Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften

Die Hallenser Wissenschaftlervereinigung Leopoldina, Akademie der Deutschen Naturforscher, wurde heute in den Rang der Deutschen Nationalakademie der Wissenschaften erhoben. Die neue nationale Akademie soll die deutsche Wissenschaft international vertreten und gemeinsam mit anderen Akademien im Lande Gesellschaft und Politik beraten.

Ich bin Wissenschaftler, aber ich kann nicht beurteilen, ob diese Aufwertung der Leopoldina zu einer Nationalakademie der deutschen Wissenschaft zu neuen Höhenflügen verhilft, national und international. Oder ob hier nur ein neues Gremium entsteht, in dem Spesen produziert und Sonntagsreden gehalten werden.

Ich weiß aber, dass die Leopoldina eine gute Wahl für ein solches Projekt ist.

Ich habe Mitte der 1980er Jahre zu DDR-Zeiten ein paar Monate in Halle an der Saale gewohnt – und die Bibliothek der Leopoldina wurde zum gelobten-geliebten Ort meiner individuellen Wissenserweiterung im engstirnigen, volksverdummenden Arbeiter- und Bauernstaat.

Freunde gaben mir den Tipp, mich dort umzusehen. Und ich staunte nicht schlecht über das Buchangebot, frei zugänglich, keinerlei Beschränkungen: Freud, Fromm, Ferenczi, Post- und Eurokommunisten, Index-Ostdeutsche, Index-Westdeutsche, Kapitalismus- genauso selbstverständlich wie Sozialismuskritisches.

Plötzlich hatte ich Zugang zu diesem intellektuellen Schlaraffenland. Ich konnte die trostlose, stumpfsinnige Ödnis gleichgeschalteter Köpfe an der Martin-Luther-Universität, an der ich damals studierte, für Stunden hinter mir lassen. Und das alles, weil die Satzung des Wissenschaftler-Vereins es so vorsah – und die DDR-Oberen keinen Konflikt mit den Mitgliedern riskieren wollte, denn sie waren sehr daran interessiert, die Leopoldina mit ihrem Hauptsitz in Halle zu halten.

Eine Offenbarung für einen Einundzwanzigjährigen. Noch heute bin ich der Leopoldina dankbar dafür.

Die Bahn: Nie so schlecht wie ihr Ruf

Als Bahnkunde neige ich inzwischen dazu, das Unternehmen gegenüber den anderen Fahrgästen zu verteidigen. Das ständige Gemotze, die Unzufriedenheit und die schlechte Laune der Mitfahrer geht mir zunehmend auf den Zeiger. Irgendwie scheint sich ein komplexes und vor allem intransparentes System wie die Bahn ausgezeichnet zu eignen, um Frust abzulassen.

Daran ist die Bahn selber schuld, denn gerade die wichtigen Bereiche Information und Kommunikation sind bis zur Lächerlichkeit schlecht aufgestellt. Beispiele dafür kennt jeder, der das Transportunternehmen nur einmal genutzt hat.

Weil es sich um ein Großsystem handelt, sind Entscheidungsketten und Verantwortlichkeiten nicht durchschaubar. Uns leuchtet nicht ein, warum mein Zug in Niedersachsen zu spät kommt, wenn in Thüringen ein Gewitter niedergeht, das die Oberleitungen beschädigt. Wir beschimpfen den Schaffner, wenn wir den Anschlußzug nicht kriegen, obwohl diese Entscheidungen in den Händen der Fahrdienstleitung liegen. Die Schienen können eben nur einmal befahren werden und wenn Strecken blockiert sind, staut es sich anderswo.

Das System lädt dazu ein, Dampf abzulassen. Die Bahn ist – bis auf wenige Ausnahmen – Monopolist. So jemanden beschimpfen wir gerne und machen ihn für alles Schlechte der Welt verantwortlich. Gäbe es in Deutschland eine Monopolfluglinie, wäre die Klage über Verspätungen, unfreundliche Stewardessen und schlechtes Essen mindestens so groß wie gegenwärtig bei der Bahn. So verteilt sich der Flieger-Frust auf viele Unternehmen, während das Kollektiv der Bahnfahrer einen gemeinsamen Gegner hat.

Erwartungsmanagement heißt das Zauberwort. Unsere Erwartungen an das Unternehmen sind zu hoch, wir sind zu anspruchsvoll: Selbstbewußt fordern wir billige Preise, schnelle und pünktliche Beförderung sowie jederzeit einen Sitzplatz. Sobald wir jedoch einen Zug besteigen, werden wir psychisch labil. Wir fühlen uns verletzlich, angreifbar, abhängig, weil wir uns diesem Moloch ausgeliefert haben. Und das zahlen wir dem Moloch und seinen Vasallen während der ganzen Fahrt heim. Und schimpfen auch nach der Fahrt noch über den Scheißladen.

Ohne uns klar zu machen, dass die Bahn mindestens vier natürliche Feinde hat (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) werden wir weiterhin mit schlechter Laune in den Zügen sitzen und uns durch die Mehdorn-Bande verraten und verkauft fühlen.

Ich plädiere für abwartende Gelassenheit, etwas mehr Frustrationstoleranz – und für eine bahnweite Offensive, dem Service-Personal die Grundlagen von Information, Kommunikation und ein bisschen Konfliktmanagement beizubringen. Es nützt mir nichts, wenn ich fünf Minuten nach der geplanten Abfahrt des Zuges die Bahnsteigdurchsage vernehme, dass der Zug fünf Minuten Verspätung hat.

Hamburger Hochbahn,

welche Schlauberger, welche genialen Köpfe verantworten eigentlich Eure Investitionsentscheidungen?

Da saniert Ihr, Hamburger Hochbahn, mit großem Aufwand, viel Drahtverhau, frischen Steinen usw. die sieben Auf- bzw. Abgänge des U-Bahnhofs Osterstraße/Heussweg – aber Ihr bringt es nicht fertig, die Zahl der Behinderten- bzw. Kinderwagengerechten Eingänge von Null (0) auf Eins (1) zu erhöhen!

Ja, seid Ihr denn noch ganz bei Trost? Klar, Ihr könntet vorbringen, dass in Richtung Norden (Niendorf) während der Geschäftszeiten immerhin der Fahrstuhl bei Karstadt zur Verfügung steht. Aber ansonsten? An zwei Ausgängen (Richtung Norden!!) jeweils eine Rolltreppe, die beide (irritierenderweise) immer nur in eine Richtung fahren (aufwärts, nie abwärts).

Guckt Ihr Euch die örtlichen Gegebenheiten nicht an, wenn Ihr solche Investments beschließt? Wäre es baulich absolut unmöglich gewesen, einen von vier Eingängen Richtung Innenstadt mit wenigstens einer Rolltreppe auszustatten – oder gar einem Fahrstuhl? Drei Fußwegtreppen hätten anschließend ja immer noch zur Verfügung gestanden! Und Ihr hättet andere Accessoires wie die Maschendrahtverhaue sparen können, die jetzt alle Ausgänge zieren.

Aber so? Perplex ob soviel depperter Geringhirnigkeit verbleibt der Zettmann.

PS.: Für diejenigen, die den Ort nicht kennen: Wer Richtung Innenstadt in den U-Bahnhof hinab geht, kann auch nur Richtung Innenstadt fahren. Und umgekehrt. Das jeweils andere Gleis lässt sich nicht erreichen.

Paella gegen Currywurst

Nun also gegen Spanien. Trotz der augenschmausigen Vorstellung der Spanier, hätte ich größere Bedenken für den kommenden Sonntag, wenn die Russen ins Finale gekommen wären. Die Spanier haben den Deutschen einen Dienst erwiesen, für den die deutsche Mannschaft sich leider nicht erkenntlich zeigen wird…

Oder!?

Finale!!!

3:2 gegen die Türkei. Vier Chancen, drei Tore, unterirdisch gespielt, das Spiel in der letzten Minute gedreht. Die Türken mit deren eigenen Mitteln aus dem Turnier gekegelt. Die gnadenlose Effizienz verblüfft mich und macht die Elf unberechenbar. Kein Nachteil, das.

Viral Marketing: Welche Angebote kriegen andere Blogger?

Ich habe gestern die Anfrage erhalten, ob ich in meinem Blog über eine neue Internetplattform berichten könne. Ich habe da ein paar Fragen hinein in die Blogosphäre: Kriegt Ihr anderen Blogger auch solche Mails? Wenn ja, wie viele? Und: Sind manche davon auch lukrativ? Bzw. wovon hängt das ab?

Na ja, immerhin ist mir ein iPod-Shuffle angeboten worden… Sicher nichts im Vergleich zu den Einnahmen von Horst Schlämmer, aber ich bin auch nur der Zettmann.

Ich zitiere:

– schnipp –

“Sehr geehrter Dr. Zimmermann,

wir sind über Ihren Blog auf Sie aufmerksam geworden und wollten anfragen, ob Sie für uns eine neue Internetplattform anschauen und Ihre Meinung darüber berichten würden – wenn es thematisch zu Ihrem Blog passt.

[…]

Als Dankeschön erhalten Sie von uns einen Trekkingrucksack, einen USB Stick oder einen iPod shuffle.
Wählen Sie einfach aus, was Ihnen am besten gefällt.”

– schnapp –

Soll ich zusagen oder absagen? Oder bin ich jetzt für die Viral-Marketing-Leute uninteressant geworden?
Fragt sich der Zettmann.

OLPC G1G1: Ein XO-Laptop für mich

Endlich ist er da, der lang ersehnte XO-Laptop der Initiative “One Laptop Per Child” (OLPC). Die hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder in Entwicklungsländern mit Computern auszustatten. Diese Maschinen sollen Hundert Dollar in der Herstellung kosten und sind zugeschnitten auf die Anwenderbedürfnisse in entlegenen und vor allem armen Gegenden der Welt (Faktoren: Wetter, Vernetzung untereinander, Stromversorgung, intuitive Bedienbarkeit).

Letztes Jahr im Herbst kurbelte der OLPC-Verein die Spendenfreudigkeit der Nerds in USA und anderswo an: In Umkehrung des sonstigen kommerziellen Mottos “Buy one, get two”, starteten sie die Aktion “Give one, get one” (G1G1) – einer in die 3. Welt, einer für den Käufer. Also: Ich kaufe zwei und kriege einen. Der andere landet in Nigeria, Kenia oder Indien.

Und nun ist er da. Ich bin gespannt. Und Söhnchen fragt: “Was ist das Grüne da?”

Partei „Die Linke“, Verfassungsschutzangsthasen,

wie öde, dass Ihr Euch nicht vom Verfassungsschutz beobachten lassen wollt!

Irgendwie hätte ich Euch ein wenig mehr Souveränität, ein wenig mehr System-Verachtung zugetraut als Ihr nun zeigt. Gerade Ihr, die Ihr reihenweise in Landtage einzieht, hättet die Möglichkeit, ein bisschen Verfassungsbedrohungspotenzial zu aktivieren. Der Schäuble rüttelt ja selber auch ständig am Grundgesetz.

Aber was tut Ihr? Ihr steht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und müsst damit auch für die soziale Marktwirtschaft sein. Aber was Wunder, fallt Ihr doch zusehends der schleichenden Sozialdemokratisierung anheim und werdet am Ende bestimmt von großen Vorsitzenden Lafontaine mit den anderen Sozis wiedervereinigt.

Warum aber sollte Schäuble und sein Verfassungsschutzverein Euch nicht beobachten? Ist doch besser, als gar nicht wahrgenommen zu werden! Die lesen wenigstens noch Eure Papiere und Programme!

Ihr denkt natürlich, die Schützer der Verfassung sollten sich auf die Rechten konzentrieren und Euch in Ruhe lassen. Doch: Seid Ihr inzwischen so zahnlos und Mainstream geworden, dass es Euch nicht mal mehr zur Ehre gereicht, durch den Verfassungsschutz beobachtet zu werden? Mehr Auszeichnung geht doch kaum in einer Welt, die ansonsten alle Kritik aufsaugt wie ein Schwamm.

Oder was wollt Ihr, Partei “Die Linke”?
Wovor habt Ihr Angst?