Harald Schmidt im Thalia-Theater

Elvis lebt. Und Schmidt kann es beweisen.“ – Ein Gastspiel des Schauspielhauses Stuttgart am Hamburger Thalia-Theater.

Dreizehnmal hat Herr Schmidt als 20jähriger Schauspielstudent 1977 die Elvis-Revue des Stuttgarter Staatsschauspiels gesehen. 30 Jahre nach dem Schleyer-Mord, dem Ende der Bader-Meinhof-Bande und Elvis‘ Tod RAFft Herr Schmidt sich auf, die alten und die neuen Zeiten Revue passieren zu lassen. Schmidt nimmt sich Lieder von damals, beschäftigt eine Schauspiel- und Sangestruppe mit Perücken, die ebendiese Zeit simulieren sollen, assoziiert flotte Zwischentexte, Überleitungen, Kommentare und baut geschickt Bezüge zum Hier und Jetzt ein (Stefan „Ich hab‘ den Mantel schon an“ Aust). Damit fabriziert der Unterhalter einen heiter-kurzweiligen Abend, bei dem aufgrund dialektischer und dialektogener Einsprengsel nicht immer alles verständlich, aber stets alles amüsant ist.

Fazit der Vorstellung: Schmidt ohne die junge Geliebte Pocher (Ulricht Clement im SZ-Magazin) ist politischer, witziger, pointierter, anarchischer.

Ein Interview mit dem Entertainer im Hamburger Abendblatt.

Pseudoscience

A little debate in the German Blogosphere (kamenin, Wissenswerkstatt, Kritische Masse, Plazeboalarm, zettmann) inspires me to render some associations on pseudoscience.

The debate was fueled by the wonderful piece of „silly research“ written by Sam Shuster (Sex, aggression, and humour: responses to unicycling) made available to the broader scientific community via the British Medical Journal.

The arguments circle around the reception of Shusters work by science journalists, especially in the printed press. Did they miss the point? And why? Why didn’t they recognize the piece as silly and purposefully beyond any scientific standard? Eventually, the debate touches broader questions: What is good science, what is mock or pseudoscience? And: Is it possible to distinguish one from another?

A recent study in the BMJ investigated „Financial ties and concordance between results and conclusions in meta-analyses“ on antihypertensive drugs. The authors concluded „that financial ties to one drug company are not associated with favourable results but are associated with favourable conclusions“. Journalists love conclusions to be conveyed on to the public. The pharmaceutical companies and their writers do know that for sure. So they push up the results a bit. How’d one recognize whether the interpretation of a single study is pushed up or not? Would scientists see through this all the time?

Besides that you can layout the design of a drug trial to serve your purpose: „Assessing therapeutic efficacy in a progressive disease: a study of donepezil in Alzheimer’s disease„, the AWARE-study is a good example for that. Get a group of Alzheimer patients. Let them take Donepezil for 24 weeks. Then decide whether the treatment was successful or not. Send the successful patients home, exclude them from the trial. Randomise the remaining (so far unsuccessful) patients into a drug and a placebo group. Get the result: Patients in the drug group do benefit or remain stable, patients in the placebo group do decline. (Remember: All patients were getting the drug for 24 weeks prior to randomisation. So they were used to the drug. After randomisation the placebo patients were deprived of the drug – and performed worse. No wonder, as the study uses an CNS-active agent!). Then have your apologists communicate the argument into the world „that you’d miss the late responders if you terminate treatment to early“. Good science? Bad science? Pseudoscience?

Finally another example. This time I was involved myself being charged as a pseudoscientist by another researcher: A story in DER SPIEGEL and a corresponding review on the treatment evidence of cholinesterase inhibitors on Alzheimer’s disease carried out by our research group in the Department of Primary Medical Care has sparked a fierce discussion inside the scientific community and beyond. One part of the scientific community hailed and welcomed our work. Others were not amused. Some professors argued: „Why did you target just the old and weak?“ Others said: „Why us, the psychiatrists? The cardiologists don’t do any better regarding the quality of their evidence.“ The most angry statement condemned our paper as pseudoscience: The kind of irresponsible pseudoscience demonstrated in this paper only fuels this perverse zeitgeist (refusing patients available treatment – annotation by the author).

Once again: What is good or bad science? What is mock or pseudoscience? I think, it’s very hard to distinguish, even for scientists themselves, let alone science journalists. Reducing the answer to some criteria like objectivity-intersubjectivity, replicability, explicity or taxonomy does make it easier (at times). It seperates the wheat from the chaff (at times). Sometimes it’s really easy to decide what a smart paper you’ve just read (as it is the case with Shusters observations). Sometimes it is impossible to figure out what’s between the lines because concealment and camouflage are techniques professionally used in the scientific community and in the research papers published. Hence even reviewers and publishers have difficulties to separate the good from the bad and the fraudulent.

Kindliches Sprachspiel 6

Das Kind guckt mit mir ein Bilderbuch an. Thema: Bauernhof.

Wir unterhalten uns über eine Hofszene mit dem gesamten Hofpanoptikum; Felder, Bäume, Beete, Traktoren, Bauern, Arbeiter, Schafe, Ziegen, Kühe. Und Hühner.

Er zeigt auf ein Huhn: „Macht das Huhn?“
Ich antworte: „Das Huhn pickt sich was zu Essen auf.“
„Picknick!“ kommt blitzschnell aus des Kindes Mund.
„Ganz genau. Picknick macht das Huhn“, sage ich und staune.

Willkommen auf dem Wortspielplatz.

Barmer Hausarztvertrag unzulässig

Das Bundessozialgericht in Kassel hat den Hausarztvertrag der Barmer Ersatzkasse für unzulässig erklärt (Aktenzeichen B 6 KA 27/07 R). Die enge Kooperation zwischen einem Hausarzt und einer Hausapotheke erfülle die Voraussetzungen für eine integrierte Versorgung nach §140 SGB V nicht: „Das System mag seine Vorteile haben, auch für die Versicherten. Eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche sieht der Senat aber nicht.“ (dpa-Meldung via arbeitsrecht.de)

Eine solche Zusammenarbeit ist notwendig, um kassenseitig 1% der Gesamtvergütung einbehalten zu können, um sie im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrages an die beteiligten Ärzte und Apotheken auszuschütten.

Gegen die Ersatzkasse geklagt hatte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Thüringen. Das Landessozialgericht in Thüringen hatte zuvor zugunsten der KV entschieden.

Die Reaktion der Barmer Ersatzkasse ist hier nachzulesen. Die Stellungnahme des Deutschen Apothekerverbandes findet sich hier.

Wenn Frau Schavan Forschungsgeld verteilt…

Letzte Woche verkündete Forschungsministerin Schavan, der Bund wolle ein Art Nationales Demenzzentrum gründen.

Die Initiative beruht auf einer Ankündigung aus dem vergangenen Jahr, ein Institut ins Leben zu rufen, das die Betreuung und Versorgung der Demenzkranken im Land stärkt. Es sollte die Krankheitsursachen, Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung, die Entwicklung wirksamer Therapien und die Untersuchung der psychosozialen Folgen von Demenzen erforschen. Frau Schavan damals: „Es geht auch um die besten Formen der Pflege und Versorgung. Die Forschung für den Menschen steht im Mittelpunkt.“

Und was ist in der vergangenen Woche daraus geworden? Ein umgetauftes Zentrum für sämtliche neurodegenerativen Erkrankungen. Eine Kommission, die ausschließlich aus Grundlagenforschern und einer Pflegewissenschaftlerin besetzt ist. Faktisch eine Kungelrunde, die (vor)-ausgewählte Forschungseinrichtungen einlädt, die 60 Millionen Euro jährlich unter sich zu verteilen.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) kritisiert die Pläne der Ministerin:

„Grundlagenforschung ist fraglos nötig und die auserwählten Wissenschaftler sicherlich qualifiziert. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Konzeption des Instituts einseitig ausgerichtet ist. Die Grundlagenforschung kann auf absehbare Zeit weder den heute Erkrankten, noch ihren Angehörigen bzw. denjenigen nutzen, die jeden Tag die Last der Versorgung tragen. Zur Lösung dieser alltäglichen Versorgungsprobleme, die gleichwertig auf der Agenda des Instituts stehen muss, kann die Mehrzahl der Kommissionsmitglieder jedoch schon deswegen nicht beitragen, weil sie damit keine Erfahrungen hat.“

Leider macht das ganze Verfahren (Ankündigung, Entscheidung über Vergabe innerhalb der kommenden vier Wochen, Einladungen an vorab informierte medizinische Fakultäten, die Kommissionsbesetzung) den schlechten Eindruck, für Frau Schavan und die auserwählten Wissenschaftler stünde das Labor im Mittelpunkt, keineswegs aber der Mensch.

Impfung gegen HPV gefährlich?

Bisher war die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Schutzimpfung für 12 – 17jährige Mädchen gegen Humane Papillomaviren (HPV) zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs umstritten: Die Impfung ist teuer, die Zulassung wurde mit zweifelhaften, weil vorläufigen Zahlen erschlichen, ihre Langzeitwirksamkeit (Zwei Drittel aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs ereignen sich ab dem 60. Lebensjahr) ist völlig unbekannt. Die Verflechtungen zwischen Industrie und STIKO sind bekannt: Industrie impft STIKO

Nun gibt es erste Berichte, dass die Impfung eventuell sogar riskant sein könnte: Das Paul-Ehrlich-Institut diskutiert den Fall eines möglichen Impfschadens in Deutschland (und wiegelt erst einmal ab). Verschiedene Weblogs (Lob der Krankheit, Stationäre Aufnahme, Plazeboalarm) beziehen sich auf Meldungen der österreichischen Presse und die Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Instituts und schreiben über zwei womöglich impfnahe Todesfälle und mehrere impfassoziierte unerwünschte Arzneimittelwirkungen.

In der Debatte wiegelt die Europäischen Zulassungsbehörde EMEA (noch) ab. Doch der Arzneimittelforscher Gerd Glaeske wirft den Wirkstoffherstellern vor, bei der Markteinführung Druck ausgeübt zu haben. Der Impfgutachter Klaus Hartmann schließlich kritisiert das Design der Zulassungsstudien: „Allerdings wurde hier keine neutrale Wasserlösung als Placebo verwendet, sondern ein Gemisch der Inhaltsstoffe der Impfung, unter anderem die erwiesen problematischen Aluminiumsalze.“ Das führt zu einer Unterschätzung des Nebenwirkungsrisikos. Ausführlich ist das Interview hier zu lesen.

So verdichten sich die Indizien, junge, gesunde Mädchen gingen ein Risiko ein, wenn sie diese vorbeugende Impfung von zweifelhaftem Nutzen in Anspruch nehmen – auch wenn die Kontrollbehörden weiterhin den Nutzen höher bewerten als den möglichen Schaden.

Schriftstellerin Zeh beschwert sich über biometrische Pässe

DIE ZEIT ist diese Woche vor allem durch den Abdruck eines Briefes von einigen CDU-Größen im Gespräch.

Doch eine ganz andere Geschichte der Wochenzeitung könnte sich langfristig als viel spannender erweisen: Juli Zeh, Schriftstellerin und Rechtsassessorin, hat Verfassungsbeschwerde (Dokument als pdf-Datei) eingelegt. Sie wehrt sich gegen die Fingerabdrücke in den neuen biometrischen Reisepässen und beschuldigt den früheren Innenminister Otto Schily, möglicherweise befangen zu sein.

Seine (erwartbare) Reaktion im Antwortbrief: „Grotesk.“ (pdf)

Merkel schützt Koch

Zweieinhalb Jahre nach der Bundestagswahl schimmert so etwas wie ein Merkel’sches Profil durch – zumindest was den öffentlichen Umgang mit verlorenen Wahlen anbelangt bzw. mit Wahlen, deren Ergebnisse nicht den eigenen Erwartungen entsprechen (wie die Bundestagswahl 2005): Keine Debatte. Alles gut. Weiter so. Heute verteidigt sie in der Frankfurter Allgemeinen Kochs desaströse Wahlkampfstrategie: „Ich stand und ich stehe dazu.“

Interessant sind auch die verschiedenen CDU-Lesarten des Briefes, der diese Woche in DER ZEIT abgedruckt wurde: Bosbach und Schönbohm verweisen auf den gemeinsamen Beschluss des CDU-Präsidiums vom 14.01.08, den auch die Kollegen (bisher) mitgetragen haben, die sich nun brieflich zu distanzieren scheinen.

Schleswig-Holsteins CDU-Fraktionschef Wadenphul hätte gern auch unterschrieben, wenn er denn gefragt worden wäre. Er sieht den Brief „als gewisses Korrektiv“. Die Schreiber selber wiederum, bspw. der Hamburger Wahlkämpfer von Beust, geht auf Distanz zur eigenen Distanzierung: „Dieser Brief hat mit dem Wahlkampf von Herrn Koch nichts zu tun. Jeder macht seinen Wahlkampf, Herr Koch hat Spaß an der Zuspitzung. Inhaltlich lasse ich auf Herrn Koch nichts kommen.

Na dann. Immerhin wissen wir jetzt: Krasse Gegensätze sind für Ole von Beust leicht zu vereinbaren. Denn im Brief ist zu lesen: „Integrationspolitik ist so fundamental für die Zukunft unseres Landes, dass sie nicht zum Wahlkampfthema degradiert werden darf.

Alles klar?