Hausarzt-Harakiri?

Die bayerischen Hausärzte haben sich gestern in Nürnberg getroffen, um einen Ausstieg aus dem KV-System zu beraten. Wolfgang Hoppenthaler, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes bewertet die Veranstaltung als vollen Erfolg.

Der Konflikt, in erster Linie mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), schwelt schon lange und eskalierte im Sommer letzten Jahres in seine heiße Phase. Die Hausärzte sehen sich am Gängelband der KVB, wollen besser bezahlt werden (was sonst!) und protestieren gegen die immer mieseren Arbeitsbedingungen mit immer höherem Dokumentationsaufwand und Beschneidungen ihrer therapeutischen Freiheit. Sie fürchten zudem um die Gewährleistung der flächendeckenden Versorgung, wenn nicht mehr genügend Ärzte bereit sind, den Job des Allgemeinarztes im ländlichen Raum zu übernehmen.

Allerdings ist völlig unklar, ob sich die Hausärzte nicht selber ins Knie schießen, wenn sie ihre Zulassungen kollektiv zurück geben. Ist doch in § 95b Absatz 1 des 5. Sozialgesetzbuches zu lesen: „Mit den Pflichten eines Vertragsarztes ist es nicht vereinbar, in einem mit anderen Ärzten aufeinander abgestimmten Verfahren oder Verhalten auf die Zulassung als Vertragsarzt zu verzichten.“ Das nun wäre exakt hier der Fall.

Doch wie das deutsche Sozialrecht gestrickt ist, verbietet es den Ärzten zwar kollektiv auszusteigen, hält aber auch eine Lösung vor, wenn sie es dennoch tun: Dann dürfen die Ärzte nach § 95b Absatz 3 das „1,0fache des Gebührensatzes der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)“ mit der Krankenkasse abrechnen. Und darauf spekulieren die Mediziner selbstverständlich.

Dem steht jedoch ein spektakuläres Urteil des Bundessozialgerichtes (BSG) vom letzten Jahr entgegen, über das ich schon berichtet habe: GKV-Aussteiger ohne Kostenerstattung. In diesem Verfahren ließ es das BSG eben nicht zu, dass die Zahnärzte, die kollektiv aus dem KZV-System ausgestiegen waren, ihre Kosten zum einfachen GOÄ-Satz mit den Krankenkassen abrechnen konnten.

Inwieweit das den bayerischen Hausärzten erlaubt sein wird, ist gegenwärtig völlig unklar – und wird sicher die Sozialgerichte beschäftigen. Vielleicht stehen die Allgemeinmediziner am Ende ziemlich dumm da, wenn sie freiwillig aus dem System austreten und einfach andere Kollegen ihren Job übernehmen: Ärzte aus Tschechien, Ärzte aus anderen Bundesländern und anderen Fachgebieten…

Forschungszentrum für Demenz und Parkinson

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung plant ein „Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“. Es soll innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft entstehen. Die Forschung zu Erkrankungen wie Demenz und Parkinson soll in einem neuen Helmholtz-Zentrum gebündelt werden.

Zu den Aufgaben ein Zitat aus der Pressemitteilung: „Schwerpunkte sind die Erforschung von Krankheitsursachen, Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung, die Entwicklung wirksamer Therapien und die besten Formen der Pflege und Versorgung.“ 50 bis 60 Millionen Euro sollen jährlich zusätzlich dafür bereit gestellt werden.

Gewinne und Verluste bei Wahlen

Der Statistiker in mir rebelliert, wenn wieder einmal Wahlergebnisse öffentlich diskutiert werden. Zwar könnten es alle wissen, dennoch wird es ignoriert: Prozentzahlen hängen von ihrer Ausgangsgröße ab. Gewinne und Verluste bei einer Wahl können nur dann wirklich aufeinander bezogen werden, wenn die Wahlbeteiligung in etwa gleich bleibt.

Das war in Hessen der Fall. Wobei der Verlust von 12% fast beschönigend wirkt, wenn Herrn Koch in absoluten Stimmen tatsächlich ein Viertel seiner Wähler abhanden kommen: Statt 1,333 Millionen hat er diesmal nur 1,009 Millionen Stimmen erhalten.

Noch einmal anders liest sich das Ergebnis in Niedersachsen. Hier gingen 530000 Menschen weniger zur Wahl als 2003. Der „Wahlsieger“ Wulf alleine, der knapp 6 Relativprozente verliert, büßt fast eine halbe Million Stimmen ein (statt 1,925 Mio wie 2003 wählen ihn nur noch 1,455 Mio). Allerdings wandern die in die Nicht-Wählerschaft ab – und kommen anderen Parteien nicht zugute wie in Hessen.

Richtig paradox wird der Relativprozenteffekt bei der FDP und den Grünen. Beide freuen sich an (moderat) gestiegenen Prozentzahlen (FDP +0,1 auf 8,2%, Grüne +0,4 auf 8,0%). Faktisch haben beide deutliche Stimmenverluste zu verbuchen: Während die FDP rund 46000 Kreuzchen weniger auf sich vereinen konnte, verloren die Grünen 31000.

Leider bleibt diese Sicht auf die Zahlen in der Wahlberichterstattung außen vor. Kein Journalist nimmt das zum Anlass, aus den ewigen Siegerposen mal ein bisschen die Luft rauszulassen. Auch am Tag danach nicht. Schade eigentlich.

Wahlmaschinen bei Hessen-Wahl

Der Chaos Computer Club, der die Landtagswahlen in Hessen und vor allem den Einsatz der Wahlmaschinen beobachtet hat, berichtet vom fahrlässigen Umgang mit den NEDAP-Computern:

„In zwei Wahllokalen waren Wahlbeobachter des CCC für längere Zeit alleine mit den bereits angelieferten Wahlcomputern, bevor der Wahlvorstand eintraf. Manipulationen hätten problemlos vorgenommen werden können.“

Die Erklärung des CCC in vollem Umfang: Schwerwiegende Wahlcomputer-Probleme bei der Hessenwahl – Wahleinsprüche und Nachwahlen erwartet.

Asiatische Hühnersuppe

(gefunden im UniSPIEGEL 06/2003, ein Rezept des SPIEGEL-Kantinenchefs)

Zutaten (für 4 bis 6 Personen, Mengen durchaus variabel): 500 gr Hühnerbrustfilet, 8 EL Sojasoße, 2 EL Speisestärke, 3 Möhren, 1 Paprika, 250 gr Chinakohl, 50 gr Shitake-Pilze, 1 rote Pfefferschote, 3 Frühlingszwiebeln, 1,2 l Geflügelfond, 100 gr Reisfadennudeln, 2 Messerspitzen Sambal Oelek, 1 Knoblauchzehe, 1 EL Ingwer (gehackt), 4 EL Pflanzenöl, 2 EL Sesamöl, 2-3 EL Limettensaft, 1 Stange Zitronengras, Salz und Pfeffer

Zunächst das Huhn waschen, schnetzeln und einlegen. Dann Chinakohl, Möhren, Paprika, Shitake und Zwiebeln putzen und zerkleinern.

Geflügelfond (alternativ funktioniert auch eine Hühner-Bouillon aus Trockenmasse mit etwa der gleichen Wassermenge) mit 4 EL Sojasoße, Zitronengras, Sambal Oelek, der klein gehackten Chili-Schote, Knoblauch und Ingwer aufkochen.

Das Hühnchenfleisch in Pflanzen- und Sesamöl anbraten.

Möhren, Paprika und Pilze in den Fond geben. Nach ein paar Minuten Chinakohl, Zwiebeln und die Nudeln hinzugeben. Kochen lassen und dann das Hühnchen untermischen. Mit Limettensaft, Salz und Pfeffer abschmecken.

Das wird dann alles sauer-scharf und schmeckt köstlich! Bon Appetit!

Kindliches Sprachspiel 5

Dieser Dialog ergab sich heute zwischen mir und meinem Sohn, nachdem ich ihn ins Bett gebracht habe:

Ich: „Ich gehe jetzt in die Küche.“
Er: „Machst du da, Papa?“
Ich: „Ich mache was zu essen.“
Er: „Was gibt’s denn heute?“

Wie schon so oft glaubte ich zunächst, mich verhört zu haben, aber der Zweijährige hatte es gesagt: „Was gibt’s denn heute?“

Die anderen Folgen dieser kleinen Serie sind hier zu finden:
Kindliches Sprachspiel
Kindliches Sprachspiel 2
Kindliches Sprachspiel 3
Kindliches Sprachspiel 4

Hessen darf Wahlmaschinen einsetzen

Anfang des Jahres klagte ein betroffener Wähler gegen den Einsatz von NEDAP-Wahlcomputern bei der hessischen Landtagswahl am kommenden Sonntag (27.01.08). Der hessische Staatsgerichtshof in Wiesbaden hat entschieden: Wahlmaschinen dürfen bei der hessischen Landtagswahl zunächst eingesetzt werden.

Aus der Pressemitteilung des Staatsgerichtshofes (pdf): „Bedenken gegen den Einsatz der Wahlcomputer können daher prinzipiell erst nach der Wahl im Rahmen des Wahlprüfungsverfahrens überprüft werden. Zuständig dafür ist das Wahlprüfungsgericht. Erst gegen dessen Beschluss kann der Staatsgerichtshof angerufen werden.

Wahlumfragen

Nachdem ich gestern dazu aufgerufen habe, Ole von Beust zu retten, ihn von seinem Politiker-Sitzungssitzer-, Grüßmeister- und Stadtvaterdasein zu erlösen, wird auf election.de die passende Umfrage veröffentlicht: Die Rotgrünen haben eine Mehrheit. Die ganze Stadt rutscht nach links. Auch die Linke bekäme nämlich nach dieser Wählerbefragung 6%.

Ich frage mich, btw: Wo sind die Leute, die 2001 Herrn Schill in die Bürgerschaft gewählt und damit ins Innensenator-Amt gehoben haben? 2003 kriegte die CDU deren Stimmen. Und heute? Wählen die heute links? Oder Herrn Kusch? Oder gar nicht?

Ich traue solchen Umfragen nicht.