Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren
…
Teil 28: Neid zwischen den Geschlechtern
Teil 29: Wie umgehen mit den neuen Lebenswirklichkeiten in Partnerschaften?
Teil 30: Männlicher Neid auf Frauen
Teil 31: Gebärneid – Frauen können Leben geben
Teil 32: Sexuelle Macht und sexuelle Potenz
Teil 33: Weibliche Kommunikationskultur, Sozialkompetenz, Bindungsfähigkeit
Die Geschichte des weiblichen Neids auf den Mann beginnt mit dem so genannten Penisneid: Das kleine Mädchen beginnt im Alter von etwa zwei, drei Jahren seinen Körper bewusst zu entdecken und dabei geschlechtsspezifisch wahrzunehmen. Das Mädchen stellt fest, durch Vergleich mit dem Vater, dem Bruder oder anderen männlichen Bezugspersonen, dass ihm ein wesentlicher Körperteil fehlt. Aus dieser Beobachtung nun schließt das Mädchen auf einen Mangel, fühlt sich zurückgesetzt und zu kurz gekommen – und empfindet Neid.
So weit die Theorie und die damit verbundene Unterstellung. Für den Erfinder des Penisneids, Sigmund Freud, mag die psychosexuelle Entwicklung des Mädchens so abgelaufen sein – und es finden sich bestimmt auch noch heute einige (wenige) Mädchen, bei denen Erkenntnis, keinen Penis zu haben, zu psychischen Verwerfungen führt. Doch aus heutiger Sicht spiegelt sich im Freudschen Gedankengang jener Blick auf die Welt, welcher den Mann zum Zentrum hat: „Wäre ich eine Frau, dann wäre ich neidisch darauf, keinen Penis zu haben.“ Freud erkennt im Laufe seines Lebens selbst, dass ihm die Frau der „dunkle Kontinent“ geblieben ist, der sich ihm nicht erschließt. Er hat ihren
Körper und ihre Sexualität nur als etwas begreifen können, dem es an etwas mangelt. Er hat es nicht verstanden, den eigenen männlichen Horizont zu überwinden.
Doch sosehr Freud seiner Zeit voraus war, sosehr ist er auch ein Gefangener seiner Zeit und der bürgerlichen Normen geblieben, die Anfang des 19. Jahrhunderts herrschten. Und die postulierten die gesetzmäßige Überlegenheit des Mannes über die Frau. Der Mythos von der Erschaffung Evas aus Adams Rippe fand hier seinen gesellschaftlichen Ausdruck.
Teil 35: Neidisch auf die gesellschaftliche Macht der Männer?