Frauen haben ein neues Rollenverständnis in der Liebesbeziehung

Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren

Exkurs: Neid im Tierreich – Ein Versuch mit Kapuziner-Affen von Frans de Waal
Teil 19: Anlässe für Neid in Liebesbeziehungen
Teil 20: Beinflussbare und nicht-beeinflussbare Neidanlässe
Exkurs: Neid und Eifersucht – nahe Verwandte
Teil 21: Wie kommt der Neid in die Liebesbeziehung?
Teil 22: Die neue Konkurrenz zwischen den Geschlechtern
Teil 23: So haben sich Liebesbeziehungen gewandelt

Selbstverwirklichung in Beruf und Partnerschaft entwickelt sich zu einem zentralen Kriterium für die eigene partnerschaftliche Zufriedenheit. Darüber hinaus koppelt die Schwangerschaftsverhütung durch die Pille das Sexualleben endgültig von der Fortpflanzung ab. Damit etabliert sich ein neues, an Lust und Befriedigung orientiertes Sexualleben. Eine liberalisierte Sexualmoral gesteht auch den Frauen ein eigenständiges sexuelles Erleben zu. Die Vielfalt partnerschaftlicher Lebensformen wächst. Scheidungen werden zum normalen Mittel, nicht funktionierende Partnerschaften aufzulösen. Das bekannte romantische Liebesideal, das eine freie Wahl des Partners schon immer propagiert, wirkt nunmehr im Untergrund unserer emotionalen Traumfabriken, während an der Oberfläche unserer Beziehungswirklichkeiten eine neue Bedürfnis- und Befriedigungskultur Einzug hält.

Diese neuen Freiheiten sind durchaus nicht immer leicht verdaulich. In den letzten Jahrzehnten in den Industriegesellschaften aufgewachsen, entwickeln wir bezüglich des eigenen Lebensentwurfs häufig widerstreitende Bedürfnisse und Interessen: Ein Teil von uns sehnt sich nach Geborgenheit, nach einem vertrauten Lebenspartner und dem Ende der Einsamkeit. Ein anderer Teil von uns entwirft Pläne für das eigene Fortkommen, die berufliche Entwicklung, die nächsten Reiseziele, den vortrefflichsten Sparplan.

Selbstverwirklichung als Möglichkeit, die eigenen Talente optimal zu entfalten, ist ein hohes Gut geworden. Gleichwohl bleibt die Liebessehnsucht, wie auch immer romantisch vermittelt, bestehen. Die Zahl der Partnerschaften ist keineswegs kleiner geworden, nur weil die Zahl der geschlossenen Ehen gesunken ist. Die Erwartungen an die Partnerschaft sind gestiegen und mit ihnen das Risiko, damit zu scheitern.

Vielleicht auch deswegen denken wir zuerst einmal an uns selbst. Wir entwerfen zunächst Lebens- und Zukunftspläne für das eigene Wohlergehen. In diese Entwürfe geht die Vielfalt der Optionen ein, von denen wir überzeugt sind, dass sie den eigenen Sehnsüchten und unseren Möglichkeiten entsprechen: Schulbildung, berufliche Ausbildung, Studium, Sammeln von Welterfahrung, Reisen, Kinder nicht vor 30, erst einmal das Leben genießen.

Lassen wir uns auf eine Beziehung ein, so ist es erforderlich, aus dieser erprobten Selbstsicht in die Beziehungsperspektive zu wechseln. Dort mit dem geliebten Menschen einen gemeinsamen Beziehungsentwurf zu leben, gehört nicht zu den einfachsten Dingen, die wir uns vornehmen. Deswegen kommt es nicht selten vor, dass wir uns zwar in einer Beziehung sehen, aber dennoch nur den eigenen Lebensentwurf verfolgen – häufig in Konkurrenz zu unserem Partner und häufig neidisch, wenn es dem Partner gelingt, den eigenen Lebensentwurf scheinbar besser zu verwirklichen als wir den unsrigen.

Teil 24: Frauen haben ein neues Rollenverständnis in der Liebesbeziehung

Neid in Partnerschaften: Literatur

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