Dementia Fair Congress – Bremen

Ich halte heute einen Vortrag auf dem Dementia Fair Congress: „Anti-Dementiva – was haben wir gelernt aus der Debatte?“.

Ungewohnt für einen Fachkongress kommen hier Fachleute aus Pflege, medizinischer Grundlagenwissenschaft, Stadtplaner, Versorgung, aus der Selbsthilfe und aus der klinischer Forschung zusammen, um sich über die ungezählten Facetten der menschlichen Gedächtnisentwicklung im Alter auszutauschen.

Dieser Austausch zwischen den Beteiligten in Forschung, Versorgung, zwischen Angehörigen und Wissenschaft, zwischen Profis und Laien wird gerade rund um die Demenz zukünftig die einzige Chance sein, neue Wege zu gehen. Weil die Erkrankung so vielgestaltig auftritt und weil so viele Bereiche des Lebens davon berührt werden, reicht Betreuung und Pflege der Erkrankten nicht mehr aus. Vielmehr geht es um Aktivierung, Zuwendung, Kommunikation, Erhalt der Lebensqualität. Und die Bereitschaft, auch im Alltag mit stark vergesslichen Personen umgehen zu lernen – sei es im Supermarkt, in der Apotheke oder an der Straßenkreuzung.

„Herr Doktor, kriege ich denn nun den Alzheimer?“

Ich besuche eine Patientin, 84 Jahre alt. Das Gespräch ist zu Ende. Ich habe meine Jacke bereits wieder angezogen. Sowohl mir als auch der Patientin ist klar, dass sich ihre Gedächtnisleistung seit meinem letzten Besuch verschlechtert hat.

Plötzlich greift sie nach meiner Hand und fragt: „Herr Doktor, krieg ich denn jetzt den Alzheimer?“ Dabei schaut sie eindringlich und ernst. Ich zögere eine Sekunde und sage dann: „Ich sehe, Sie wollen eine offene Antwort. Ich weiß um ihre körperlichen Erkrankungen: Herzinfarkt. Bypässe. Hochdruck. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie an etwas anderem sterben, bevor einen Alzheimer kriegen.“

Die Patientin ist immer noch ernst, aber ihr Blick hellt sich deutlich auf. Sie sagt: „Herr Doktor, das beruhigt mich jetzt aber. Vielen Dank.“

und die moral von der geschicht? der situation und der person angemessene offenheit helfen betroffenen mit beginnenden gedächtnisbeeinträchtigungen häufig mehr als jedes drucksen oder verleugnen.

Alzheimer-Medikamente eher ohne Nutzen…

Heute erscheint im SPIEGEL eine Vorab-Meldung, die auf eine neue Meta-Studie zur Wirksamkeit von derzeit neu empfohlenen Alzheimer-Medikamenten hinweist. Die Studie stellt den WIrksamkeitsnachweis in Frage.

Neue Alzheimer-Pillen ohne Nutzen

Die Wissenschaft dazu ist 2005 im British Medical Journal erschienen: Kaduszkiewicz H, Zimmermann T, Beck-Bornholdt HP, van den Bussche H (2005). Cholinesterase inhibitors for patients with Alzheimer’s disease: systematic review of randomized controlled trials. British Medical Journal, 331, 321-327.