Unsinnige Kritik an der Kopfpauschale

Der vielstimmige Empörungskanon gegen die von der schwarz-gelben Koalition beabsichtigte Kopfprämie (aka Gesundheitsprämie, aka Kopfpauschale) verwendet ein Standardargument, das leider durch seine vielfache Wiederholung nicht richtiger wird: Angeblich wolle die Koalition, dass der Manager genauso viel Krankenkassenbeitrag bezahlt wie die Putzfrau oder wie sein Fahrer.

Gewerkschaften reden so, die Linke und manche selbst aus der CDU.

Wer auch immer das Argument in den kommenden Auseinandersetzungen erneut verwendet, erweist sich als schlechter Kenner der Gegebenheiten im Gesundheitssystem: Ein Manager oder ein Oberarzt, die Einkommen deutlich oberhalb der Versicherungspflichtgrenze (etwa 4000 Euro Brutto im Monat) kriegen, haben sich schon lange aus der Solidargemeinschaft verabschiedet. Die sind bereits privat versichert und zahlen weniger Beitrag als sie in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu entrichten hätten.

Erfindet die Koalition einen gescheiten Sozialausgleich, dann werden genau diese Leute, die sich aus der Solidarität verabschiedet haben, über das Steuersystem wieder eingefangen. Herr Rürup hat das für die CDU schon 2004 einmal durchgerechnet, woran ein Kommentar im Kölner Stadtanzeiger erinnert.

Dass sich der Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb oder Gelbschwarz, wie ich es nenne, eher wie ein Konjunkturprogramm für den medizinversicherungs-industriellen Komplex liest, steht auf einem anderen Blatt. Nur mit deutlich unsinnigen Argumenten sollte niemand dem darin enthaltenen Programm begegnen.

Ein Gedanke zu „Unsinnige Kritik an der Kopfpauschale

  1. Hallo Thomas,
    bin schon häufiger auf Deiner Seite gelandet, weil mich die EbM der Cholinesterasehemmer und so auch Eure, im BMJ veröffentlichte Studie interessiert hat. Doch zum Thema. Seit wann zahlen privat Versicherte weniger als gesetzlich Versicherte? Natürlich gibt es bei den Privaten einige billige Locktarife. Doch wer kann sie schon dauerhaft in Anspruch nehmen. Ich bin angestellter Assistenzarzt, habe Familie und verabschiede mich deshalb nicht aus der „Solidargemeinschft verabschiedet“, weil es sich auf die Dauer nicht rechnet. Auch aus meinen Erfahrungen als Arzt weiß ich, das die privaten Krankenkassen häufig nicht das halten, was sie in der Werbung vorgeben. So verweigert die private Krankenkasse z.B. bei der Volkskrankheit Schlaganfall häufig die stationäre AHB. Ich kann nur jeden davor warnen, sich von der irreführenden und manchmal geredezu widerwärtigen Werbung der privaten Krankenkassen beeindrucken zu lassen. Auch die sogenannte Chefarztbehandlung (die eigentliche Arbeit machen in der Regel die Assistenten)garantiert nur maximale Abrechnung aber keinfalls maximale Qualität. Ansonsten gilt auch für die privaten Krankenkassen: Wer wenig zahlt, bekommt auch wenig Leistung; er merkt es bloß vielleicht zunächst nicht, weil er das Kleingedruckte nicht gelesen hat. Die fairste, zuverlässigste und gemessen am Beitrag großzügigste Krankenversicherung ist nach meinen Erfahrungen immer noch die gesetzliche Krankenvericherung. Ich hoffe, das das auch die nächsten Jahre so bleibt.

    Grüße
    Hala

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