Mein kleiner Gesell…

Mein kleiner Gesell,
du hast es nicht leicht,
die Unbill ist hart,
die hienieden dich eicht.

Meist läuft die Nase,
mal schmerzt das Ohr,
dann tränt mal das Auge,
garnichts schützt dich davor.

Es schwirren die Keime,
so durch dich hindurch,
mal bist du erhitzt,
mal so kalt wie ein Lurch.

Bald geht es dir besser,
das seh ich genau,
du killst die Keime,
– leider sind die sehr schlau…

Sie tarnen sich frisch,
sind nicht zu belehren,
dein Körper muss üben,
sich ihrer zu wehren.

So zeigt dir die Unbill,
ihren garstigen Schlund.
Lehn’ Köpfchen an mich,
– und dann schlaf dich gesund!

Copyleft: Thomas Zimmermann. All rights reversed.

Frittata a lá Osterstraße

Frittata mit Gurkensalat (für 2) – schnell zubereitet, wohlschmeckend, nahrhaft.

3 Kartoffeln (zuvor gekocht)
5 Eier (anrühren mit 1 EL Milch, Salz, Pfeffer)
ein paar Streifen kräftiger Hartkäse
ein/zwei Gemüse der Saison (Möhren, Zucchini, Spargel weiß/grün, Blumenkohl, Broccoli oder oder oder)

Gemüse in etwas Fett andünsten, würzen. Abgedeckt einige Minuten ziehen lassen. Dann die Eier in die Pfanne gießen. Käsestreifen hinein. 1 Minute backen lassen. Kartoffeln in schmale Scheiben schneiden und ebenfalls in die Pfanne geben. Material 8-10 Minuten abgedeckt backen lassen.

Gurkensalat: 1 Gurke (gehobelt), Joghurt, Dill (gehackt), Balsamico weiß, Olivenöl, 1 TL Honig, Salz, Pfeffer.

Vorteil 1: Es ist weitgehend ausgeschlossen, irgendetwas falsch zu machen. Außer vielleicht den Boden der Frittata schwarz werden zu lassen…

Vorteil 2: Ein Experimentierfeld, weil bestens zur Resteverwertung eignet.

Wenn das Kind häufig erkältet ist…

… taucht bei uns Eltern früher oder später die Frage auf, ob wir dem Vorschub leisten: unangemessene Kleidung, Zugluft, Ernährungseinfalt, zu vielen Infekten anderer Kinder ausgesetzt (Ein fremdbetreutes Kind! Kein Wunder!) – Sind wir also verantwortlich? Ja, für den Umgang mit Kind und Krankheit. Als Verursacher scheiden Eltern aber meistens aus. Ich habe vier entlastende Argumente zusammen getragen:

1. Eine Allgemeinärztin erzählte mir, während des Medizin-Studiums habe ein Kinderheilkunde-Prof zu ihr gesagt: Wenn das Kind nur in 40 von 52 Wochen des Jahres erkältet ist, ist alles ok…

2. Die Kinderärztin derselben Kollegin ließ sich zu der Aussage hinreißen (sinngemäß): Sie machen sich Sorgen, dass ihre Tochter seit vier Wochen hustet? Meine Tochter hustetete vier Monate lang! Dann war sie drei Tage beschwerdefrei und alles ging von vorne los.

3. Die kindliche Anatomie im Kopfbereich lädt Viren und Bakterien geradezu, sich dort dauerhaft anzusiedeln: Kurze Wege zwischen Tränenkanal, eustachischer Röhre und Trommelfell sowie der Nase und den Nebenhöhlen. Ist ein Weg bereits zugeschwollen und voller Eiterpropfen, dauert es nicht lange und das Zeug breitet sich in einer anderen Gegend aus.

4. Manche Kinder kriegen’s oft, manche kriegen’s weniger oft. Meist ist es den Kindern nicht anzusehen, welches zu welcher Gruppe zählt.

Soll heißen: Eltern können auch alles richtig machen – und dennoch ist das Kind erkältet.

Gnade für Terroristen!

Die Republik redet sich heiß über das Für und Wider einer frühzeitigen Haftentlassung bzw. Begnadigung der beiden Terroristen Mohnhaupt und Klar, Führungsfiguren der 2. RAF-Generation.

Meine Antwort ist ziemlich staatstragend (und ich bemerke, was die Lebensjahre so anrichten können): Der Staat sollte gerade diejenigen begnadigen und entlassen, die ihn am meisten bekämpft haben. Nach zweieinhalb Jahrzehnten den Uneinsichtigen und wenig Reuemütigen Haftentlassung zu gewähren, beschämt die Betroffenen. Die wären nämlich nur dann wirklich knallhart und ohne innere Regung, wenn sie darauf beharrten, ihre durch diesen Staat verhängte Strafe auch bis zum letzten Tag auszukosten. Warum sollten sie sonst dem Staat entgegen kommen, der sich selbst mit dieser Geste im besten Licht erstrahlen lässt?

Keine Reue zu zeigen, sich nicht zu entschuldigen, ist die beste Voraussetzung für den Staat, im Gegenzug mild, vergebend und barmherzig zu reagieren. Diejenigen, die von Klar und Mohnhaupt Reue und Entschuldigung erwarten, sind auch jene, die einst von Erich Honecker erwartet haben, er könnte seinen Irrweg öffentlich bekennen. Solche Erwartungen hegen nur Leute, die nicht wissen, dass sie im Glashaus sitzen, während sie mit Steinen auf andere werfen.

Aktive und passive Sterbehilfe

Vor wenigen Tagen besprach ich im Unterricht mit Medizinstudierenden im ersten Semester dieses Thema. Was es heißt, lebensverlängernde Maßnahmen zu unterbinden und damit passiv Sterbehilfe zu leisten. Was es bedeutet, jemanden aktiv vom Leben in den Tod zu befördern. Welche Verantwortung ein einzelner Mensch dabei übernimmt. Und in welches Dilemma gerade sie als Ärzte und Ärztinnen irgenwann geraten werden.

In der Diskussion mit den Studis machte mich der Bericht einer Studentin besonders nachdenklich: Ihr Großvater (90) war im letzten Jahr sehr lange bettlägrig. Schließlich legten die Ärzte ihm sogar eine Magensonde. Die Qual war für alle Beteiligten sehr groß. Der Opa schien sich zu quälen. Die Familie sah ihn leiden.

Alle waren sich einig, dass es doch das Beste wäre, wenn Opa nicht länger leiden müsste und sie ihn nicht länger leiden sehen müssten. Da keine Patientenverfügung existierte, beharrte der behandelnde Arzt allerdings auf der Maximaltherapie.

Irgendwann besserte sich Zustand des Patienten. Heute kann er wieder selbständig essen.

So sehr ich Wahlfreiheit und Selbstbestimmung unterstütze, diese Geschichte zeigt, wie anmaßend und unangemessen es ist, sich als Fremdbestimmer zum Entscheider über ein anderes Leben aufzuschwingen. Und genau diese Gefahr besteht, wenn es gesetzliche Regelungen gibt, die Euthanasie erlauben. Die Diskussion in den Niederlanden zeigt, dass die Indikation früher oder später ausgeweitet wird, wenn einmal der rechtliche Rahmen dafür zur Verfügung steht…

Wie reagiert eine Gesellschaft mit solchen Möglichkeiten, der irgendwann die 80- bis 90jährigen eine zu große Last werden?

Im Netz der Fahnder – Vorratsdatenspeicherung & Co.

Die Grünen-Politikerin Julia Seeliger scheint eine der wenigen Abgeordneten zu sein, die über Dinge reden, von denen sie etwas verstehen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung äußert sie sich kenntnisreich und engagiert zu Themen wie der geplanten Vorratsdatenspeicherung, zum Internet als öffentlichem Raum und der letzten Datensammelidee des Bundesinnenministers Schäuble. Ohne öffentlichen Aufschrei schlägt Schäuble vor, die Sicherheitsbehörden sollten sich die Schwachstellen in gängigen Betriebssystemen zu Nutze machen. Durch Hintertüren könnte der Staat dann trojanische Pferde oder andere Horch- und Guck-Programme auf diesen Rechnern installieren, um Daten abzuschöpfen.

Ja, wo leben wir denn? Was will der Innenminister? Will er vielleicht, dass wir die BRD irgendwann in Tütelchen schreiben, „BRD“ – die so genannte BRD, ein Land in der die bürgerlichen Freiheiten außer Kraft gesetzt sind? Schon mal was vom Fernmeldegeheimnis gehört? Weiß der Schäuble nicht, dass er an seinen Datenbergen ersticken wird, wie heute schon die CIA, die NSA oder damals das MfS? Soviel Data-Miner kann der Schäuble gar nicht anstellen, wie es Rechner mit sehr schlecht designten und damit fehleranfälligen Betriebssystemen gibt…

Eines allerdings muss ich Schäuble zugute halten. Er nutzt das vorbereitete Klima im Land, die Fahrlässigkeit der Bürger im Umgang mit ihren Daten. Deswegen bleibt auch ein Aufschrei aus. Dutzende Millionen Bürger überlassen ganz und gar freiwillig ihre Daten privaten Unternehmen. Kundenkarten, Rabattsysteme, Cookies in den Webbrowsern, Gewinnspiele, Online-Bestellsysteme. Überall hinterlassen wir unsere Datenspuren und denken nicht weiter darüber nach. Warum sollen wir dann nicht auch dem Staat die Möglichkeit gewähren, auf unseren Computern nach dem Rechten zu schauen?

Ein paar Linx:
Gemeinsame Erklärung zum Gesetzentwurf über die Vorratsdatenspeicherung
Intiative gegen Vorratsdatenspeicherung
Data Retention is no Solution
Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs

Fisimatenten – dieses Wort soll weiterleben!

Morgen beginnt offiziell das Jahr der Geisteswissenschaften. Parallel dazu startet die PR-Agentur Mann beißt Hund eine Aktion zur Rettung des Wortes Fisimatenten, das langsam aus unserem aktiven Sprachschatz verschwindet. Deswegen nahm es der Autor Bodo Mrozek in sein Lexikon der bedrohten Wörter auf.

Ich unterstütze die Idee, das Wort Fisimatenten vor dem Vergessen zu bewahren. – Ohne Schnörkel, Schnick-Schnack, Zierrat kommt die Welt nicht aus. Betrachten wir nur den nüchtern-kalten Glasfassadenstil moderner Architektur: Der gibt sich geradlinig und schnörkellos – aber einer so durchkonstruierten Welt fehlt die Wärme. Da wird alles reflektiert, aber nichts aufgenommen. Dieser äußere Stil macht sich früher oder später wie ein langsam wirkendes Gift in den Herzen der Menschen breit. Die Kommunikation verkümmert, weil auch sie plötzlich nur noch nüchtern, pragmatisch, effizient und glatt gebügelt ist.

Fisimatenten beleben. Sie zeugen von Verspieltheit und Kreativität. Durch Abschweifen und Driften im richtigen Moment lässt sich oft auch ein Ziel wieder besser ins Auge fassen und ansteuern. Deswegen soll Fisimatenten weiterleben!

„one foot“ – kind balanciert einbeinig…

ehrensenf-tv spielte gestern ein video an, das sie bei youtube.com aufgetan haben: ein kind (nicht älter als anderthalb jahre) steht auf auf der hand am ausgestreckten arm eines erwachsenenen mannes, vermutlich seines vaters. nach ein paar sekunden macht der die ansage „one foot“. vater und kind halten dann ungefähr 45 sekunden das gleichgewicht; das kind einbeinig.

faszinierende show, allerdings stellt sich die frage nach der verwendeten tricktechnik. zwei filme übereinander gelegt? wie in „matrix“ oder „tiger & dragon“ den darsteller an einer leine in die luft gehoben und diese leine dann rausgerechnet? oder doch zwei zirkusartisten? ich jedenfalls könnte meinen sohn (10,5 kg) nicht auf dem ausgestreckten arm balancieren…

alejandro gonzález iñárritu: babel

der film ist ein versatzstück-baukasten.

autor arriaga und regisseur iñàrritu verklöppeln versatzstücke mit wiedererkennungswert für den globalen mainstream-kinozuschauer (reisen, terror, behinderung, migration) – zu einer mächtigen bilderflut, mal video-ästhetisch rasant geschnitten, mal gemächlich im kammerton komponiert.

der plot: eine amerikanische touristin (cate blanchett) wird in marokko zufällig opfer eines gewehrkugeltreffers, abgefeuert von einem hirtenjungen, der mit seinem bruder in einen kindlichen konkurrenzkampf verstrickt ist. während der ehemann verzweifelt (ganz schlecht: brad pitt) um die rettung seiner frau ringt, ergeben sich globale verwicklungen…

der regisseur versucht, mit dem werk einem vermeintlichen algorithmus des idealen films näher zu kommen. leider bestimmt das formelhafte den verlauf. dem film fehlt das herz, die wärme, die möglichkeit, sich zu identifizieren. figuren und geschichten sind genauso austauschbar wie die orte und landschaften, vielleicht abgesehen von der tragik der beiden brüder in marokko und der verzweiflung des taubstummen mädchens in japan.

lose enden und mäandernde stränge wirken willkürlich miteinander verflochten. nichts in dieser geschichte ist wirklich zwingend. jeder mensch könnte sich in diesem rahmen noch zwanzig andere verläufe ausdenken, die ähnlich plausibel sein könnten.

interessant auch, dass vor dem film zwei spots laufen, die genau dem globalisierungsprinzip und vor allem der globalisierungsästhetik der iñárritu-bilder folgen: eine schnell geschnittene sequenz mit menschen aus verschiedenen lebenszusammenhängen rund um den globus, t-home. und die geschichte der-koffer-geht-verloren-ohne-dass-der-besitzer-es-merkt von rimowa.

ein groß gemeinter wurf, dem es zu einem großen, einem exzellenten film nicht reicht, weil er nähe, weil er starke gefühle als bauteile, module, als programmschleifen verwendet, die sich dem optimierungsanspruch des regisseurs unterzuordnen haben. schade.

in der süddeutschen las ich sinngemäß: der regisseur hat viel zu erzählen, aber nichts zu sagen. und dennoch gabs den golden globe…