Teil 1: Neid und Konkurrenz bei Paaren
…
Teil 21: Wie kommt der Neid in die Liebesbeziehung?
Teil 22: Die neue Konkurrenz zwischen den Geschlechtern
Teil 23: So haben sich Liebesbeziehungen gewandelt
Teil 24: Frauen haben ein neues Rollenverständnis in der Liebesbeziehung
Paar-Vignette 1: Egoismus und Altruismus
Paar-Vignette 2: Selbstbehauptung und Rücksichtnahme
Kooperation und Abgrenzung
Dieses Dilemma entzündet sich an der Frage, ob sich das eigene Potenzial besser mit oder besser ohne den Partner verwirklichen lässt. Kooperation bringt dabei mehr Vor- als Nachteile, wenn das Paar sowieso gemeinsame Ziele anstrebt. Das Paar bewältigt so viele Aufgaben, dass es müßig wäre, ständig die jeweiligen Kosten und Verdienste gegenzurechnen. Beginnt einer, sich übervorteilt zu fühlen, so droht das Gleichgewicht zu kippen. Willi (2002, S.40): „Das Übervorteilen bringt zwar einen Anfangserfolg, sekundär schädigt es beide, weil die subtile Vertrauensbasis der Kooperation zusammenbricht.“
Vignette 3: Ein Paar, seit fünf Jahren zusammen, kein Kind, sie Fotografin, er arbeitsloser Physiker.
Sie: „Könntest du demnächst mal die Fensterrahmen im Bad streichen?“
Er: „Manchmal komme ich mir vor wie dein Angestellter.“
Sie: „Dir wird doch kein Zacken aus der Krone fallen, wenn du deine viele Freizeit in unsere Wohnung investierst.“
Er: „Und was habe ich davon?“
Sie: „Soll ich dich auch noch dafür bezahlen? Soweit kommt es noch!“
Er: „So habe ich das nicht gemeint. Aber irgendwie nervt es, dass du mich immer wieder für deine Zwecke einspannst. Ich finde nicht, dass das Badfenster gestrichen werden muss.“
Die Arbeitslosigkeit nagt sehr an seinem Selbstwertgefühl und verschiebt das Gleichgewicht innerhalb der Beziehung. Sie sieht für sich die Chance, seine freien Ressourcen anzuzapfen – während er sich unterlegen fühlt und mit neidischem Blick ihre Selbstständigkeit, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit beäugt. Sie ist sich sicher, ihn zu unterstützen, damit er nicht versauert, während sie unbeirrt ihre Kreise zieht. So bemerkt sie nicht, wie sehr sie sich nach und nach von ihm entfernt. Eine Lösung gibt es nur, wenn es ihm gelingt, sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Sich passiv gegen ihre Übermacht zu wehren, verstärkt die aufkommende Krise nur weiter. Er muss den Zirkel der Forderungen und der Forderungsabwehr durchbrechen – eben damit, dass er selbst wieder von sich fordert, eigene Ziele und einen Weg für sich zu suchen.