Wenn das Kind häufig erkältet ist…

… taucht bei uns Eltern früher oder später die Frage auf, ob wir dem Vorschub leisten: unangemessene Kleidung, Zugluft, Ernährungseinfalt, zu vielen Infekten anderer Kinder ausgesetzt (Ein fremdbetreutes Kind! Kein Wunder!) – Sind wir also verantwortlich? Ja, für den Umgang mit Kind und Krankheit. Als Verursacher scheiden Eltern aber meistens aus. Ich habe vier entlastende Argumente zusammen getragen:

1. Eine Allgemeinärztin erzählte mir, während des Medizin-Studiums habe ein Kinderheilkunde-Prof zu ihr gesagt: Wenn das Kind nur in 40 von 52 Wochen des Jahres erkältet ist, ist alles ok…

2. Die Kinderärztin derselben Kollegin ließ sich zu der Aussage hinreißen (sinngemäß): Sie machen sich Sorgen, dass ihre Tochter seit vier Wochen hustet? Meine Tochter hustetete vier Monate lang! Dann war sie drei Tage beschwerdefrei und alles ging von vorne los.

3. Die kindliche Anatomie im Kopfbereich lädt Viren und Bakterien geradezu, sich dort dauerhaft anzusiedeln: Kurze Wege zwischen Tränenkanal, eustachischer Röhre und Trommelfell sowie der Nase und den Nebenhöhlen. Ist ein Weg bereits zugeschwollen und voller Eiterpropfen, dauert es nicht lange und das Zeug breitet sich in einer anderen Gegend aus.

4. Manche Kinder kriegen’s oft, manche kriegen’s weniger oft. Meist ist es den Kindern nicht anzusehen, welches zu welcher Gruppe zählt.

Soll heißen: Eltern können auch alles richtig machen – und dennoch ist das Kind erkältet.

Aktive und passive Sterbehilfe

Vor wenigen Tagen besprach ich im Unterricht mit Medizinstudierenden im ersten Semester dieses Thema. Was es heißt, lebensverlängernde Maßnahmen zu unterbinden und damit passiv Sterbehilfe zu leisten. Was es bedeutet, jemanden aktiv vom Leben in den Tod zu befördern. Welche Verantwortung ein einzelner Mensch dabei übernimmt. Und in welches Dilemma gerade sie als Ärzte und Ärztinnen irgenwann geraten werden.

In der Diskussion mit den Studis machte mich der Bericht einer Studentin besonders nachdenklich: Ihr Großvater (90) war im letzten Jahr sehr lange bettlägrig. Schließlich legten die Ärzte ihm sogar eine Magensonde. Die Qual war für alle Beteiligten sehr groß. Der Opa schien sich zu quälen. Die Familie sah ihn leiden.

Alle waren sich einig, dass es doch das Beste wäre, wenn Opa nicht länger leiden müsste und sie ihn nicht länger leiden sehen müssten. Da keine Patientenverfügung existierte, beharrte der behandelnde Arzt allerdings auf der Maximaltherapie.

Irgendwann besserte sich Zustand des Patienten. Heute kann er wieder selbständig essen.

So sehr ich Wahlfreiheit und Selbstbestimmung unterstütze, diese Geschichte zeigt, wie anmaßend und unangemessen es ist, sich als Fremdbestimmer zum Entscheider über ein anderes Leben aufzuschwingen. Und genau diese Gefahr besteht, wenn es gesetzliche Regelungen gibt, die Euthanasie erlauben. Die Diskussion in den Niederlanden zeigt, dass die Indikation früher oder später ausgeweitet wird, wenn einmal der rechtliche Rahmen dafür zur Verfügung steht…

Wie reagiert eine Gesellschaft mit solchen Möglichkeiten, der irgendwann die 80- bis 90jährigen eine zu große Last werden?