Ich habe heute einen geistig sehr regen und insgesamt sehr selbständigen Patienten (90) besucht und ihn u.a. gefragt: „Telefonieren, das funktioniert doch bei Ihnen sicherlich problemlos, oder?“ Ich hätte ahnen können, dass meine Frage unsinnig ist, weil in diesem Alter die meisten Verhaltensabläufe kaum noch problemlos zu bewältigen sind. Ich handelte mir eine Lektion ein…
„Na, Sie junger Mann mit Ihrem Schwarz-weiß-Denken. Problemlos… Soll ich Ihnen sagen, wie es geht? Zuerst muss ich mich aus meinem Sessel herauswuchten. Dann muss ich den Schwindel abwarten, der mich nach dem Aufstehen überkommt. Ich gehe um den Tisch, halte mich dabei an jeder Stuhllehne fest. Ich nehme wegen der Rückkopplung das Hörgerät ab, das in den Brillenbügel eingearbeitet ist. Ich sehe also auch nichts mehr, wenn ich telefoniere. Sagt dann jemand am Telefon, ich solle mir doch mal schnell – schnell! – etwas aufschreiben, fange ich an, nach der Brille zu suchen, dann den Zettel, den Stift usw. Sie sehen also, ich kann telefonieren, aber mit allen Problemen, die damit verbunden sein können.“
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