Nach der Wahl in Bremen

Beide Großkoalitionäre haben bei der Bürgerschaftswahl in Bremen gestern Stimmen verloren, in absoluten Zahlen noch mehr als prozentual, denn die Wahlbeteiligung ist erneut gesunken. Dennoch haben sie in ihren öffentlichen Verlautbarungen nichts besseres zu tun, als mit dem Finger auf andere zu zeigen. Eine Seite macht die andere für die eigenen Stimmverluste verantwortlich. Die Wähler, die sich abwenden von den (ehemaligen) Großparteien werden als Protestwähler diffamiert („Die haben es eben nicht geblickt.“) Die eigene schlechte Arbeit in den vergangenen 12 Jahren wird erneut als Chance verkauft. Ekelhaft.

Für wie blöd halten die eigentlich ihre Wähler und ihre Nicht-Wähler? Solche Reaktionen laden doch dazu ein, sich angewidert abzuwenden. Schon aus Selbstachtung. Angewidert von soviel Heuchelei, Ignoranz und intellektueller Tieffliegerei. Wann taucht jemand aus der politischen Klasse auf, der sich selbstkritisch zu den eigenen Leistungen äußert? Der nachdenkt, bevor er redet? Nicht nur als Sprechblasenautomat fungiert? Der die Leute, die wählen, nicht für komplette Idioten hält? Oder ist das zuviel verlangt in einer repräsentativen Demokratie?

Risotto (Basis)

Ich habe mich das erste Mal an einem Risotto-Gericht versucht, mit folgenden Zutaten:

250 gr Risotto-Reis (Arborio)
1 Zwiebel
1 EL Olivenöl
50 gr Butter
Parmesan
1 l Gemüsebrühe
100 ml Weißwein
Schnittlauch
Lauch
Champignons

Die Butter und das Öl erhitzen, darin Zwiebelwürfel glasig dünsten. Dann den Reis ins Fett schütten und gut durchrühren. Dann den Weißwein hinzugeben und rühren bis der Reis ihn aufgenommen hat. Anschließend schöpflöffelweise die heiße Gemüsebrühe in den Topf geben und kontinuierlich umrühren. Erst wenn der Reis die Flüssigkeit vollständig aufgenommen hat, die nächste Ladung Brühe auf den Reis – und das Verrühren geht weiter.

Insgesamt braucht der Reis auf diese Weise etwa 20 – 25 Minuten bis er außen weich und aufgequollen ist, aber innen weiterhin bissfest. Dann die restliche Butter und den Parmesan unterrühren. Etwas Pfeffern und mit Weißwein abschmecken.

Das zusätzliche Gemüse in einer Pfanne erhitzen und in das fertige Risotto geben. Den Schnittlauch am Ende als Zierde.

Unerwartet einfach und unerwartet köstlich!

(Frei nach „Kochen“ DK-Verlag, ISBN 978-3-8310-0798-1)

Regierung gegen Fett & Co.

Frau Schmidt und Herr Seehofer beglücken uns diese Woche mit einem Eckpunktepapier, dessen Ziel die Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und den damit verbundenen Krankheiten ist. Ein nationaler Aktionsplan setzt sich zum Ziel, „bis 2020 das Ernährungs- und Bewegungsverhalten nachhaltig zu verbessern, die Zunahme von Übergewicht bei Kindern zu stoppen und die Verbreitung von Übergewicht zu verringern.“

Dafür legen Aktionsplaner fünf Handlungsfelder fest:

1. Vorbildfunktion der öffentlichen Hand
2. Bildung und Information über Ernährung, Bewegung und Gesundheit
3. Bewegung im Alltag
4. Qualitätsverbesserung bei der Verpflegung außer Haus
5. Impulse für die Forschung

Wir werden also einen Propagandafeldzug für gesundes Essen und Bewegung erleben, wie ihn das Land bisher noch nicht kannte. Wohlfeile Aufklärung eben und ein bisschen Aktionismus… Strukturelle Risiken jedoch (Armut, Bildungsferne) werden zwar im Eckpunktepapier erwähnt, ein nationaler Handlungsplan dagegen ist nicht in Sicht. Die PISA-Daten haben nichts bewirkt, außer ein paar Luftblasen, und so wird es auch mit den Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung sein. Mit einem Unterschied: Jeder Einzelne könnte irgendwann für sein Körpergewicht zur Kasse gebeten werden…

Strafgebühr für Übergewichtige?

Wie bereits im Blog-Eintrag vom 24.04.2007 („Deutschland fett an der Spitze“) vermutet, werden die ersten Forderungen ins mediale System eingespeist, die von Übergewichtigen einen Kassenzuschlag verlangen: Die BILD-Zeitung („Kassenzuschlag für Dicke?“) schreibt dem Vorstandsvorsitzenden der BKK, Ralf Sjuts, eine Äußerung zu, in der er einen 13. Monatsbeitrag der Versicherten verlangt.

Ob er wirklich einen Zuschlag nur für die Übergewichtigen will, wird aus seiner Äußerung jedoch gar nicht klar. BILD interpretiert sie nur so. Tatsächlich sagte Sjuts am 29.04.07 in der Sendung von Sabine Christiansen: „Was wir brauchen ist nicht nur Einsicht. Wir müssten so etwas wie einen 13. Monatsbeitrag aus der Krankenversicherung ziehen und ihn an die wieder ausschütten, die sich entsprechend verhalten.“

Gesundheitsreform – Änderungen PKV

Am Dienstag habe ich auf die Änderungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hingewiesen. Heute stelle ich die Änderungen bei der privaten Krankenversicherung und deren Zeitplan zusammen:

zum 01.07.2007

– Beitrittsrecht in den Standardtarif für Nichtversicherte, die dem PKV-System zuzuordnen sind (ohne Risikoprüfung möglich)

zum 01.01.2009

– Pflicht zur Versicherung für alle, die der privaten Krankenversicherung zuzuordnen sind
– Pflicht zur Einführung eines Basistarifs
– Wechselmöglichkeit in den Basistarif jedes beliebigen PKV-Unternehmens

(bis 30.06.2009)

Übergewicht in Deutschland

In den vergangenen Wochen hat eine Studie das Land bewegt, aus der die Deutschen als fetteste Europäer hervorgingen: „Deutschland fett an der Spitze„. Das Robert-Koch-Institut bezweifelt nun, „ob die Daten, die in den EU-Mitgliedstaaten getrennt und zum Teil mit unterschiedlichen Methoden und in unterschiedlichen Jahren erhoben wurden, überhaupt vergleichbar sind und sich in einer Rangliste darstellen lassen. Zu Verbreitung und Entwicklungstendenzen von Übergewicht und Adipositas und zu den Daten der IASO-Studie ist im Epidemiologischen Bulletin 18/2007 ein Beitrag veröffentlicht.“

Zu den Einwänden zählt unter anderem, dass verschiedene Altersgruppen miteinander verglichen werden. In Deutschland gingen die 25 – 69-Jährigen mit Daten aus dem Gesundheitsmonitor 2003 der Bertelsmannstiftung in die Bewertung ein. Zu den Stichproben anderer Länder gehörten dagegen auch 18 – 24-Jährige, die seltener übergewichtig sind.

Gesundheitsreform – Änderungen GKV

In zwei Beiträgen (Teil 1 und Teil 2) habe ich zusammengefasst, welche Kernelemente das am 01.04.2007 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) enthält. Heute schiebe ich einen Zeitplan nach (Quelle: Gesundheitsministerium). In den kommenden Tagen werde ich hier Informationen zu einzelnen Aspekten der Reform veröffentlichen.

Heute weise ich auf die Änderungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung hin. Die Änderungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) poste ich übermorgen.

zum 01.04.2007

– Versicherungspflicht für alle, die der GKV zugeordnet sind
– Medizinische Versorgung:

    • Ausweitung der ambulanten Versorgung durch Krankenhäuser
    • Ausbau der Palliativversorgung
    • finanzielle Verbesserungen für Träger von Kinderhospizen
    • Rechtsanspruch auf Reha-Leistungen
    • Impfungen und Vater-/Mutter-Kind-Kuren sind Pflichtleistungen
    • Betriebskostenzuschuss bei ambulanten Geburten im Geburtshaus
    • Verbesserung der Übergänge vom Krankenhaus in die Rehabilitation und Pflege
    • Rechtsanspruch auf häusliche Krankenpflege in Wohngemeinschaften und anderen neuen Wohnformen

– Arzneimittel:

    • Einführung von Kosten-Nutzen-Bewertungen
    • Abgabe von einzelnen Tabletten an Patienten

– Neue Wahltarife:

    • Unter anderem für besondere Versorgungsformen wie Hausarztmodelle, Chroniker-Programm (Wahlpflichttarife der Krankenkassen)
    • Selbstbehalte, Kostenerstattung, Rückvergütung (Wahloptionstarife der Krankenkassen)

zum 01.01.2008

– Präzisierung der Ein-Prozent-Regelung für Chroniker

zum 01.11.2008

– Festlegung des einheitlichen Beitragssatzes durch die Bundesregierung

zum 01.01.2009

– Start des Gesundheitsfonds für die Gesetzlichen Krankenkassen
– Einführung des einheitlichen Beitragssatzes

Köhler ohne Gnade

Der Bundespräsident hat heute das Gnadengesuch von Herrn Klar abschlägig beschieden. Mathias Richling parodiert Köhler bei ARD-Beckmann, und schildert gestelzt-gestanzt, wie es zur Entscheidung kam. Zunächst Mitleid: „Klar wollte zurück in eine Gesellschaft, die er hasst. Will er sich nachträglich selbst bestrafen?“ Das könne er, Köhler, nicht wollen und schon gar nicht zulassen. Er schützt den Terroristen vor sich selbst, indem er ihn nicht begnadigt.

Doch der parodierte Präsident erkennt auch die guten Seiten am Gesuch Klars: „Wer um Gnade bettelt, erkennt den Herrscher an. Also hat Herr Klar mich anerkannt, indem er mich anbettelt.“

Zum Schluß bittet Richling-Köhler selber um Gnade – für sich.

Durchs Leben gewandelt…

Noch vor wenigen Jahren hätte ich einen Schrebergarten als Inbegriff eines spießigen Idylls verdammt und abgelehnt. Doch wie vieles andere auch, wandeln sich die Ansichten mit zunehmenden Alter und unter veränderten Lebensumständen: Früher ließ Australien nur Strafgefangene ins Land, ja es war das ultimative Aufnahmekriterium – heute verweigern die Australier dem vorbestraften Snopp Dogg die Einreise.

Ich habe den Schrebergarten meiner Jugend (unterhalb des Dresdner Fernsehturms) verabscheut. Heute bin ich froh, mit Freunden selber einen zu betreiben und dort meine Sonntage mit Frau, Kind und Gästen zu verbringen – abseits von überfüllten Parkwiesen und den logistischen Herausforderungen, die damit verbunden sind, ein Picknick im Grünen zu veranstalten.

Gesund – und doch zum Arzt?

Wie bereits im Zuge der Deutschland-ist-zu-fett-Diskussion vermutet, profiliert sich nun ein Minister als Präventionsstratege: Laut Süddeutscher Zeitung vom Wochenende empfiehlt der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Horst Seehofer allen Ernstes, Menschen „über 45 Jahren den Gesundheits-Check, auch wenn auf den ersten Blick kein akuter Anlass dafür bestehe“.

So weit ist es also schon gekommen: Wir sollen ohne Anlass einen Arzt aufsuchen, nur weil wir ein bestimmtes Lebensalter erreicht haben. Damit redet der Minister all jenen das Wort, die schon lange das ärztliche Bonmot beherzigen: Ein gesunder Mensch ist ein Mensch, der nur noch nicht hinreichend untersucht wurde.

Seehofer will zwar keine Bevormundung, was die Wahl der Nahrungsmittel anbelangt, aber er will uns mit einer nebulösen Präventionsideologie beglücken, für deren Sinnhaftigkeit er keinerlei Belege anführt. Anstatt Ross und Reiter und damit Verantwortliche für das teils grottige Ernährungsverhalten der Bevölkerung zu nennen, fordert der Minister zumindest die Älteren unter uns auf, einfach häufiger zum Arzt zu gehen. Hirnloser lässt sich Politik kaum vorstellen. Da wird mir ja sogar Stasi-2.0-Schäuble sympathisch.