Einen Job für Roland Koch!!

Wäre Roland Koch nicht so schwer vermittelbar, hätte er bestimmt schon ein Jobangebot – und der Stillstand in Hessen wäre vorbei. Zwar kommt gerade Bewegung in die Angelegenheit, denn Frau Roth (OB in Frankfurt) wird als mögliche Ministerpräsidentin ins Spiel gebracht. Es könnte aber auch sein, dass sie auf diese Weise für das Amt verbrannt werden soll, weil sich andere gerne in dem Job sähen.

Egal, wer es macht, das gegenwärtige Problem heißt Koch. Erinnern wir uns, wie die SPD mit wahlgebeutelten Ministerpräsidentenkandidaten umgeht: Sigmar Gabriel verlor in Niedersachsen. Heute: Minister. Peer Steinbrück verlor in NRW. Heute: Minister. Oder noch weiter zurück: Ein Herr Klimmt verlor im Saarland – und wurde dann mal ein paar Monate Verkehrsminister. Oder Hans Eichel. Verlor Hessen an Koch und wurde der Nachfolger von Lafontaine als Finanzminister. Fast ließe sich behaupten, eine Wahlniederlage für die SPD macht den Verlierer ministrabel.

Doch wie gesagt, Koch ist schwer vermittelbar – zumal im Merkel’schen Kabinett gerade keine Stelle frei ist. In die Industrie zu wechseln, böte sich an. Doch: Welches Unternehmen, gar noch ein internationales, möchte sich mit einem Mann belasten, der in der Öffentlichkeit ein solches Image hat: Scharfmacher, schwarz-konservativ, dass er noch im Kohlenkeller Schatten wirft, xenophop und ziemlich unbelehrbar! Jeder, der einigermaßen bei Trost ist, macht einen großen Bogen um eine solche Bewerbung. Was also tun mit Herrn Koch?

Da der Mann eine Mission zu haben scheint, ist darauf keine leichte Antwort zu finden. Sich als Anwalt neu zu erfinden, wie Herr Merz das tut, fällt Koch wahrscheinlich noch schwerer als dem Mann aus dem Sauerland. Wem also etwas einfällt, der kann das hier ins Weblog schreiben oder es gleich der CDU Hessen andienen.

Fristverlängerung für GKV-Ausstieg der Hausärzte

Der Bayerische Hausärzteverband hat die Frist für den kollektiven Ausstieg seiner Mitglieder aus dem Vertragsarztsystem um 3 Monate bis Ende Juni 2008 verlängert. Verbandschef Wolfgang Hoppenthaller bestätigte die Verlängerung der Ausstiegsfrist. Ob der kollektive Ausstieg (mindestens 70 Prozent der Kollegen müssten in jedem Regierungsbezirk ihre Zulassungen zurückgeben) gelingt, ist sehr ungewiss. Viele Kollegen fürchten um ihre Existenz.

Hintergrund: Gegenwärtig sind niedergelassene Ärzte Zwangsmitglieder ihrer regionalen kassenärztlichen Vereinigung (KV). Diese verteilt die Zulassungen und handelt die Honorare mit den Kassen aus. Nur aufgrund dieser Zulassungen sind die Vertragsärzte berechtigt, die Behandlung gesetzlich versicherter Patienten mit der KV abzurechnen. Geben die Hausärzte ihre Zulassungen zurück, entfällt ihr Honoraranspruch.

Die Kollegen hoffen allerdings zweierlei: 1. Anschließend direkt mit den Krankenkassen ihre Honorare abrechnen zu können – was die Kassen jedoch ablehnen. 2. Die Hausärzte wollen ein eigenes Verhandlungsmandat mit den Kassen erzwingen, an der KV vorbei, von der sie sich nicht angemessen vertreten fühlen.

Nach all den vollmundigen Ankündigungen ob des Ausstiegs wirkt die Fristverlängerung wie das Eingeständnis, zunächst gescheitert zu sein. Wie viel mehr Hausärzte das dazu motiviert, ihre Praxis aufs Spiel zu setzen, ist völlig offen. Mißlingt die Rebellion, wird sicherlich der Antidepressiva-Konsum unter den Hausärzten zunehmen.

Was bisher geschah:

Hausarzt-Harakiri? (31.01.08)
Versammlung der Hausärzte in Nürnberg am 30.01.08 (Video)
Hausarztversammlung empfiehlt GKV-Ausstieg (12.01.08)
Hausärzte raus aus der GKV? (09.07.07)

Bildungschancen durch Kinderkrippen?

Bei Anne Will, in der Süddeutschen Zeitung, in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung – gegenwärtig debattiert die Republik, inwieweit Kinderkrippen und die mit ihnen mögliche frühkindliche Erziehung die Bildungskarrieren von Kindern erkennbar befördern.

Die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung sind interessant, weil sie erstmals ganze Jahrgänge von Kindern im Verlauf ihrer Kindergarten- und Schulkarrieren betrachten. Zugrunde liegen den Analysen vor allem Daten des Sozial-ökononomischen Panels. Im jetzt veröffentlichten ersten Auswertungsschritt (pdf) kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der Anteil der in die Gymnasialstufe empfohlenen Kinder um rund 14 Prozent steigt, wenn die Kinder eine Krippe besucht haben.

Dabei profitieren (hinsichtlich der Gymnasialentscheidung) alle Kinder vom Krippenbesuch – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund. Allerdings profitieren Kinder aus jenen Familien stärker, in denen mindestens ein Elternteil einen Real- bzw. einen Gymnasialabschluss hat, als Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund bzw. aus Familien, in denen die Eltern maximal einen Hauptschulabschluss haben. Das bedeutet: Krippen fördern alle, aber die Kluft zwischen den Bildungschancen der System-Benachteiligten und der System-Begünstigten wird dadurch kaum kleiner (wie manche Krippenbefürworter behaupten).

Allerdings bleiben auch einige methodische Zweifel. So ist nicht nachvollziehbar, wieso die durchschnittliche Verbesserung der Gymnasialabschlusschancen anschließend gleich gesetzt wird mit der dadurch möglichen Verbesserung des Lebenseinkommens. Aus der nämlich wird der geldwerte Vorteil des Krippenbesuchs ermittelt. Dieser Teil des Studienberichts wirkt gleichwohl etwas Voodoo-inspiriert. Mal sehen, was im Abschlussbericht steht, der im April erwartet wird.

Gift gegen Gaga-Gesundheitsfonds

Die Baustelle Gesundheitsfonds verleitet den bunten Gesundheits-Hund der SPD, Karl Lauterbach, Bilder von anderen sinnentleerten Baumaßnahmen zu entwerfen: Er diktierte der Süddeutschen Zeitung in den Block: „Der Fonds ist so überflüssig wie eine Autobahnbrücke ohne Autobahn.“

Allerdings: Wenn Herr Lauterbach sich äußert, ist das gut fürs Publikum, aber die Spieler im System betrachten Aussagen des Gesundheitsökonomen doch recht skeptisch. Einerseits wegen seiner konsequenten Wissenschaftler-Haltung, die mit einer gewissen Sperrigkeit in der Argumentation verbunden ist. Andererseits wegen seiner (vermeintlichen?!) Nähe zu Ulla Schmidt, als deren enger Berater er immer wieder dargestellt wird.

Am Ende ist es jedoch der Chor der Stimmen, der anschwillt, und den Fonds immer schwerer vermittelbar macht: DAK-Chef Rebscher äußerte sich Anfang Februar gegenüber DPA: Der Gesundheitsfonds sei eine „staatliche Beitragseinzugsstelle“. Er solle letztlich nur verdecken, „dass die paritätische Finanzierung der Gesetzlichen Krankenkassen weiter ausgehöhlt und der Arbeitgeber auf Dauer von der Dynamik steigender Ausgaben für die Gesundheitsversorgung abgekoppelt wird“.

Der Hinweis von Rebscher auf die zukünftig noch ungleichere Lastenverteilung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ist wichtig, weil er bisher noch kaum bei den Beitragszahlern angekommen ist.

Die Kommunalwahl in Bayern vom vergangenen Sonntag nun leistet ihren Beitrag, den Gesundheitsfonds ernsthaft zu gefährden. Die CSU ist deutlich beunruhigt, dass ihr der Fonds (unter anderem) die Landtagswahl im September verhageln könnte. Deswegen kommt es zu Absetzbewegungen. Bei Reuters ist von CSU-Landesgruppenchef Ramsauer zu lesen: „Der zum Januar 2009 geplante Gesundheitsfonds zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen könne nur dann pünktlich starten, wenn dafür die Voraussetzungen stimmten.“

Und darum ist es schlecht bestellt – zumal Bayern (gemeinsam mit Baden-Württemberg) zu den Verlierern gehört: In beiden Ländern verdienen die Arbeitnehmer mehr. Die Kassen bekommen deswegen höhere Beiträge. Bisher kam dieses Beitragsplus nur deren Versicherten zu Gute. Nun müssen diese Mehreinnahmen zunächst in den großen Pott eingebracht werden.

Wie lange werden die Befürworter des Gesundheitsfonds (Kanzlerin, SPD-Spitze) standhalten, wenn die (unabsehbaren und/oder gefühlten) Risiken des Fonds zunehmend die Wahrnehmung der Öffentlichkeit bestimmen?

Wer im übrigen als Wahlbürger daran mitwirken will, die Einführung des Fonds noch einmal zu überdenken bzw. sogar zu stoppen, kann sich an den Petitionsausschuss des Bundestages wenden: Petition gegen die Einführung des Gesundheitsfonds.

René Pollesch: Die Welt zu Gast bei reichen Eltern

Das Thalia in der (Hamburger) Gaußstraße bringt seit vergangenen November René Polleschs neueste Assoziationsketten auf die Bühne: „Die Welt zu Gast bei reichen Eltern„.

Ich habe das Stück inzwischen gesehen – und mich erneut erfreut an Polleschs dekonstruierender Lust. Diesmal zerpflückt er die Mythen und Illusionen rund um Liebe, Familie, Eltern, Kinder, frei nach der Zeile: „Warum soll ich das da lieben, nur weil es vor 30 Jahren aus meinem Bauch rauskam?“

„Familie ist ja nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch Kälte und Einsamkeit.“

Oder: „Liebe steht auch unter dem Verdacht, hinter ihr würde sich noch etwas Tiefgründigeres verstecken.“

Sehr empfehlenswert, sehr Pollesch, wenn auch ohne das Schreien, das der Autor in vielen seiner Werke (bspw. „Der Kandidat“, „Splatterboulevard“, „Der okkulte Charme der Bourgeoisie bei der Erzeugung von Reichtum“) zu einer Art Markenzeichen gemacht hat.

Die Wortketten, die Pollesch seine Schauspieler rausschleudern lässt, sind gewohnt vergnüglich und entlarvend, manchmal wie Peitschenhiebe hinein in unseren Alltag, manchmal selbstverliebt assoziierend, aus purer Lust an Kombination und Rekombination. Die Inszenierung bleibt auch deswegen in Erinnerung, weil Regisseur Pollesch die Intentionen des Autors Pollesch mittels multimedialer Techniken umsetzt: Eine Handkamera schickt live mitgeschnittene Bilder direkt auf eine Leinwand.

Insgesamt kurzweilig, anregend, unterhaltsam. Nur die Luftfilter im Theater könnten besser arbeiten.

Kind und Zähne putzen, update 4

Manchmal hilft Beharrlichkeit – ohne zusätzliche Anreize. Drei Monate nach meinem letzten öffentlichen Aufschrei kommen wir gerade in eine Phase, in der das Kind sich zwar weiterhin nur unfreiwillig Zähne putzt, aber dennoch zweimal am Tag. Das Schreien und das wilde den-Kopf-hin-und-her-schütteln sind fast verschwunden. Er presst jetzt nur noch manchmal die Lippen zusammen.

Wenn ich ihn zutexte, besinge oder irgendwelchen anderen Quatsch mit ihm mache, der ihn ablenkt, hält er in manchen Momenten sogar schon mal 45 Sekunden durch, bis er es satt hat, dass ich mit einer Bürste in seinem Mund herumfahre. Geeignet ist vor allem die unendlich zu dehnende Aufzählung all der anderen Kinder aus der Kita und der Verwandten und Bekannten, die ebenfalls zu diesem Zeitpunkt die Zähne putzen.

Danach benutzt er die Bürste selbst noch einmal für ein paar oberflächliche Hin- und Herfahrten. Diese Arbeitsteilung, erst ich, weil ich die Zahnpasta verteile, dann er, um nachzuputzen, ist im Augenblick das Optimum.

Bisherige Beiträge:

Kind und Zähne putzen, update 3
Kind und Zähne putzen, update 2
Kind und Zähne putzen, update
Kind und Zähne putzen

Möhren-Schokoladen Kuchen

Ein weiteres Back-Schmankerl, dem niemand widerstehen kann. Ohne Butter, ohne Mehl…

Das wird benötigt:

4 Eier, 160 gr Zucker, 200 gr geraspelte Möhren, 200 gr gemahlene Mandeln, 2 EL Kakao, 0,5 Päckchen Backpulver, 1 EL Zitronensaft, 1 EL Rum, 3 EL Semmelbrösel

So wird’s gemacht:

Eigelb und Eiweiß trennen. Eierschnee steif schlagen. Dann Eier, Zucker, Mandeln, Kakao, Backpulver, Zitronensaft, Rum und die Semmelbrösel verrühren. Schließlich die Möhren hinzufügen. Dann den Eierschnee unterheben.

Den Teig in eine Backform geben. Bei 190 Grad Umluft etwa 35 min backen. Nach dem Abkühlen wahlweise einen Schokoladenguss überziehen oder den Kuchen puderzuckern.

Ein Dank an Sandra aus der Krabbelgruppe.