Neulich standen wir (ein paar Erwachsene) mit unseren Eistüten in der Hand vor einer Eisdiele. Ich trug das Kind auf dem Arm und bot ihm meine Schoko-Pfefferminz-Eistüte an. Kindchen verzog das Gesicht, sehr zur Verwunderung der Anwesenden: „Was ist das denn für ein Kind?“
Als klar wurde, dass ich der Schuldige bin, weil ich abstoßendes Pfefferminz-Eis gekauft hatte, boten alle anderen dem Kind ihre Eistüten an. Der Kleine guckte skeptisch – und nahm eines dieser Angebote erst an, als ich mir etwas Eis auf den kleinen Finger strich. Er kam auf den Geschmack und verlangte: „Mehr!“.
Auch an meiner Eistüte fand er plötzlich Gefallen. Er leckte daran, aber ich wollte sie ihm nicht vollständig überlassen. Stattdessen nahm ich mir selber etwas von dem Eis. Diese unglaubliche Unverfrorenheit, an meinem Eis zu lecken, erboste das Kind so sehr, dass es sich in einen Wutausbruch hinein steigerte: Er brüllte und greinte und zeterte. Er zeigte mit dem Finger auf mich und suchte Blickkontakt zu den Umstehenden – als fordere er Solidarität, als wolle er sagen: „Ihr habt es auch gesehen. Er hat das Eis genommen. In seinem Mund ist es verschwunden.“
Dabei steckte er mir tatsächlich seine Finger in den Mund, als könne er sich das Eis auf diese Weise zurückholen. Es dauerte ein paar Minuten bis die Wut und das Schluchzen wieder abschwollen. Ich war ziemlich beeindruckt und benommen vom bühnenreifen Auftritt meines Sohnes. Anderthalb Jahre und schon versucht er, Koalitionen gegen den eigenen Vater zu schmieden. Wohin soll das noch führen?