Die Elbe – vor und nach der Flut

Gestern habe ich zwei Bilder aus dem Wetterbericht der ARD ausgeschnitten, die zeigen, wie sich die Elbe durch den vielen Regen in Tschechien und Südostdeutschland zu einer Seenlandschaft verändert hat.

Die Elbe zwischen Magedeburg und Tangermünde am 05. Mai.

Die Elbe zwischen Magedeburg und Tangermünde am 08. Juni.

Dresden enterbt

Das UNESCO-Welterbekomitee hat sich wie erwartet entschieden: Die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal gehört nicht länger zu jenen Orten, die den Status Weltkulturerbe tragen dürfen.

Nach dem Bürgerentscheid für die Brücke, einer Abstimmung des Stadtrates dagegen und einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes für den Bau sowie einem letzten Aufschub durch das Komitee im vergangenen Jahr, ist das Elbtal heute aus der Liste gestrichen worden.

Immerhin sieht die UNESCO für Dresden durchaus Chancen bei einer neuen Bewerbung (Zitat): „The Committee said that Germany could present a new nomination relating to Dresden in the future. In doing so, the Committee recognized that parts of the site might be considered to be of outstanding universal value, but that it would have to be presented under different criteria and boundaries.

Bau- und Entwicklungswahn hin oder her, Ungeschicktheiten hier, politisches Versagen dort: Das Ensemble, das die Stadt der Welt zu bieten hat, bleibt einmalig – und wird auch weiterhin ein heiß begehrtes Reiseziel bleiben.

Dresden muss Brücke bauen

Der sächsische Verfassungsgerichtshof hat heute beschlossen, die Beschwerde der Stadt Dresden gegen den Entscheid des Oberverwaltungsgerichts zu verwerfen. Somit muss Dresden nun beginnen, Bauaufträge für die inzwischen mächtig umstrittene Waldschlösschenbrücke zu vergeben.

Letzte Woche noch verbreitete sich durch eine Entscheidung des Stadtrates die Hoffnung, Dresden könne eventuell über neue Architekten-Vorschläge den Welterbestatus retten. Wenn diese bis zum 23. Juni, dem Sitzungstag des Welterbe-Komitees, vorlägen, stimmte das vielleicht die UNESCO-Entscheider milder.

Das Verfassungsgericht erteilt dieser Strategie heute eine Absage – oder ist es möglich, quasi on the fly, von einem Brückenbauplan zu einem anderen zu wechseln? Unklar bleibt, wie die Geldgeber, Bund und Land, reagieren. Das Land hat zumindest einmal 96 Millionen für den Bau vorgesehene Euro eingefroren.

Chronologie der Debatte (Quelle: SPIEGEL Online)

Heute vor 21 Jahren…

… „habe ich rübergemacht“, wechselte von Ost nach West, von Dresden in die Fremde, „vom Regen in die Jauche“ (Biermann). Am Tag zuvor aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen, betrat ich auf dem Frankfurter Hauptbahnhof westlichen Boden. Ein unerhörtes Ereignis für einen 21jährigen DDRler. Der laute Knall, mit dem sich die Tür „DDR“ hinter mir schloss, dröhnte mir lange in den Ohren. Eine Rückfahrkarte gab es ja nicht.

Dreieinhalb Jahre, bis zum Fall der Mauer blieb mir der Zugang versperrt, trotz wiederholter Einreiseversuche. Ich war selber überrascht, wie sehr sich die Sehnsucht nach diesem eigenartigen, absurden Land, aber vor allen den Menschen dort nach und nach zu einer fixen Idee aufschaukelte. Hätte ich die Wahl gehabt zwischen 6 Monaten in den USA oder zwei Wochen in der DDR, hätte ich umstandslos das DDR-Ticket gelöst. Konsequenterweise brach ich dann im November 1989 meine Reise in die USA und nach Australien ab – und flog zurück von Honolulu (Hawaii) nach Frankfurt, reiste weiter nach Berlin und betrat vier Tage nach dem Mauerfall erstmals wieder ostdeutschen Boden. Ich setzte mich in einen Zug der Deutschen Reichsbahn und fuhr nach Dresden.

In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten wurde klar: Erst als ich endlich wieder die Möglichkeit hatte, heimatlichen Boden unter den Füßen zu spüren, nahm meine Rast- und Ruhelosigkeit überschaubare Ausmaße an.

Dresden streitet ums Erbe

Jetzt hat das Oberverwaltungsgericht in Bautzen entschieden: Die Waldschlösschenbrücke in Dresden muss sofort gebaut werden. Der Bürgerentscheid pro Brücke darf nicht länger aufgeschoben werden. Und nun? Weltkulturerbe adé?

Ich bin mit dem Blick aufs weltkulturelle Erbe aufgewachsen – damals sicher nicht so schön rausgesputzt, ohne Frauenkirche und ohne offiziellen UNESCO-Status. Mich irritiert die ganze Diskussion, manchmal erheitert sie mich. In Dresden sind seit dem 2. Weltkrieg in viel größerer Nähe zum so genannten Canaletto-Blick höchst hässliche Bebauungen entstanden. Darunter ist auch eine betongraue Elbquerung, die ihre Umgebung massiv beleidigt. Diese Brücke grenzt unmittelbar an die Brühlsche Terasse und das sonstige barocke Ensemble. All das hat das Welterbekomitee nicht abgehalten, den begehrten Status zu verleihen.

Warum also diese Debatte um eine Brücke, die fünf Kilometer flussaufwärts gebaut werden soll? Oder ist es doch das Tal (18 km vom Ostragehege bis nach Pillnitz), der Flusslauf, die weiten Elbwiesen und irgendwann auch der Blick auf die alten Steine, die ins Erbe der Weltgemeinschaft aufgenommen wurden? Die UNESCO-Angaben dazu schaffen Klarheit.