IQWiG-Chef Sawicki offensiv

IQWiG-Chef Peter Sawicki geht in die Offensive. Mit Vorwürfen konfrontiert, sein Institut vergebe Aufträge an ein Institut, das seine Frau leitet, geht Sawicki heute im stern.de-Interview in die Offensive: Er räumt gegenüber dem STERN ein, dass das DIeM Unteraufträge des IQWiG bearbeitet hat, sieht aber „im Hinblick auf die Vergabeverfahren des IQWiG keinerlei Unregelmäßigkeiten“ und bestreitet, gegen Beschlüsse des Vorstandes verstoßen zu haben.

Zerknirscht muß er jedoch einräumen: „Auch wenn es formell korrekt war, war es vielleicht nicht richtig, weil man sich angreifbar macht.“

Genau das macht die Angelegenheit so delikat und unverständlich zugleich. Sawicki musste wissen, dass er seine Kritiker und allen, die es auf ihn und das Institut abgesehen haben, mit Argumenten munitioniert, wenn er selber mit Klüngel in Verbindung gebracht werden würde. Das ist leider jetzt geschehen – und wohl kaum mehr reparabel, ob das Verhalten formell korrekt war oder nicht.

Schade.

Telefonieren mit 90

Ich habe heute einen geistig sehr regen und insgesamt sehr selbständigen Patienten (90) besucht und ihn u.a. gefragt: „Telefonieren, das funktioniert doch bei Ihnen sicherlich problemlos, oder?“ Ich hätte ahnen können, dass meine Frage unsinnig ist, weil in diesem Alter die meisten Verhaltensabläufe kaum noch problemlos zu bewältigen sind. Ich handelte mir eine Lektion ein…

„Na, Sie junger Mann mit Ihrem Schwarz-weiß-Denken. Problemlos… Soll ich Ihnen sagen, wie es geht? Zuerst muss ich mich aus meinem Sessel herauswuchten. Dann muss ich den Schwindel abwarten, der mich nach dem Aufstehen überkommt. Ich gehe um den Tisch, halte mich dabei an jeder Stuhllehne fest. Ich nehme wegen der Rückkopplung das Hörgerät ab, das in den Brillenbügel eingearbeitet ist. Ich sehe also auch nichts mehr, wenn ich telefoniere. Sagt dann jemand am Telefon, ich solle mir doch mal schnell – schnell! – etwas aufschreiben, fange ich an, nach der Brille zu suchen, dann den Zettel, den Stift usw. Sie sehen also, ich kann telefonieren, aber mit allen Problemen, die damit verbunden sein können.“

Kampagne gegen IQWiG und Sawicki?

Seit der „Dienst für Gesellschaftspolitik“ in seiner Ausgabe 47/07 behauptet hat, IQWiG-Chef Peter Sawicki bevorteile über die Auftragserteilung des IQWiG seine eigenen Seilschaften, gärt es in Berlin rund um das Gesundheitsministerium und die gemeinsame Selbstverwaltung der Gesetzlichen Krankenversicherung. Sind die Vorwürfe belastbar? Oder handelt es sich um den miesen Versuch, über einen Pharma-Industrie gesponsorten Nachrichtendienst, ein ungeliebtes Institut und dessen gehassten Chef zu diskreditieren?

Bald nach Erscheinen des Textes beschäftigt sich der Stiftungsvorstand des IQWiG mit den Vorwürfen. Es kommt zu einer Meldung ans Ministerium und dessen Chefin Frau Schmidt. Der G-BA beschließt daraufhin, die externe Auftragsvergabe des IQWiG gutachterlich prüfen zu lassen.

Inzwischen haben das Ärzteblatt, die Berliner Zeitung und die Ärztezeitung das Thema aufbereitet. Laut Ärzteblatt begrüßt Sawicki die Prüfung: „Ich begrüße es sehr, wenn ein externer Gutachter unsere Vergabeverfahren der vergangenen Jahre prüft. Bisher versichere nur ich, dass es darin keine Unregelmäßigkeiten gibt. Aber ein externes Gutachten würde diese Vorwürfe endgültig aus der Welt schaffen.

Fortsetzung folgt.

Heizstrahler im Freien

Neu sind sie ja nicht, diese Heizstrahler, die es Kneipen- oder Café-Besuchern erlauben, auch in klirrender Kälte draußen zu sitzen. An der holländischen Nordseeküste gehören die Teile seit langem in ihrer gasbetriebenen Variante zur Terassenausstattung.

Neu jedoch ist ihre massenhafte Verbreitung bspw. in Hamburg. Nach Wolldecken, die Knie und Lenden des Gastes warm halten sollen, kommen nun die Gastronomen auf die geniale Idee, das Klima rund um den Gast schneller zu erwärmen, als das durch den Klimawandel selbst geschehen kann. Der passiert ja so unendlich langsam – und dem Gast ist ja heute schon kalt.

Komplett gaga für die Außeninstallation allerdings sind jene Elektroheizstrahler, die ansonsten über Wickeltischen hängen – heute gesehen an der Promenade in Neumühlen/Övelgönne. Einerseits verbraten die Dinger sowieso schon enorm viel Strom, andererseits darf niemand ihnen auf einen Abstand von einem halben Meter zu nahe kommen. Der Wärmeeffekt wird also komplett von der kalten Umgebungsluft geschluckt.

Herzlichen Glückwunsch zu so viel unternehmerischer Innovationskraft! Aber das eigene Geld zu verbrennen, ginge wahrscheinlich auch klimafreundlicher…

Herr Wulf Köpke,

Professor, Direktor des Völkerkundemuseums in Hamburg, Verantwortlicher für die Terrakotta-Armee-Ausstellung, deren angebliche Originale allenfalls Replikate sind. Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute, Sie hätten in den letzten Tagen viel im Internet recherchiert und seien fündig geworden: „Es gibt kaum ein großes Museum, das nicht schon einmal auf Fälschungen hereingefallen ist. Das tröstet uns nicht. Aber es zeigt, dass wir uns keine mangelnde Sorgfalt vorwerfen müssen.“

Ich traue meinen Augen nicht! Das ist schon sehr dreist, sich so zu verteidigen. Weil anderen auch kopiertes Material als Original untergejubelt wurde, sind Sie exkulpiert? Schützen Sie Ihre Mitarbeiter oder halten Sie die Öffentlichkeit für komplett dämlich? Und sei es drum: Falls Sie sich und Ihre Mitarbeiter in diesem Fall für sorgfältig genug halten, sind Sie gleichsam inkompetent und überfordert. Oder lässt sich aus Ihren Äußerungen eine andere Schlussfolgerung ziehen?

Fragt sich der Zettmann.

Ruhe im Weblog

An manchen Tagen sind Ereignisse, Eindrücke oder Erfahrungen komplexer, vielschichtiger, undurchschaubarer oder auch unverständlicher als ich mit einem kurzen Eintrag im Weblog darstellen kann.

Deswegen die Ruhe in den letzten Tagen und ein paar Stichworte:

– CDU in der Mitte
– Neiddebatte um Managergehälter
– Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen
IQWiG-Chef Sawicki in Auftragsvergabe-Affaire verstrickt?
Häufung von Leukämiefällen rund um Kernkraftwerke
Stellt Hamburger Museum kopierte/gefälschte Terrakotta-Soldaten aus?

Gewürzkekse

In der Weihnachtsbäckerei habe ich folgendes Rezept für Gewürzkekse ausprobiert (gefunden vor Jahren in der Funkuhr):

Zutaten (für 4 Backbleche):
300 gr Butter, 100 gr Puderzucker, 300 gr gemahlene Haselnüsse, 2 TL Lebkuchengewürz, 2 TL Kakao, 3 Eier, 300 gr Mehl

Zubereitung:
Zunächst die Butter und den Puderzucker mit dem Rührgerät vermengen. Dann Haselnüsse, Eier, Lebkuchengewürz und Kakao unterrühren. Unter diesen Teig dann das Mehl geben und den Teig kneten. Den Teig anschließend in Frischhaltefolie einpacken und 30 min im Kühlschrank lagern.

Danach mit Nudelholz und Mehl und Ausstechformen die Kekse fertigen. Backzeit: Ca. 15 min bei einer Temperatur von 175 Grad (ohne Vorheizen), hängt von der dicke des ausgerollten Teiges ab.

Wer Zeit und Lust hat, kann aus Puderzucker und Zitronensaft eine Glasur anrühren. Muss aber nicht sein, die Plätzchen sind auch so ganz hervorragend.

Licht an, Greenpeace und Co.

Das wärmer werdende Klima scheint so manchem schon heute die Hirnzellen zu frittieren. Seltsame Kooperationen formen sich und drängen ins öffentliche Bewusstsein: BILD, Greenpeace, Google, der WWF, der BUND und ProSieben fordern gemeinsam, am kommenden Samstag für fünf Minuten das Licht abzuschalten. Die Ökos paaren sich also mit jenen Schwachmaten, die ansonsten Aufkleber an ihre Leser verteilen: „PKW-Maut, Ökosteuer, Benzinpreis: Ich hab die Schnauze voll!“.

Um im Bild zu bleiben: Das wirft kein gutes Licht auf sie.

Essen mit Köpfchen

In der Debatte über die Ernährungsgewohnheiten des Volkes, Krankheitsprävention und Fettleibigkeit hat Werner Bartens für das SZ-Magazin eine Polemik verfasst, die mir aus dem Herzen spricht: Bewusst essen? Jetzt machen Sie sich mal nicht so einen Kopf!

Ich teile nicht jede der zehn Empfehlungen, kaufe bspw. gerne auch in Supermärkten ein (siehe 5.), gebe sie dennoch hier gerne weiter:

1. Essen Sie, was Ihnen Spass macht!
2. Vermeiden Sie Essen mit Nahrungszusätzen!
3. Misstrauen Sie Slogans wie „Schokolade macht glücklich“!
4. Vermeiden Sie Nahrungsmittel, die sich als sehr gesund anpreisen!
5. Kaufen Sie auf dem Markt ein statt im Supermarkt und kochen Sie selbst!
6. Halten Sie sich nicht an Diätpläne!
7. Zahlen Sie mehr, essen Sie weniger!
8. Essen Sie wie ein Allesfresser!
9. Essen Sie nie mit Leuten, die ständig übers Essen reden!
10. Ahmen Sie keine fremden Essgewohnheiten nach!

Ägyptischer Blogger wieder auf Sendung

Die Schlagzeilen diese Woche konnten Google (Claim: Don’t Be Evil) nicht gefallen, denn sie beleuchten, wie gut das Unternehmen mit staatlichen Behörden kooperiert – zu Lasten von Bloggern: YouTube sperrt ägyptischen Menschenrechtsblogger und Google übergibt IP eines anonymen Bloggers an israelisches Gericht.

Im Fall des ägyptischen Bloggers hat sich die Google-Tochter YouTube auf wundersame Weise bekehren lassen: Der Account von Wael Abbas ist wieder aktiv. Abbas Aktivitäten sind den ägyptischen Behörden ein Dorn im Auge, seit er ein Video veröffentlichte, das polizeiliche Folter dokumentiert. Wie gefährlich Bloggen in Ägypten ist, zeigt ein Urteil vom Februar 2007: Ägyptischer Blogger zu vier Jahren Haft verurteilt.