Die Süddeutsche Zeitung meldet aus dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock: Schwedische Eltern bevorzugten die Geburt von Töchtern. Finnische Eltern dagegen neigten eher dazu, Söhnen den Vorzug zu geben.
Auf der Seite der MPG werden die Befunde der Bevölkerungsforscher zusammengefasst: „Gendering family composition: sex preferences for children and childbearing behavior in the Nordic countries“.
Die Ergebnisse beruhen auf der Analyse der Geschlechterabfolge in den Familien: Eltern in Schweden bekommen nach zwei Töchtern oft keine weiteren Kinder. Finnische Familien kriegen in einer solchen Konstellation häufig noch einen Sohn. Schwedische Eltern mit zwei Söhnen jedoch sorgen oft noch dafür, dass eine Tochter hinzu kommt. Finnische Eltern begnügen sich in einem solchen Fall mit den beiden Söhnen…
So what? – Könnte man meinen, wenn nicht die Forscher folgende Erklärung bereit hielten: Eltern sind am Geschlecht ihrer Neugeborenen nicht desinteressiert, nur weil Frauen und Männer heute gleiche Chancen haben. Obwohl niemand bisher diese Behauptung (Eltern seien am Geschlecht ihrer Neugeborenen desinteressiert) aufgestellt hat, halten sie die Forscher nunmehr für widerlegt… So schön einfach kann Wissenschaft sein: Widerlege mit deinen Zahlen etwas, was nie zuvor jemand behauptet hat – und schon schreibt die Süddeutsche drüber.
Oder nochmal anders gewendet: Ist statistische Bedeutsamkeit auch kulturell bedeutsam? Bzw. denken wir, weil es statistisch bedeutsam ist, muss sich auch ein kultureller Effekt in den Zahlen abbilden? Ich habe da meine zweifel. Aber ich kenne auch die Schweden und die Finnen nicht sonderlich gut.