltstartfähig, aber der Bezug zu den inneren Werten eröffnet sich auch hier erst im Laufe der Zeit.

Gesundheitskioske in Essen eröffnet

In NRW wurden weitere Gesundheitskioske eröffnet.

Diesmal gelang es in Essen, gleich mit zwei Standorten in Altenessen (Alte Badeanstalt) und in Katernberg zu starten.

Die AOK Rheinland/Hamburg, der Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse) sowie das Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen e.V. und das Ärztenetz Essen Nord-West e.V. haben eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet, um ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für Gesundheits- und Präventionsthemen sowie die Begleitung innerhalb des komplexen Versorgungssystems zu ermöglichen.

Gesundheitskiosk in Aachen eröffnet

In Aachen ganz im Westen der Republik hat eine Kooperation der Städteregion Aachen, zu der weiterere zehn Kommunen gehören, und der AOK Rheinland/Hamburg zur Eröffnung eines weiteren Gesundheitskiosks geführt.

Ab sofort können in den Arkaden Aachen niedrigschwellige Beratungsangebote wahrgenommen werden.

Geplant ist, Möglichkeiten der Begleitung und Lotsung in die gesamte Städteregion auszuweiten – um auch die Menschen im regionalen Umfeld Aachens daran teilhaben zu lassen.

Positive Beschlussempfehlung: Gemeinsamer Bundesausschuss zum Gesundheitskiosk Billstedt/Horn

Es gibt nun endlich eine Stellungnahme und einen Beschliuss des G-BA zum Innovationsfondsprojekt Gesundheitskiosk Billstedt/Horn.

https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/beschluss-dokumente/138/2022-02-16_INVEST_Billstedt.Horn.pdf

Der Beschlusstext des G-BA liest sich verhalten, lässt aber dennoch hoffen, dass die Kostenträger (Gesetzliche Krankenversicherungen) sich einen Ruck geben und diese wohnortnahen Versorgungsangebote in deprivierten großstädtischen Regionen zukünftig unterstützen werden.

Im Beschlusstext ist viel von prüfen, bitten und empfehlen die Rede. Am Ende ist die Stellungnahme aber dennoch wohlwollend genug ausgefallen, um das Format mit Kostenträgern und Kommunen weiterentwickeln zu können.

Unter dem Link zur G-BA Seite sind auch der Evaluations- und der Abschlussbericht einsehbar.

https://innovationsfonds.g-ba.de/beschluesse/invest-billstedt-horn-hamburg-billstedt-horn-als-prototyp-fuer-eine-integrierte-gesundheitliche-vollversorgung-in-deprivierten-grossstaedtischen-regionen.59

Zwar haben sich die meisten Patient:innen-relevanten Outcomes und Indikatoren als eher unverändert erwiesen, was aber womöglich a) dem insgesamt sehr kurzen Evaluationszeitraum und b) der beginnenden Pandemie im Evaluationsjahr 2020 geschuldet ist. Die Arbeitsbelastung der beteiligten Ärzt:innen ist nicht gesunken, und deren Arbeitszufriedenheit ist nicht gestiegen. Dennoch nun diese positive Stellungnahme.

Es gibt ein Reihe von anderen Aspekten, die hier wohl den Ausschlag geben. So war die Aufnahme in den Stadtteilen Billstedt, Horn und Mümmelmannsberg sehr positiv. Von der Bevölkerung und den Betroffenen wurde das Projekt stark getragen. Zudem hat sich die Vernetzungsarbeit im Stadtteil ebenfalls als sehr wertvoll erwiesen. Diese wichtige Komponente zielte u.a. darauf ab, im sozialen Hilfesystem auf keinen Fall doppelte Strukturen entstehen zu lassen und enge Kooperationsstrukturen aufzubauen.

Lehrbuch Allgemeinmedizin erschienen

Dieser Tage ist ein neues Lehrwerk für das Fach Allgemeinmedizin erschienen. Da ich in einer allgemeinmedizinischen Abteilung arbeite, dessen Chef Mitherausgebender des Werkes ist, hatte ich die Gelegenheit, zwei Kapitel beizutragen.

In Kapitel 9 stelle ich gemeinsam mit Martin Scherer das Gesundheitssystem in Deutschland dar – mit speziellem Blick auf die ambulante, und darunter die hausärztliche Versorgung. Von Strukturmerkmalen über die Selbstverwaltung der beteiligten Akteur:innen (Kassenärztliche Vereinigung KV; Gemeinsamer Bundesausschuss G-BA) bis zu hausarztzentrierten Versorgungsmodellen spannen wir den Bogen

In Kapitel 10 geht es um die konkrete Anwendung von Maßnahmen und Methoden, die das Selbstmanagement fördern helfen. Meine Kollegin Sarah Porzelt und ich beschreiben Interventionen, die im Alltag einer hausärztlichen Praxis hilfreich sein können: Vom Ansatz, motivierend Gespräche zu führen, über die 5 A’s (Ask, Advise, Agree, Assist, Arrange) bis zur Anwendung von Zielerreichungsskalen.

Insgesamt bringt das gewichtige Werk 2,75 kg auf die Waage, enthält 932 Druckseiten in insgesamt 112 Kapiteln. Allein das Register umfasst 27 Seiten. Der allgemeinmedizinische Hauptteil verlässt die klassische Darstellung von Erkrankungen entlang von Organssystemen. Vielmehr rücken hier Leitsymptome, oftmals zunächst unspezifische Beschwerden ins Zentrum, die häufige Beratungsanlässe in der allgemeinmedizinisch-internistisch-hausärztlichen Versorgung sind: Halsschmerzen, Beinschmerzen, Schluckbeschwerden, Hautirritationen – oder ein auffälliges Labor wie es bei erhöhten Leberwerten der Fall ist.

Das Lehrbuch kostet €119, und ist bei den einschlägigen Buchhändlern zu beziehen, um die Ecke genauso wie auf der Verlagswebseite.

Primäre Gesundheitsversorgung

EIn Beitrag für die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention.

Primäre Gesundheitsversorgung / Primary Health Care. https://www.leitbegriffe.bzga.de/systematisches-verzeichnis/wissenschaftliche-perspektiven-bezugsdisziplinen-theorien-und-methoden/primaere-gesundheitsversorgung-primary-health-care/ doi:10.17623/BZGA:224-i096-1.0

ScienceSpamSlam

A couple of years ago I was sick and tired of the science spam I got on a daily basis. So I thought, exposing the spammers would have an effect reducing the crap. Stupid idea.

Like Jeffrey Beall, who once edited a long list of predatory open access publishers (https://beallslist.weebly.com/), I wanted to increase the sensitivity of scientists what kind of journals and publishers do prey for their scientific work – and what methods they use to stalk scientists.

These publishers offer platforms for young scientists in need for a journal and they especially seem to solicit papers from scientists in underprivileged regions beyond the western hemisphere – as publishing culture is heavily biased in favor of western scholars.

Nonetheless, primary goal in acquiring manuscripts is to make money for very little value. Open access options in Elsevier or Springer journals are probably far too expensive for scientists with less public funding – but everyone who publishes in journals soliciting manuscripts should know that their scientific work is put into a fraudulent environment: false impact factors and other misleading metrics, false claims where the journal is indexed and so on.

So why do I want to do all that? I hope making spam mails from predatory, fraudulent publishers public will decrease the amount of it. And maybe, there is a chance to ROFL about some of the very ridiculous attempts to solicit my scientific work.

https://blog.zettmann.de/2016/11/30/sciencespamslam-100/
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No. 41
No. 40
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https://blog.zettmann.de/2016/10/26/sciencespamslam-1/

Soziale Probleme in der Hausarztpraxis

Eine Arbeitsgruppe an Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin des UKE hat Hausärztinnen und Hausärzte in Norddeutschland zur Häufigkeit von und dem Umgang mit sozialen Problemen im Praxisalltag befragt. Arbeitslosigkeit, Wohnungs- oder Finanzprobleme kommen in der Praxis häufig vor. Die Ergebnisse sind nun in der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen veröffentlicht worden.

Die Datei ist hier abgelegt: Zimmermann-ZEFQ-2018

Soziale Probleme in der hausärztlichen Versorgung – Häufigkeit, Reaktionen, Handlungsoptionen und erwünschter Unterstützungsbedarf aus der Sicht von Hausärztinnen und Hausärzten

Hintergrund
Patientinnen und Patienten nehmen die hausärztliche Versorgung häufig für gesundheitliche Beschwerden in Anspruch, die mit sozialen Problemen verbunden sind. Diese primär nicht-medizinischen Versorgungsthemen können den Krankheitsverlauf erheblich beeinflussen. Bisher ist wenig darüber bekannt, in welchem Ausmaß Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit im hausärztlichen Setting vorkommen,wie Hausärztinnen und Hausärzte darauf reagieren und welche Unterstützung sie sich im Management dieser Probleme wünschen.

Fragestellung
Was sind die häufigsten aus hausärztlicher Sicht wahrgenommenen gesundheitsbezogenen sozialen Probleme und wie hängen sie mit Arzt- und Praxis-Merkmalen zusammen? Wie gehen niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte mit den von ihnen wahrgenommenen sozialen Problemen um und welche Art der Unterstützung wünschen sie sich?

Material und Methoden
Postalische Fragebogenerhebung angelehnt an „Kapitel Z Soziale Probleme“ der International Classification of Primary Care – 2nd Edition: Der Fragebogen wurde an alle Hausärztinnen und Hausärzte in den Bundesländern Hamburg (n=1593) und Schleswig-Holstein (n=1242) verschickt, deren Adresse zur Verfügung stand.

Ergebnisse
N=489 Fragebögen (17,2%) konnten ausgewertet werden. Mindestens dreimal wöchentlich sehen sich Hausärztinnen und Hausärzte mit finanziellen Problemen (53,4%), Problemen am Arbeitsplatz (43,7%), sozialer Isolation/Einsamkeit (38,7%) sowie Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen (25,5%) konfrontiert. Eher selten wird die körperliche Misshandlung (0,8%) benannt. Aus Praxen mit einem hohen Anteil von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund wurden deutlich erhöhte Problemhäufigkeiten berichtet.

Diskussion
Die Fragebogenerhebung unter nordwestdeutschen Hausärztinnen und Hausärzten belegt: Soziale Probleme sind ein häufiges Thema im hausärztlichen Praxisalltag. Finanzielle Probleme, Probleme mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit sowie Probleme mit sozialer Isolation/Einsamkeit wurden am häufigsten wahrgenommen.

Schlüsselwörter
Hausärztliche Versorgung, soziale Probleme, Häufigkeit, Hausärztinnen und Hausärzte, Fragenbogenerhebung

Social problems in primary health care – prevalence, responses, course of action, and the need for support from the point of view of General Practitioners

Background
Very often patients utilize primary care services for health conditions related to social problems. These problems, not primarily of medical nature, can severely influence the course of an illness and its treatment. Little is known to what extent problems like unemployment or loneliness occur in a general practice setting.

Objectives
What are the most frequent health-related social problems perceived by the general practitioner (GP)? How are these problems associated with GP- or practice characteristics?

Materials and methods
Cross-sectional, postal questionnaire survey, questions derived from „Chapter Z social problems“ of the International Classification of Primary Care – 2nd edition. We’ve mailed questionnaire to available GP-adresses in the federal states of Hamburg (n=1593) and Schleswig-Holstein (n=1242).

Results
N=489 questionnaires (17,2%) could be analysed. At least three times a week GPs were consulted by patients with poverty/financial problems (53,4%), work/unemployment problems (43,7%), patients with loneliness (38.7%) as well as relationship problems with partner (25,5%). Rather seldom GPs reported perception of assault/harmful event problem (0,8%). Practices with high proportions of migrant patients were reported as having the most frequent problems.

Conclusions
This postal survey amongst GPs in Northwestern Germany reveals: Social problems are a highly prevalent issue in routine primary care. Financial problems, job problems as well as loneliness were most frequently perceived as social problems by GPs. GPs in excess of care for migrant patients reported more social problems.

Keywords
Primary care, social problems, prevalence, postal survey, General Practitioner