Vor wenigen Tagen habe ich wieder einmal Das Leben der Anderen gesehen. Der Oscar-prämierte Film erzählt die Geschichte eines Stasi-Mannes, der vom tausendprozentigen Befürworter knallharter Ermittlungsmethoden im Dienste des Sozialismus zum Verteidiger/Beschützer eines Andersdenkenden wird. Der Film erzählt aber auch, wie Sehnsüchte zerstört werden, Vertrauen mißbraucht wird, Beziehungen zerrüttet werden, Menschen versagen, scheitern, zugrunde gehen, wenn sie ihren Halt, ihre innere Mitte verlieren und eben nicht mehr wissen, auf welcher Seite sie nun eigentlich stehen.
Mir ist jetzt noch klarer, warum der Film nicht nur in Deutschland funktioniert: Die Stasi-Geschichte, die uns die üblen Seiten der DDR näher bringt, ist nur die Folie, der Hintergrund für den viel größeren Stoff, den der Autor erzählt. Ja, im Grunde genommen ist die DDR und ihr Geheimdienst austauschbar gegen ein beliebiges anderes Land und dessen geheime Dienste. Jeden Tag werden noch heute rund um den Globus auf diese Weise Leben zerstört, in so genannten demokratischen Ländern genauso wie in Diktaturen. Aus Menschen werden Geständnisse heraus gepresst, Liebende werden aufeinander gehetzt, Abhängige werden noch abhängiger gemacht. Und all das meist im Namen einer guten Sache. Doch wer auf diese Weise an einer vermeintlich guten Sache beteiligt ist, kann selbst auf Dauer kein guter Mensch sein. Und: All das fällt irgendwann auf die vermeintlich gute Sache selbst zurück. HGW XX/7, Hauptmann Gerd Wiesler erkennt das nach und nach und beginnt, sich dem Bösen zu widersetzen. Da er ein Geheimer ist, sind ihm die Maßnahmen, die Verhaltensregeln, die Winkelzüge vertraut, um subversiv auf die Subversion zu reagieren. So nutzt er seine Chance, dem Bösen zu entkommen, dem er sich einst verschrieben hatte.
PS.: Mit der Sicht derjenigen, die nach 1990 ihre Stasiakten gesehen haben, beschäftigt sich dieser Beitrag: Das Leben des Anderen – Stasiakteneinsichten.