Kind und Zähne putzen, update

Nach all der Klage und dem getexteten Widerstandsbewältigungsversuch geschehen nun die erhofften Zeichen und Wunder: Unser Sohn beschwert sich weiter („Nicht Zähne putzen!“), aber er beginnt, das abendliche Ritual hinzunehmen.

Erste Regel: Vom Widerstand nicht abschrecken lassen, nicht nachgeben!

Zweite Regel: Auf dem Wickeltisch, auf dem Rücken.

Dritte Regel: Mit ein paar sprudelnden und gurgelnden Nonsens-Geräuschen meinerseits, dem Lied auf den Lippen und einem stets albernden, aber unaufgeregten Ton das Kind dazu bringen, möglichst zu lachen und möglichst den Mund offen zu halten.

Vierte Regel: Nach dem abendlichen Zähneputzen nichts anderes mehr als Wasser verabreichen!

Fünfte Regel: Keine gesüßten Getränke!

Zettis Zahnputzlied

Nach all der öffentlich verhandelten Verzweiflung ob der kindlichen Zahnputzabneigung, versuche ich nun, musikalisch gegenzuhalten:

(Melodie: „Brüderchen, komm tanz mit mir“)

Kindchen, komm und putz mit mir,
deine Bürste geb ich dir.
Einmal hin, einmal her,
das gefällt den Zähnen sehr.

Mit dem Bürstchen putz, putz, putz,
spüln wir weg den ganzen Schmutz.
Einmal oben, einmal unten,
schon ist all der Schmutz verschwunden.

Mit der Creme auf dem Schmelz,
putzt du weg den alten Pelz.
Einmal da, einmal hier,
schon ist weg das Ungetier.

Dieses Liedchen ist das Beste,
um zu tilgen Essensreste.
Einmal hin, einmal her,
Zähne putzen ist nicht schwer.

Copyleft: Thomas Zimmermann. All rights reversed.

Hyperaktiv durch Lebensmittelzusätze?

Letzte Woche veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift The Lancet eine Studie zu künstlichen Zusätzen in Lebensmitteln. Die Arbeit der englischen Forscher ging der Vermutung nach, eine hohe Menge solcher Farb- und Konservierungsstoffe im täglichen Nahrungs- und Getränkeangebot könnte hyperaktives Verhalten von 3-jährigen und 8 bzw. 9-jährigen Kindern begünstigen.

Um herauszufinden, wie die Zusätze unter kontrollierten Bedingungen wirken, verabreichten die Untersucher den Kindern in der einen Woche ein farbgleiches und identisch schmeckendes Placebo, in der nächsten einen aktiven Mix A und in der übernächsten Woche einen aktiven Mix B. Als Zielgröße wählten die Autoren einen von ihnen so genannten Global Hyperactivity Score.

Die Studie erbringt gemischte Resultate: Bei den Dreijährigen erbringt Mix A Resultate im Sinne der Vermutungen. Mix A erhöht also die Hyperaktivität statistisch bedeutsam. Mix B jedoch schlägt nicht an. Bei den 8- bzw. 9-Jährigen wirken sich beide Zubereitungen aufs Verhalten aus. Allerdings gilt dies nur für jene Teilnehmer, deren Eltern von einer besonders zuverlässigen Einnahme der Substanzen berichten.

Eindeutig interpretieren, so wie die Autoren es tun, lässt sich die Studie aufgrund dieser Ergebnislage eher nicht. Der Beleg, dass künstliche Farb- und Konservierungsstoffe zu vermehrter Hyperaktivität führen ist sicherlich nicht erbracht.
Kinder insgesamt weniger all den künstlichen Farbstoffen und sonstigen Lebensmittelzusätzen (in Gummibärchen, Fruchtsäften, Lakritzen, usw.) auszusetzen, ist bestimmt hilfreich – zumal über die reguläre Nahrung noch genügend dieser Stoffe aufgenommen werden.

Verrückt nach Autos…

Endlich erweist sich auch der Automobilteil der Tageszeitungen als nützlich: Unser Kind kann mit dem Finger nacheinander auf alle abgebildeten Autos zeigen und jedes Mal dazu sagen: „Auto.“ So lebt er seine Autovernarrtheit aus, die sich auch noch so äußert: Das Kind spricht im Schlaf und sagt dabei „Auto“ – manchmal auch: „Rasenmäher“. 50 mal „Auto“ am Morgen nach dem Aufstehen gehört zu unserer akustischen Normalversorgung.

Eine der grotesken Blüten dieser Leidenschaft: Wo andere Kinder ein Kuscheltier herzen, wenn Sie ins Bett gehen, drückt unser Sohn ein Auto an die Brust – je nach Größe des Teils kann das auch leicht unbequem werden. Und das alles bei einem Vater, der erst mit 38 Jahren eine deutsche Führerscheinprüfung bestanden hat.

Kind und Zähne putzen

In der Verzweiflungsliste, die ich vorgestern zusammengestellt habe, hätte ich doch konsequent sein sollen – und besser zehnmal Zähne putzen auf die Plätze gesetzt. Ich wollte wahrscheinlich am Ende doch nicht wahrhaben, wie schlimm es ist.

Kindliches Sprachspiel

Je mehr Begriffe unser Kind in seinen Wortschatz aufnimmt, desto unerwarteter die Kombinationen im kindlichen Sprachspiel. Neulich verabschiedete ich mich mit dem Satz „Papa geht arbeiten.“ Das Kind antwortete: „Papa arbeiten. Rasenmäher.“

Das Wort benutzt er seit einiger Zeit – und er erkennt eine solche Maschine (Gegenprobe!) in den städtischen Grünanlagen sofort, wenn jemand damit vorbeifährt.

Und warum Rasenmäher? Außerhalb des Haushalts ist das so ziemlich die einzige Arbeit, die er mich bisher hat verrichten sehen: Papa mäht im Garten den Rasen.

Weitere Folgen dieser kleinen Serie:

Kindliches Sprachspiel 2
Kindliches Sprachspiel 3
Kindliches Sprachspiel 4
Kindliches Sprachspiel 5

Zwillinge

Heute ist mir klar geworden, warum es lustig sein kann, als Zwilling aufzuwachsen: Vor einem Supermarkt stand eine Mutter mit einem Zwillingskinderwagen. Die beiden Kleinen, ungefähr 18 Monate alt, beschäftigten sich Spielzeug in ihrem Wagen. Dabei summten sie synchron und ohne sich weiter füreinander zu interessieren, dieselbe Melodie.

Und dann wird der eine Staatspräsident und der andere Ministerpräsident…

Ein Kind voller Leidenschaft

Neulich standen wir (ein paar Erwachsene) mit unseren Eistüten in der Hand vor einer Eisdiele. Ich trug das Kind auf dem Arm und bot ihm meine Schoko-Pfefferminz-Eistüte an. Kindchen verzog das Gesicht, sehr zur Verwunderung der Anwesenden: „Was ist das denn für ein Kind?“

Als klar wurde, dass ich der Schuldige bin, weil ich abstoßendes Pfefferminz-Eis gekauft hatte, boten alle anderen dem Kind ihre Eistüten an. Der Kleine guckte skeptisch – und nahm eines dieser Angebote erst an, als ich mir etwas Eis auf den kleinen Finger strich. Er kam auf den Geschmack und verlangte: „Mehr!“.

Auch an meiner Eistüte fand er plötzlich Gefallen. Er leckte daran, aber ich wollte sie ihm nicht vollständig überlassen. Stattdessen nahm ich mir selber etwas von dem Eis. Diese unglaubliche Unverfrorenheit, an meinem Eis zu lecken, erboste das Kind so sehr, dass es sich in einen Wutausbruch hinein steigerte: Er brüllte und greinte und zeterte. Er zeigte mit dem Finger auf mich und suchte Blickkontakt zu den Umstehenden – als fordere er Solidarität, als wolle er sagen: „Ihr habt es auch gesehen. Er hat das Eis genommen. In seinem Mund ist es verschwunden.“

Dabei steckte er mir tatsächlich seine Finger in den Mund, als könne er sich das Eis auf diese Weise zurückholen. Es dauerte ein paar Minuten bis die Wut und das Schluchzen wieder abschwollen. Ich war ziemlich beeindruckt und benommen vom bühnenreifen Auftritt meines Sohnes. Anderthalb Jahre und schon versucht er, Koalitionen gegen den eigenen Vater zu schmieden. Wohin soll das noch führen?

Sprachliches Aufmarschgebiet

Manchmal erschrecke ich, wenn ich mich zu unserem Sohn reden höre: Vorsicht! Achtung! Aufpassen! Heiß! Füße heben! Augen auf! Psst! Und wieder: Achtung! In neun von zehn Fällen nützt der Befehlston nix. Das Kind rennt trotzdem gegen die Tür, stolpert über Spielsachen oder die eigenen Füße und holt sich Beulen.

Dennoch kann ich meine Versuche, Gefahren und Schaden vom Kind (oder anderen…) abzuwenden, nicht unterdrücken. Impulsartig schiessen die Imperative aus mir heraus – und ich warte darauf, dass das Kind mich damit aufzieht. Schon heute schmeißt er etwas auf den Boden, legt den Finger auf die Lippen und sagt „Psst!“…