Sie (1997)

Sie erzählt sehr charmant,
Sie strauchelt galant,
Und schneidet Grimassen zum Biegen.

Sie wohnt weit im Land,
Schaut sich um mit Verstand,
Und hat unterm Fuss Tretminen liegen.

Sie belebt, sie erfrischt,
Sie beflügelt, hält gegen.
Sie ist wie gemacht auch zum Frösteln im Regen.

Sie flattert kokett, sie schaut scheu
Und sie zischt.
Noch nie hat mich so eine SIE so erwischt.

Die Perfektion (1997)

Die Perfektion liebt mich,
früh sah ich es kommen,
macht mich mal kaputt,
mal gänzlich benommen.

Sie lähmt, sie behindert,
frisst sich in mein Herz,
ich leide unsäglich
und hasse den Schmerz.

Sie richtet mein Leben,
gräbt sich in mein Denken,
es gibt keinen Ausweg,
verflucht sei ihr Lenken.

Die Perfektion stachelt,
das merke ich ständig,
sie bringt mich in Wallung
und hält mich lebendig.

Sie schmeichelt, sie wärmt,
sie sonnt das Gemüt,
dann ist sie mir nah,
ist wohl doch mein Geblüt.

Sie drängt mich zu handeln,
sie bringt mich nach vorn,
ich kann wohl nicht anders,
nun gelobt sei ihr Dorn.

Die Perfektion, selig,
ich kann es kaum fassen,
bezwingt mich alltäglich,
ich will nicht von ihr lassen.

Mein kleiner Gesell (2007)

Mein kleiner Gesell,
du hast es nicht leicht,
die Unbill ist hart,
die hienieden dich eicht.

Meist läuft die Nase,
mal schmerzt das Ohr,
dann tränt mal das Auge,
garnichts schützt dich davor.

Es schwirren die Keime,
so durch dich hindurch,
mal bist du erhitzt,
mal so kalt wie ein Lurch.

Bald geht es dir besser,
das seh ich genau,
du killst die Keime,
– leider sind die sehr schlau…

Sie tarnen sich frisch,
sind nicht zu belehren,
dein Körper muss üben,
sich ihrer zu wehren.

So zeigt dir die Unbill,
ihren garstigen Schlund.
Lehn’ Köpfchen an mich,
– und dann schlaf dich gesund!

It’s only Rock’n’Roll (Für J. – 1997)

We went from Kashmir to
In-a-Gadda-Davida
But My Generation
Couldn’t Get No Satisfaction.
Helpless
Further On Up The Road…

Never Mind The Bullocks
But didn´t u Wish U Were Here
All down The Long And Winding Road
Just to do it Your Way?

But as we returned from Nowhere Land
Magical Mystery Tours
Showed u that Happiness is a Warm Gun.
Because,
She´s like a Rainbow,
She Loves You,
A Sweet Child in Time.

As u Saw Her Standing There,
Did u do the Wilbury Twist
For this Foxy Lady?

She was Sailing
maybe Blowing her Answer in the Wind…
But as the Lamb Laid Down on Broadway
Brown Sugar
Broke The Wall
And She Was Hot saying
Too Old To Rock´n´Roll To Young To Die,
I am a Bitch
I am a Hellraiser
I am a Stargazer
and wish to have Breakfast in America
after Schools Out
In the Night They Drive Old Dixie Down.

Helter Skelter.
Merry Christmas.
Happy Birthday.

Selbstverteidigungsminister verteidigt sich nicht mehr

Der bekannteste Abschreiber der Nation hat ein Einsehen und verlässt die politische Bühne: Guttenberg tritt zurück.

Die wissenschaftliche und die Netzgemeinde haben das Thema in trauter Eintracht mit weiten Teil der veröffentlichten Meinung wachgehalten und dafür gesorgt, dass der Minister nach ein paar entschuldigenden Äußerungen nicht zur Tagesordnung übergehen konnte, sondern die von ihm sonst so hoch gehaltenen Maßstäbe von Verantwortung und Aufrichtigkeit (endlich) auf sich selber anwendet.

Wie sagt die Kanzlerin doch immer so schön: Das ist ein guter Tag für Deutschland.

am schreibtisch (2001)

jetzt sitz ich hier wieder
und quäle mich rum,
ich zähle die zahlen,
und denk dideldum,
was mach ich jetzt bloß
mit all diesem mist,
den zahlen, effekten,
den größen, den gruppen,
mir fällt aus den haaren,
ich sehe es, schuppen.

jetzt sitz ich hier rum,
ich quäle mich ab,
der chef weiter unten,
der hält mich auf trab.
ich lese artíkel,
ich such eine list,
zu sehen das ganze, große,
warum ich hier forsche,
zu verbessern die basis,
die leidiglich morsche.

jetzt sitz ich hier wieder
und seh mich verzagt,
mich quält dieser anspruch,
der stets an mir nagt,
ich wühl in den zahlen,
das leben ist trist,
die wissenschaft sträubt sich,
bleibt ganz ohne gnade,
das macht mir zu schaffen –
und ich find das schade.

Causa Guttenberg

Langsam schwellen die wissenschaftlichen Wogen an, die den Herrn zu Guttenberg aus dem Amt spülen werden. Der hier von mir empfohlene offene Brief an die Bundeskanzlerin hat nach ca. 3 Tagen etwa 15000 Unterzeichnerinnen hinter sich gebracht.

Zwar wirkt das Schreiben an manchen Stellen etwas naiv („Redliche und innovative Wissenschaft ist eine Grundlage des Wohlstands in unserem Land.“) und blendet die kungelhafte, interessensgeleitete, zitierkartellmächtige Wirklichkeit des Wissenschaftsbetriebes aus, aber die Aktion ist sinnvoll und notwendig und deswegen absolut unterstützenswert.

Also: Bitte unterschreiben, auch diejenigen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Wissenschaftsbetrieb zu tun haben!

http://offenerbrief.posterous.com/

Der Dichter – A Miniplay (1997)

„Ich kann dichten!“, ruft der Poet
ganz unerschrocken.
„Das hilft mir vielleicht morgen,
beim fröhlichen Zocken.“

Er verliert und verliert, aber er präsentiert
ungerührt seine Flocken.
„Jetzt kommt schon raus,
sonst gerät uns der Spielfluß ins Stocken.“
Als er ganz endgültig blank ist,
stellt er fest, dass mit Dichten,
hier nichts zu holen ist,
bei diesen Wichten…

„Ich kann dichten“,
sprudelt der Dichter naßforsch,
als es Zeit war zu richten.
„Nun“, hub Gott an, „dann beschreibe uns, Mann,
wie du vorsiehst zu lichten,
das Dickicht der Geschichten.

„Ich nehme ein Blatt“,
sprach Dichterherz satt,
„und beginne Worte zu schichten.“

„Und wie willst du leben mit all den Gewichten?“

„Es hüpft mir das Herz vor Vergnügen und Gier,
dir zu erzählen noch vielmehr von mir.
Doch wie das so ist mit den Geschichten
erwachsen sie täglich – wie auch die Nichten.
Was ist denn nun jetzt mit dem Richten?“

„Du scheinst mir ein Narr,
willkommen daheim,
sonst kommt hier nicht mal der Teufel rein.
Doch nach all dem Gelaber
muß ich ich mich entpflichten –
die Sorgen, sich Kümmern,
wer sonst solls verrichten?“

„Ich kann dichten“, dachte der Dichter
immer noch locker.
„Gott hat die Arbeit –
und ich bleib der Zocker.“

Mein Daypack (2002)

Ich trage mein Daypack
durch Nebel und Wind,
durch Sonne und Regen,
immer bin ich geschwind
dabei mich zu stärken,
denn die Wanderschaft
lässt mich deutlicher merken,
dass die Zeit an mir nagt,
auch wenn es behagt,
fast so frei wie ein Vogel
durch das Leben zu schwingen,
eine Blume zu pflücken,
manchmal lauthals zu singen,
und dem Wunsche zu folgen,
sich dem Leben zu geben,
es zu leben,
wie es kommt,
denn es geht auch daneben,
wenn ich strauchle im Schritt,
es mich bringt aus dem Tritt,
weil das Daypack zu schwer wird,
mich die Last zu sehr beugt,
und ich mich dann frage,
wieso nur verdammt nochmal,
mich dies Leben so freut.