Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren
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Teil 28: Neid zwischen den Geschlechtern
Teil 29: Wie umgehen mit den neuen Lebenswirklichkeiten in Partnerschaften?
Teil 30: Männlicher Neid auf Frauen
Teil 31: Gebärneid – Frauen können Leben geben
Teil 32: Sexuelle Macht und sexuelle Potenz
Für viele Männer gelten Frauen als schwatzhaft, als redselige Tratschtanten. Sie blockieren das Telefon, erzählen sich stundenlang bis in die kleinsten Details die größten Unwichtigkeiten. Und doch halten Frauen auf eine Weise Kontakt zu den Vertrauten ihrer Umwelt, um die jene Männer sie beneiden, die nicht über diese Fähigkeit verfügen. Doch ist die männliche Abwertung des weiblichen Kommunikationsverhaltens tatsächlich eine neidische Reaktion?
Wahrscheinlich muss man mit ja antworten, die häufig feindseligen Reaktionen auf weibliche Gesprächsbedürfnisse sprechen jedenfalls dafür: Ratschtante, Klatschbase, Schwatzliese, Quasselstrippe – die Liste der Wörter ist lang, die eine Frau charakterisieren, die zunächst nur viel zu erzählen hat. Da Männern eher nachgesagt wird, sie seien die großen Schweiger, fällt es ihnen schwer zu verstehen, worüber sich Frauen immerzu austauschen können. So neiden die Männer ihnen wohl auch nicht das Gespräch an und für sich, sondern die daraus resultierenden sozialen Bindungen: Frauen kennen im Schnitt mehr Menschen als Männer, denen sie sich vertrauensvoll zuwenden können, wenn sie das Bedürfnis danach haben. Gerade in krisenhaften Situationen sehen sich Frauen stabiler eingebettet als Männer. Während sie nämlich zumeist eine beste Freundin haben, verfügen weitaus weniger Männer über einen Freund, mit dem sie sämtliche Freuden, aber auch Sorgen und Nöte teilen können.
Der männliche Neid auf die weibliche Kommunikationskultur und die Vielfalt der sozialen Bindungen kommt auch in den Interviews mehrfach zur Sprache. Da blicken die Männer neidisch auf ihre Frauen, weil sie sämtliche Einladungen der Familie erhalten oder sich verabreden können, wann sie Zeit und Lust dazu haben. Die Tatsache, nicht eingeladen oder nicht angerufen zu werden, signalisiert den Männern, dass sie sich weniger großer Beliebtheit erfreuen als ihre Frauen: Niemand denkt an sie. Niemand verspürt das Bedürfnis, sich mit ihnen zu unterhalten. Da sie an ihren Frauen sehen, wie wichtig diese Art des Austausches für das allgemeine Wohlbefinden sein kann, wird ihnen der Mangel erst recht bewusst – und legt die Grundlage für ihren Neid.
Die andere Gesprächskultur der Frauen führt zu einem weiteren Vorteil: Sie stärkt die sozialen Kompetenzen. Frauen lernen dadurch besser verstehen, wie soziale Beziehungen funktionieren. Durch die Erfahrungen jener Menschen, mit denen sie reden, verschaffen sie sich ein breiteres Hintergrundwissen über zwischenmenschliche Zusammenhänge. Der Wissensfluss, an dem Frauen dadurch teilhaben, beruht auf praktischer Anwendbarkeit und ist damit meist weniger abstrakt als das Wissen der Männer, die ihre Kenntnisse über die Welt häufiger als Frauen aus Büchern und anderen Medien beziehen.
Teil 34: Weiblicher Neid auf Männer
Teil 35: Neidisch auf die gesellschaftliche Macht der Männer?