Neues Pflegegesetz – ab morgen gültig

Hier noch einmal zum Auffrischen meine Mini-Serie zum neuen Pflegegesetz, das ab 01.07.2008 gilt:

Neues Pflegegesetz auf dem Weg – Eckpunkte der Reform (17.10.2007)

Neues Pflegegesetz – was haben Demenzkranke davon? (09.04.2008)

Neues Pflegegesetz – was haben pflegende Angehörige davon? (13.04.2008)

Neues Pflegegesetz – was ändert sich für Pflegeheime? (15.05.08)

Zu den umstrittensten Neuerungen gehören Pflegestützpunkte und das Bewertungssystem für die Qualität von Pflegeheimen. Die (wohnortnahen) Pflegestützpunkte sollen von den Bundesländern initiiert und von den Pflegekassen betrieben werden. Doch noch sind keineswegs alle Länder bereit, die neue Struktur auf den Weg zu bringen. Unklar ist bspw., wie die Kooperation zwischen neuen und alten Strukturen der wohnortnahen Hilfen aussehen soll, welche Angebote bestehen, welche Konzepte sinnvoll und vor allem angesichts knapp bemessener Mittel umsetzbar sind.

Richtig spannend wird das Thema Qualitätsbewertung von Pflegeheimen. Allein die Frage, was abgebildet und damit zwischen den Einrichtungen verglichen werden soll, dürfte manche Debatte auslösen: Das Essen? Das Unterhaltungsangebot? Die durchschnittliche Überlebensdauer nach Heimeinweisung? Welche Indikatoren taugen? Und wie fließen sie in ein Bewertungssystem ein, egal ob eines mit Sternen oder eines mit Ampelfarben. Ende des Jahres sollen sich die Spitzenverbände der Pflegekassen, der Einrichtungsträger, der Sozialhilfeträger und einige andere mehr, die an diesem Geschäft Anteil haben, einig geworden sein.

Hamburger Hochbahn,

welche Schlauberger, welche genialen Köpfe verantworten eigentlich Eure Investitionsentscheidungen?

Da saniert Ihr, Hamburger Hochbahn, mit großem Aufwand, viel Drahtverhau, frischen Steinen usw. die sieben Auf- bzw. Abgänge des U-Bahnhofs Osterstraße/Heussweg – aber Ihr bringt es nicht fertig, die Zahl der Behinderten- bzw. Kinderwagengerechten Eingänge von Null (0) auf Eins (1) zu erhöhen!

Ja, seid Ihr denn noch ganz bei Trost? Klar, Ihr könntet vorbringen, dass in Richtung Norden (Niendorf) während der Geschäftszeiten immerhin der Fahrstuhl bei Karstadt zur Verfügung steht. Aber ansonsten? An zwei Ausgängen (Richtung Norden!!) jeweils eine Rolltreppe, die beide (irritierenderweise) immer nur in eine Richtung fahren (aufwärts, nie abwärts).

Guckt Ihr Euch die örtlichen Gegebenheiten nicht an, wenn Ihr solche Investments beschließt? Wäre es baulich absolut unmöglich gewesen, einen von vier Eingängen Richtung Innenstadt mit wenigstens einer Rolltreppe auszustatten – oder gar einem Fahrstuhl? Drei Fußwegtreppen hätten anschließend ja immer noch zur Verfügung gestanden! Und Ihr hättet andere Accessoires wie die Maschendrahtverhaue sparen können, die jetzt alle Ausgänge zieren.

Aber so? Perplex ob soviel depperter Geringhirnigkeit verbleibt der Zettmann.

PS.: Für diejenigen, die den Ort nicht kennen: Wer Richtung Innenstadt in den U-Bahnhof hinab geht, kann auch nur Richtung Innenstadt fahren. Und umgekehrt. Das jeweils andere Gleis lässt sich nicht erreichen.

CDU will Zentralregister für alle Bürger

Nachdem ich gestern schon den Kopf geschüttelt habe, als der neue Referententwurf zum Bundesmeldegesetz bekannt wurde, der eine zentrale Erfassung aller Bundesbürger will, wird heute klar, dass nicht Schäuble einsam und allein diesen Kurs fährt, sondern die gesamte Union. Der CDU-Innenpolitiker Binninger sagte der Taz: “Das Zentralregister ist für uns alternativlos.”

Laut Süddeutscher Zeitung “müssen alle 5300 Meldebehörden künftig eine Liste von etwa 30 Angaben an das Bundesmelderegister übermitteln, darunter aktuelle und frühere Adressen, die Religionszugehörigkeit und die Angabe, ob jemand einen Waffenschein besitzt. Auch Staatsangehörigkeiten, Passnummern und Steuerklassen sollen aufgenommen werden.”

Wenn die gegenwärtig schlechte Datenqualität von Geburts- und Adressdaten eine der Begründungen für die zentrale Erfassung ist, warum dann Steuerklassen und Religionszugehörigkeit? Wieder mal der Versuch des Schäuble-Ministeriums, die eigene Paranoia zu füttern, dem Datensammelwahn Zucker zu geben? Oder einfach nur maximal fordern, damit am Ende wenigstens die zentrale Erfassung beschlossen wird?

Was bisher geschah:

Schäubles Plan für ein Bundesmelderegister entzweit die Koalition (heise.de 27.06.08)
Innenministerium forciert Pläne für zentrales Melderegister (heise.de 07.02.08)
Datenschützer gegen zentrales Bundesmelderegister (heise.de 16.04.07)

Paella gegen Currywurst

Nun also gegen Spanien. Trotz der augenschmausigen Vorstellung der Spanier, hätte ich größere Bedenken für den kommenden Sonntag, wenn die Russen ins Finale gekommen wären. Die Spanier haben den Deutschen einen Dienst erwiesen, für den die deutsche Mannschaft sich leider nicht erkenntlich zeigen wird…

Oder!?

Finale!!!

3:2 gegen die Türkei. Vier Chancen, drei Tore, unterirdisch gespielt, das Spiel in der letzten Minute gedreht. Die Türken mit deren eigenen Mitteln aus dem Turnier gekegelt. Die gnadenlose Effizienz verblüfft mich und macht die Elf unberechenbar. Kein Nachteil, das.

Fachsimpeln über den Tod

Eine Patientin (85) sagte heute zu mir: “Ich habe es satt zu leben. Jeden Morgen wache ich auf und hoffe, heute ist es vorbei.”

Die Patientin ist gesund, sehr mobil, selbstständig, aktiv – aber sie hat von alledem genug. Sie ist es leid zu leben. Und sie leidet am desolaten Zustand der Welt, wie sie sagt. So greifbar ihr Lebensüberdruss ist, so wenig liegt ihr die Idee nahe, selber Hand an sich zu legen. Hat sie alles abgehakt.

Ich verwickle sie dennoch in ein Gespräch darüber und sage: “Na ja, Sie nehmen Medikamente gegen Bluthochdruck. Wenn Sie die wegließen, könnten Sie ihre Chancen auf einen Schlaganfall vergrößern.”

Sie antwortet: “Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Auch meine Freundinnen weisen mich darauf hin. Warum ich denn dann gesund bleiben wolle, wenn ich nicht mehr leben möchte… Aber es ist ja nicht sicher, dass der Schlaganfall gleich zum Tode führt. Da bleibe ich lieber gesund.”

So wie ich sie erlebe, findet die Patientin das Leben gar nicht so schlecht. Sie hat ja einen durchaus selbstironischen Zugang dazu, zumal sie schon seit fünf Jahren nicht mehr leben will. Sie fürchtet sich aber offenbar davor, irgendwann leiden zu müssen. Sie fürchtet die Abhängigkeit und das Siechtum. Ein schneller Tod über Nacht würde dieses Problem lösen.

Am Ende stellt sich die Frage: Wie gesund darf ich höchstens, wie krank muss ich mindestens sein, damit der Tod mich ereilt?

Viral Marketing: Welche Angebote kriegen andere Blogger?

Ich habe gestern die Anfrage erhalten, ob ich in meinem Blog über eine neue Internetplattform berichten könne. Ich habe da ein paar Fragen hinein in die Blogosphäre: Kriegt Ihr anderen Blogger auch solche Mails? Wenn ja, wie viele? Und: Sind manche davon auch lukrativ? Bzw. wovon hängt das ab?

Na ja, immerhin ist mir ein iPod-Shuffle angeboten worden… Sicher nichts im Vergleich zu den Einnahmen von Horst Schlämmer, aber ich bin auch nur der Zettmann.

Ich zitiere:

– schnipp –

“Sehr geehrter Dr. Zimmermann,

wir sind über Ihren Blog auf Sie aufmerksam geworden und wollten anfragen, ob Sie für uns eine neue Internetplattform anschauen und Ihre Meinung darüber berichten würden – wenn es thematisch zu Ihrem Blog passt.

[…]

Als Dankeschön erhalten Sie von uns einen Trekkingrucksack, einen USB Stick oder einen iPod shuffle.
Wählen Sie einfach aus, was Ihnen am besten gefällt.”

– schnapp –

Soll ich zusagen oder absagen? Oder bin ich jetzt für die Viral-Marketing-Leute uninteressant geworden?
Fragt sich der Zettmann.

Lebensqualität bei ALS

Im Deutschen Ärzteblatt erschien vor kurzem eine Studie zur Lebensqualität von Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Muskelerkrankung. Im Endzustand der Erkrankung kann der menschliche Körper keinerlei Eigenbewegung mehr ausführen. Die Patienten müssen künstlich beatmet werden. Das Hirn ist vollständig eingeschlossen, locked-in.

Ich habe anlässlich des Filmstarts von “Schmetterling und Taucherglocke” Ende März eine Interviewserie mit Niels Birbaumer (Locked-In-Syndrom – das eingeschlossene Hirn) veröffentlicht, der ALS seit Jahren erforscht und auch an der aktuellen Studie beteiligt war.

Das zentrale Ergebnis: Die Lebensqualität aus der Innensicht der Betroffenen ist nicht schlechter als die anderer Menschen auch. Sie sind auch nicht depressiver.

Allerdings geben natürlich nur die Leute Auskunft, die sich bspw. durch eine Beatmungsmaschine am Leben erhalten lassen. Die anderen sind entweder bereits verstorben bzw. verweigern sich der sicherlich anstrengenden Befragung. Die Verzerrung in der Auswahl der Patienten könnte eine Ursache dafür sein, dass die Betroffenen ihre Lebensqualität und ihre Stimmung als ganz gut einschätzen.

Die Studie gebietet es dennoch, innezuhalten und sich vor vorschnellen Einschätzungen über das Befinden von Schwerstkranken zu hüten, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Gefühle ohne weiteres mitzuteilen.

Auch Menschen mit Demenz erleben wir als kaum noch zugänglich. Auch sie sind in einem bestimmten Stadium der Krankheit nicht mehr in der Lage, Mitteilungen über ihr Innenleben zu machen. Das sollten wir Außenstehenden aber nicht dahingehend interpretieren, dass in diesem Inneren nichts mehr oder nur noch Schreckliches stattfindet bzw. diejenigen sowieso nichts mehr mitkriegen.

Respekt und Würde sind nicht teilbar!