Neid und Konkurrenz bei Paaren

Vor zehn Jahren erschien im mvg-verlag mein Ratgeber: „Schön für dich… – Neid und Konkurrenz in der Liebesbeziehung.“

Aus diesem Grund (wieder)-veröffentliche ich das Manuskript, das seitdem in selten benutzten Ordnern auf meinem Rechner liegt oder Teile davon an anderen Stellen des Netzes versunken sind.

Titelbild Neid und Konkurrenz

 

Für das Buch habe ich insgesamt 10 Interviews mit Paaren durchgeführt, die bereit waren, über Neid, Missgunst, den damit verbundenen Ansporn und die Entwicklungsmöglichkeiten zu sprechen. Unter den Paaren sind Freunde und Bekannte, aber auch unbekannte Fremde, die sich auf eine Anzeige hin gemeldet haben oder durch Freunde und Bekannte auf mein Neid-Projekt aufmerksam gemacht wurden. Alle Namen in den folgenden Texten sind selbstverständlich verändert.

Neid ist eine Emotion, die jede kennt, ein Gefühlszustand, der jedem vertraut ist: Ein anderer genießt einen Vorteil, Erfolg oder Gewinn, den wir selbst gern verbucht hätten. Besonders schwierig wird es, wenn der Beneidete der eigene Partner oder die Partnerin ist, denn Neid und Liebe scheinen sich auszuschließen. Kein Paar sieht sich gern mit diesem Gefühl konfrontiert. Die Konkurrenz unter Liebenden wird stattdessen gerne verschwiegen und aus der Kommunikation des Paares ausgeblendet.

Ein Gefühl wie Neid braucht uns aber nicht zu beschämen. Als Reaktion auf einen Vergleich, der zu unseren Ungunsten ausgeht, ist das völlig normal. Besser ist es, den Neid einzugestehen und nach Alternativen zu suchen, um unsere (unerfüllten) Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse zu erkennen. Erst dann können wir nach Möglichkeiten suchen, solche Wünsche umzusetzen. Am Ende geht es darum, sich selber nicht mehr beachteiligt oder zurückgesetzt zu fühlen.

Wie es bei Paaren zu Neid und Konkurrenz kommt und welche Möglichkeiten es gibt, darauf zu reagieren, erzähle ich in den folgenden Blogeinträgen. Teil 2 beginnt mit der Schwimmerin Franziska van Almsick und dem Handballer Stefan Kretzschmar, dem Traumpaar aller Sportenthusiasten in den 00er Jahren… Wer liebt, der neidet nicht?

Teil 2: Wer liebt, der neidet nicht?
Teil 3: Wenn zwei dasselbe begehren
Teil 4: Der soziale Vergleich liegt dem Neid zugrunde
Teil 5: Beruflicher Erfolg, beruflicher Misserfolg – Vergleich macht neidisch
Teil 6: Männer und Frauen – die neue Konkurrenz
Teil 7: Mit dem Neid leben?
Exkurs: Das romantische Liebesideal
Teil 8: Neid – geächtet durch die Gemeinschaft
Exkurs: Neid in griechischer Mythologie und christlicher Religion
Teil 9: Neid – beschädigter Selbstwert als Hintergrund
Exkurs: Schneewittchen und die sieben Zwerge

Neid in Partnerschaften: Literaturangaben

Kinder-Tourette

In der Psychiatrie ist das Tourette-Syndrom gut beschrieben, wenn auch noch nicht wirklich gut erklärt: Unwillkürliche, also nicht steuerbare, motorische und/oder verbale Verhaltensweisen, so genannten Tics oder Ticks.

Als Vater zweier Kinder im Alter von vier und sechs Jahren muss ich mich mit akuten Durchbrüchen des Phänomens herumschlagen: „F*** dich“ ist der frischeste Einwurf, neu importiert in die Familie vom Erstklässler. „Du blöder-Sch***ß-K**k-Papa“ ist ein der liebsten Wendungen des Vierjährigen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er das gerne hätte. Für mich ist das Kinder-Tourette, weil ich dann den Kindern gar nicht böse sein kann, wenn sie mich mit Fäusten bearbeiten, treten, die Türen so knallen oder auch sonst die Kontrolle über Worte und Bewegungen nicht mehr ausüben können.

Zum Glück ist Kinder-Tourette so vergänglich wie ein Gewitter, in gewisser Weise ist es ja ein neuronales Gewitter, direkt zwischen den Ohren. Das Gewitter kann zwar kürzer oder länger dauern, aber danach kommt klare, gereinigte Luft und oftmals Sonnenschein – Ruhe und Frieden.

Kindliches Sprachspiel 17

Mein großer Sohn (Anfang nächsten Jahres wird er 5) spielt für sich momentan gerne Fußballspiele nach: Er rennt durchs Kinderzimmer, kickt einen Wasserball und ruft: „Bayern München gegen Borussia Dortmund“ oder „Mainz 05 gegen Hannover 96“. Dazu zählt er ein paar Spielernamen auf, die sich den Ball zuspielen, so wie er es bei der Bundesligakonferenz im Radio aufschnappt.

Wie stark das kindliche Erleben durch diese medialen Einflüsse vermittelt wird, machen zwei Beobachtungen deutlich:

1. Michael Ballack und Simon Rolfes spielen in seinen nachempfundenen Leverkusen-Partien eine zentrale Rolle, obwohl beide seit Monaten verletzt sind und beide die das Kind prägende WM2010 nicht gespielt haben. Ja, das Kind hat keinen von beiden je Fußball spielen sehen (im Gegensatz zu Özil, Khedira, Forlan, Messi und all den anderen). Aber immer wieder wird von den Erwachsenen oder eben im Radio über sie geredet. So hat es Ballack ganz ohne Leistungsnachweis zum Lieblingsspieler des Kindes geschafft.

2. Die Informationen, die auf das Kind einströmen, vermischen sich – und der Junge baut sie neu zusammen: Vor wenigen Tagen spielte er „Stuttgart 21 gegen Schalke 04“, :-).

Kindliches Sprachspiel 16

Lange nichts geschrieben von der kindlichen Sprachentwicklung. Immer nur Politik und Stasi und viel Sendepause…

Damals erschienen solche Einträge:
Kindliches Sprachspiel 15
Kindliches Sprachspiel 14
Kindliches Sprachspiel 13
Kindliches Sprachspiel 12
Kindliches Sprachspiel 11

usw.

Heute trage ich mal wieder einen Dialog mit dem inzwischen knapp Vierjährigen vor:
„Papa, ist Skoda die Tochter von VW?“
„Ja.“
„Und wer ist dann der Papa?“
Hm.
Ein paar Sekunden später, die Sache beschäftigt ihn immer noch: „Und wer ist die Mama von VW?“

Ja, wer eigentlich?

Wenn Eltern ihre Kinder verwechseln…

kann es auch mal peinlich werden…

Bei zwei kleinen Kindern im Haushalt passiert es uns Eltern immer mal wieder, dass wir die Zugehörigkeiten durcheinander bringen:

Wir vertauschen im Erzählstrom die Namen der Zwerge – sicherlich ein sehr häufiges Phänomen bei mehreren Kindern. Weil beide Jungs Schnuller lieben, haben wir mehrere Größen der Beruhiger im Haus – und es kommt nicht selten zu Verwechslungen.

Kaum auseinander halten lassen sich auch die Milchtrinkflaschen. Der Große beharrt darauf, eine tägliche Ration Milch aus seiner angestammten Baby-Flasche zu trinken. Der Kleine bekommt nun das gleiche Flaschensystem. Die letzte Verwechslung bemerkte der große Sohn, weil die Tülle auf seiner Flasche plötzlich nur schwer Milch gab, er sie sonst aber relativ schnell leerschlürfen konnte. Die frisch gekaufte Tülle für den kleinen Kleinen erfordert einen viel höheren Saugaufwand.

Besonders peinlich aber war, dass ich vor kurzem dem Kleinen (Windelgröße 2) eine Windel mit Größe 5 angelegt habe, ohne es zu bemerken. Immerhin: Die umgekehrte Verwechslung wäre mir wohl schon auf dem Wickeltisch aufgefallen…

Kindliches Sprachspiel 15

Beide Kinder sind mit ihrer Mama bei den Großeltern. Dort liegt der große Sohn eines Nachmittags auf dem Wickeltisch, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sagt, ohne Vorwarnung: “Ich bin ein fröhliches Kind.”

Fragt seine Mama: “Und ich, was bin ich?”

“Du bist eine fröhliche Frau!” Und ergänzt: “Und wir haben noch einen fröhlichen Papa zu Hause.”

Fein, wenn ein Zweieinhalbjähriger sich und seine Eltern so sieht. Da vergesse ich schnell, dass er auch mal sagt: “Geh weg!” oder “Geh in die Küche!” oder auch “Mama soll mir den Schnuller geben, nicht Papa!”

Lebensqualität bei ALS

Im Deutschen Ärzteblatt erschien vor kurzem eine Studie zur Lebensqualität von Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Muskelerkrankung. Im Endzustand der Erkrankung kann der menschliche Körper keinerlei Eigenbewegung mehr ausführen. Die Patienten müssen künstlich beatmet werden. Das Hirn ist vollständig eingeschlossen, locked-in.

Ich habe anlässlich des Filmstarts von “Schmetterling und Taucherglocke” Ende März eine Interviewserie mit Niels Birbaumer (Locked-In-Syndrom – das eingeschlossene Hirn) veröffentlicht, der ALS seit Jahren erforscht und auch an der aktuellen Studie beteiligt war.

Das zentrale Ergebnis: Die Lebensqualität aus der Innensicht der Betroffenen ist nicht schlechter als die anderer Menschen auch. Sie sind auch nicht depressiver.

Allerdings geben natürlich nur die Leute Auskunft, die sich bspw. durch eine Beatmungsmaschine am Leben erhalten lassen. Die anderen sind entweder bereits verstorben bzw. verweigern sich der sicherlich anstrengenden Befragung. Die Verzerrung in der Auswahl der Patienten könnte eine Ursache dafür sein, dass die Betroffenen ihre Lebensqualität und ihre Stimmung als ganz gut einschätzen.

Die Studie gebietet es dennoch, innezuhalten und sich vor vorschnellen Einschätzungen über das Befinden von Schwerstkranken zu hüten, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Gefühle ohne weiteres mitzuteilen.

Auch Menschen mit Demenz erleben wir als kaum noch zugänglich. Auch sie sind in einem bestimmten Stadium der Krankheit nicht mehr in der Lage, Mitteilungen über ihr Innenleben zu machen. Das sollten wir Außenstehenden aber nicht dahingehend interpretieren, dass in diesem Inneren nichts mehr oder nur noch Schreckliches stattfindet bzw. diejenigen sowieso nichts mehr mitkriegen.

Respekt und Würde sind nicht teilbar!

Neulich auf dem Kita-Wickeltisch

Manche Geschichten des Kindes gelangen erst über Eck ans elterliche Ohr:

Das Kind liegt in der Kita auf dem Wickeltisch, hat einen Stinker in der Hose und sagt: “Ich bin ein Schwein.”

Die Kita-Tante ist aufrichtig empört: Was bringen die Eltern dem Kind bei? Genau das meldete sie auch an uns zurück. Sie bat uns, das Kind doch bitte zukünftig nicht mehr so zu nennen…

Nun war es an uns, über die Interpretation der Kita-Tante irritiert zu sein. Denn wir erleben ständig, dass er sich als Tier oder als andere Phantasiefigur bezeichnet. Dann sagt er, er sei ein Tiger und faucht, wie er die Tiger im Zoo hat fauchen sehen. Oder er ist ein Löwe, Butzemann, ein Panther, eine Maus, ein Schmusebär oder Hai.

So schnell kann kindliches Sprachspiel zu Missverständnissen führen…

Kindliches Sprachspiel 13

Das große Kind singt mittlerweile nicht nur beim Zähne putzen das Zahnputzlied.

Er fängt an, sich selber Textstücke zusammen zu bauen. Dieser Tage variierte er “Alle Vöglein sind schon da” und sang plötzlich: “Alle Vöglein sind schon weg.”

Weil ich solche Aktivitäten gerne unterstütze, :-), habe ich ihm “Alle meine Entchen” jahreszeitlich erweitert: “Alle meine Erdbeern schwimm’ im meinem Bauch, schwimm’ in meinem Bauch. Ess ich die Banane, schwimmt sie darin auch.”

Oder, nach dem Grillen im Garten: “Alle meine Würstchen, schwimm’ in meinem Bauch, schwimm’ in meinem Bauch. Ess ich Frikadelle, schwimmt sie darin auch.”