Heute vor 21 Jahren…

… „habe ich rübergemacht“, wechselte von Ost nach West, von Dresden in die Fremde, „vom Regen in die Jauche“ (Biermann). Am Tag zuvor aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen, betrat ich auf dem Frankfurter Hauptbahnhof westlichen Boden. Ein unerhörtes Ereignis für einen 21jährigen DDRler. Der laute Knall, mit dem sich die Tür „DDR“ hinter mir schloss, dröhnte mir lange in den Ohren. Eine Rückfahrkarte gab es ja nicht.

Dreieinhalb Jahre, bis zum Fall der Mauer blieb mir der Zugang versperrt, trotz wiederholter Einreiseversuche. Ich war selber überrascht, wie sehr sich die Sehnsucht nach diesem eigenartigen, absurden Land, aber vor allen den Menschen dort nach und nach zu einer fixen Idee aufschaukelte. Hätte ich die Wahl gehabt zwischen 6 Monaten in den USA oder zwei Wochen in der DDR, hätte ich umstandslos das DDR-Ticket gelöst. Konsequenterweise brach ich dann im November 1989 meine Reise in die USA und nach Australien ab – und flog zurück von Honolulu (Hawaii) nach Frankfurt, reiste weiter nach Berlin und betrat vier Tage nach dem Mauerfall erstmals wieder ostdeutschen Boden. Ich setzte mich in einen Zug der Deutschen Reichsbahn und fuhr nach Dresden.

In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten wurde klar: Erst als ich endlich wieder die Möglichkeit hatte, heimatlichen Boden unter den Füßen zu spüren, nahm meine Rast- und Ruhelosigkeit überschaubare Ausmaße an.

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