Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren
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Teil 17: Sozialer Vergleich bildet Identität
Teil 18: Neid braucht die Beziehung
Tipps: Dem Neid mit Gelassenheit begegnen
Tipps: Mehr Gelassenheit mit Wünschen und Bedürfnissen
Exkurs: Neid im Tierreich – Ein Versuch mit Kapuziner-Affen von Frans de Waal
Es existiert kein Gut, kein Gegenstand, keine Fähigkeit, nichts, das uns nicht Anlass genug sein könnte, auf unsere Mitmenschen neidisch zu sein. Somit ist der Neid unabhängig vom beneideten Gut – insofern, als wir nicht das Gut selbst beneiden, sondern den psychischen Gewinn, den der Beneidete nach unserer Ansicht daraus zieht. Weil wir vermuten, wie gut es dem anderen dabei geht, wenn er seinen Besitz, seinen Erfolg genießt, reagieren wir darauf mit dem einschlägigen „Das will ich auch“. So wie in dem Film Harry und Sally, als Meg Ryan im Fast-Food-Restaurant Billy Crystal einen Orgasmus vorspielt, um zu beweisen, wie leicht es ist, einen Orgasmus vorzuspielen – und daraufhin eine andere Kundin des Restaurants die Bestellung aufgibt: „Ich will genau das, was sie hatte“.
Auch dieser Neiderin geht es nicht um den Besitz an sich, sondern um die Konsequenzen, die an den Besitz gekoppelt sind. „Was immer es war, das Meg Ryan bestellt hat – wenn es zu einem solchen Ergebnis führt, will ich das auch.“ Wir unterstellen dem begehrten Gut Gewinn bringende Eigenschaften für dessen Besitzer. Allerdings sind diese für jeden Neider verschieden – ein und demselben Gut unterstellen verschiedene Neider sehr verschiedene Wirkungen. Am Beispiel des Besitzes von Geld lässt sich das ganz trefflich illustrieren: Viel Geld bereitet mir ein sorglosen Leben. Viel Geld eröffnet mir den Zugang zu Luxusartikeln. Viel Geld ermöglicht mir, meine Freunde einzuladen. Viel Geld erlaubt das Verreisen in die weite Welt.
Durch diese relative Willkür, was die Neidanlässe betrifft, kommt es im Alltag nicht selten zu dem Phänomen, dass wir jemanden um Dinge beneiden, die er zwar besitzt, die ihm aber faktisch wenig oder nichts bedeuten. Wir übertragen nämlich den psychischen Gewinn, den wir aus dem Besitz des Gutes ziehen würden, auf den beneideten Inhaber ohne uns je ernsthaft vergewissern zu wollen, ob das den Tatsachen entspricht.
In Liebesbeziehungen führt das regelmäßig zu Missverständnissen. Unausgesprochen unterstellen wir unserem Partner, er zöge diesen oder jenen Gewinn aus dem von uns so vermissten Besitz – ohne uns einmal dem Gedanken hinzugeben, dem anderen könnte der Besitz eine Last sein. So ist es durchaus nicht immer ein Gewinn, mit gewissen Talenten ausgestattet zu sein, um die andere einen beneiden. An die Talente sind besondere Anforderungen geknüpft. Bestimmte Erwartungen müssen erfüllt werden. Andere wachen darüber, dass jemand sein Talent nicht vergeudet. Genauso kann Geld eine schwere Last für den Selbstwert desjenigen sein, der es im Übermaß besitzt, wenn der Besitz nicht auf eigenem Verdienst beruht. Vieles hängt von der Vergleichsdimension ab, aus der heraus Besitzender und Nicht-Besitzender auf das Gut schauen.
Im Hinblick auf die angenommenen positiven Wirkungen eines von uns begehrten Gutes neigen wir sehr schnell dazu, von uns auf andere zu schließen. Wir sind in unserer Einschätzung noch dazu so sicher, dass wir es nicht einmal für nötig halten nachzufragen, ob die Einschätzung auch zutrifft. Das führt nach Jahren des guten Glaubens zu Aha-Erlebnissen, die den Partner in völlig neuem Licht erscheinen lassen: „Wie? Dir war es immer ein Gräuel, mit der Geige aufzutreten? Ich dachte, du hättest es genossen, von allen dafür gelobt zu werden …“ – „Siehst du, so wenig kennst du mich! Ich habe es von klein auf gehasst, mich herauszuputzen und vor allen Onkels und Tanten spielen zu müssen.“
Teil 20: Beinflussbare und nicht-beeinflussbare Neidanlässe
Exkurs: Neid und Eifersucht – nahe Verwandte
Teil 21: Wie kommt der Neid in die Liebesbeziehung?
Teil 22: Die neue Konkurrenz zwischen den Geschlechtern
Teil 23: So haben sich Liebesbeziehungen gewandelt
Teil 24: Frauen haben ein neues Rollenverständnis in der Liebesbeziehung