Diese Woche erhielt der US-Schauspieler Tom Cruise ein Burda-Bambi – und zwar das für Courage. Seinen Laudator stellte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher dar. Die versammelte deutsche Medienszene klatschte sich die Hände wund – und der Beobachter fragt sich: Ticken die noch alle richtig?
Mut also. Tom Cruise soll Mut bewiesen haben. Behauptet Schirrmacher. Mut, das Filmstudio United Artists geschäftlich zu übernehmen. Mut, sich ins einigermaßen Scientology-feindliche Deutschland begeben zu haben und schließlich Mut, den Stauffenberg zu spielen – jenen tollen, selig machenden Deutschen, der mutig genug war, sein Leben zu risikieren, um den Führer wegzubomben.
Es ging Stauffenberg und es geht Cruise laut Schirrmacher um das Ansehen Deutschlands in der Welt. Und weil der eine sich keinen Bambi für Mut mehr abholen kann, soll wenigstens der, der den Mutigen spielt, damit geehrt werden.
So die verquere Logik der Lobhudelei von Herrn Schirrmacher. Was an einer solchen Entscheidung mutig sein soll, erscheint doch sehr rätselhaft. Mutig, weil ein schwerreicher Schauspieler, Produzent und Studio-Besitzer mit ein paar Produktionswidrigkeiten umgehen muss? Mutig, weil er einen Mutigen darstellt? Mutig, weil er ein geschäftliches Risiko eingeht?
Ich glaube, Cruise selbst war sehr überrascht, als ihn irgendwann im Vorfeld der Veranstaltung die Nachricht überbracht wurde, er solle für seinen Mut ausgezeichnet werden. Anders lässt sich seine irre-wirre, fast zehnminütige Dankesrede kaum erklären. Von der eigenen beschissenen Kindheit zu all den Mutigen, die er schon das Privileg hatte, darzustellen hin zu diesem gastfreundlichen, tollen, warmherzigen Deutschland. Für mutig hält sich Cruise wahrscheinlich selbst nicht, aber die Bühne für den Auftritt nutzt er exzessiv. Seine Kirche und seine Geschäftspartner werden es ihm danken.
Die willfährigen Statisten im Saal beklatschten das absurde Theater frenetisch.