Black Hat-Konferenz: Geldautomat spuckt Scheine, ferngesteuert

Mein neues Lieblingsvideo auf Youtube.com: Barnaby Jack demonstriert auf der Hacker-Konferenz Black Hat, wie er einen Geldautomaten mittels Handy dazu bringt, Geld auszusprucken wie ein einarmiger Bandit…

Delicious Hack!

Folgen der Schnellabschaltung AKW Krümmel

Das Bild zeigt, welche Konsequenzen das „sichere“ Betreiben von AKW hat, wenn eines wie Krümmel sich plötzlich mal abschalten muss. Wasserpumpen gehen aus und wieder an, Rohre brechen, über- und unterfluten Straßen (hier im Eidelstedter Weg in Eimsbüttel). Insgesamt meldete Hamburg Wasser 16 Rohrbrüche, Hunderttausende hatten kein Trinkwasser.

Das Abendblatt meldet immerhin, Hamburg Wasser befände sich bereits in Schadenersatzverhandlungen mit AKW-Betreiber Vattenfall.

Folgen der Krümmel-Abschaltung

René Pollesch: Die Welt zu Gast bei reichen Eltern

Das Thalia in der (Hamburger) Gaußstraße bringt seit vergangenen November René Polleschs neueste Assoziationsketten auf die Bühne: „Die Welt zu Gast bei reichen Eltern„.

Ich habe das Stück inzwischen gesehen – und mich erneut erfreut an Polleschs dekonstruierender Lust. Diesmal zerpflückt er die Mythen und Illusionen rund um Liebe, Familie, Eltern, Kinder, frei nach der Zeile: „Warum soll ich das da lieben, nur weil es vor 30 Jahren aus meinem Bauch rauskam?“

„Familie ist ja nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch Kälte und Einsamkeit.“

Oder: „Liebe steht auch unter dem Verdacht, hinter ihr würde sich noch etwas Tiefgründigeres verstecken.“

Sehr empfehlenswert, sehr Pollesch, wenn auch ohne das Schreien, das der Autor in vielen seiner Werke (bspw. „Der Kandidat“, „Splatterboulevard“, „Der okkulte Charme der Bourgeoisie bei der Erzeugung von Reichtum“) zu einer Art Markenzeichen gemacht hat.

Die Wortketten, die Pollesch seine Schauspieler rausschleudern lässt, sind gewohnt vergnüglich und entlarvend, manchmal wie Peitschenhiebe hinein in unseren Alltag, manchmal selbstverliebt assoziierend, aus purer Lust an Kombination und Rekombination. Die Inszenierung bleibt auch deswegen in Erinnerung, weil Regisseur Pollesch die Intentionen des Autors Pollesch mittels multimedialer Techniken umsetzt: Eine Handkamera schickt live mitgeschnittene Bilder direkt auf eine Leinwand.

Insgesamt kurzweilig, anregend, unterhaltsam. Nur die Luftfilter im Theater könnten besser arbeiten.

Harald Schmidt im Thalia-Theater

Elvis lebt. Und Schmidt kann es beweisen.“ – Ein Gastspiel des Schauspielhauses Stuttgart am Hamburger Thalia-Theater.

Dreizehnmal hat Herr Schmidt als 20jähriger Schauspielstudent 1977 die Elvis-Revue des Stuttgarter Staatsschauspiels gesehen. 30 Jahre nach dem Schleyer-Mord, dem Ende der Bader-Meinhof-Bande und Elvis‘ Tod RAFft Herr Schmidt sich auf, die alten und die neuen Zeiten Revue passieren zu lassen. Schmidt nimmt sich Lieder von damals, beschäftigt eine Schauspiel- und Sangestruppe mit Perücken, die ebendiese Zeit simulieren sollen, assoziiert flotte Zwischentexte, Überleitungen, Kommentare und baut geschickt Bezüge zum Hier und Jetzt ein (Stefan „Ich hab‘ den Mantel schon an“ Aust). Damit fabriziert der Unterhalter einen heiter-kurzweiligen Abend, bei dem aufgrund dialektischer und dialektogener Einsprengsel nicht immer alles verständlich, aber stets alles amüsant ist.

Fazit der Vorstellung: Schmidt ohne die junge Geliebte Pocher (Ulricht Clement im SZ-Magazin) ist politischer, witziger, pointierter, anarchischer.

Ein Interview mit dem Entertainer im Hamburger Abendblatt.

Fatih Akin: Auf der anderen Seite

Mit seinem Film „Auf der anderen Seite“ (eine Palme in Cannes 2007 für das beste Drehbuch) stellt Fatih Akin den zweiten Teil seiner Liebe-Tod-und-Teufel-Trilogie vor. Der Tod steht also im Zentrum, so wie die Liebe Gegenstand des ergreifenden, ungezügelten Dramas „Gegen die Wand“ ist.

Akin verschachtelt zwei zunächst voneinander unabhängige Geschichten, um vom Tod zu erzählen. Hier die Geschichte von Yeter, einer Türkin, die in Deutschland zu Tode kommt, dort die Geschichte von Lotte, einer Deutschen, die in der Türkei stirbt. Verklammert werden die beiden Episoden durch die Figur des türkisch-stämmigen Germanistik-Professors Nejat Aksu, der die Hamburger Uni verlässt und sich in Istanbul eine Buchhandlung für deutschsprachige Literatur kauft.

Leider kommt Akin dem Tod nicht wirklich nah. Der Sensenmann ist zwar Teil des Plots. Allerdings dient er nur als Scharnier zwischen den Filmteilen. Akin erforscht den Tod nicht. Er dreht und wendet ihn nicht, wie das zu erwarten wäre, wenn der Tod zentraler Inhalt des Films ist. Stattdessen überkommt der Tod die Handelnden ohne Vorwarnung und reißt sie aus dem Leben – weil sie zufällig den falschen Menschen begegnen oder im falschen Moment am falschen Ort sind. Eine Auseinandersetzung mit dem Tod ist so allenfalls für die (Über)-Lebenden möglich. Doch auch die kehren recht schnell in die Bewältigung des eigenen Alltags zurück.

Zudem tragen die Figuren an der Last des Ensemblefilms: Für jede Figur werden viele Fragen nicht beantwortet, weil Raum und Zeit fehlen, sie zu beantworten. Da viele Personen im Mittelpunkt stehen, tut es keine so richtig – und so stark die Charaktere situativ agieren, so blass bleiben sie bezüglich Ihres Antriebes über die Zeit. Biographisch am weitesten spannt sich dabei die Geschichte von Nejat Aksu.

Was imponiert ist die wieder ausgezeichnete Schauspielerarbeit, der treibende Soundtrack und das sichere Timing – auch wenn der Film erst nach ein paar Längen richtig in Fahrt kommt. Die kulturellen Mehrdeutigkeiten, mit denen Akin zu jonglieren vermag wie kein Zweiter, machen seine Filme wertvoll weit über den deutsch-türkischen Kontext hinaus.