Dementia Fair Congress – Bremen

Ich halte heute einen Vortrag auf dem Dementia Fair Congress: „Anti-Dementiva – was haben wir gelernt aus der Debatte?“.

Ungewohnt für einen Fachkongress kommen hier Fachleute aus Pflege, medizinischer Grundlagenwissenschaft, Stadtplaner, Versorgung, aus der Selbsthilfe und aus der klinischer Forschung zusammen, um sich über die ungezählten Facetten der menschlichen Gedächtnisentwicklung im Alter auszutauschen.

Dieser Austausch zwischen den Beteiligten in Forschung, Versorgung, zwischen Angehörigen und Wissenschaft, zwischen Profis und Laien wird gerade rund um die Demenz zukünftig die einzige Chance sein, neue Wege zu gehen. Weil die Erkrankung so vielgestaltig auftritt und weil so viele Bereiche des Lebens davon berührt werden, reicht Betreuung und Pflege der Erkrankten nicht mehr aus. Vielmehr geht es um Aktivierung, Zuwendung, Kommunikation, Erhalt der Lebensqualität. Und die Bereitschaft, auch im Alltag mit stark vergesslichen Personen umgehen zu lernen – sei es im Supermarkt, in der Apotheke oder an der Straßenkreuzung.

Bosbach kommt ins Grübeln…

Unions-Fraktionsvize Bosbach textet sich heute in mein Geschichtsbuch. Er lässt die Rheinische Post tief in seine geplagte Politikerseele blicken:
„Ich habe alles dafür getan, dass wir an die Regierung kommen. Aber wenn man in 14 Monaten Regierung mehr Frustrations-Erlebnisse hat als in sieben Jahren Opposition, kommt man ins Grübeln.“

Nichts zu erreichen als Oppositionsmann, hat ihn nicht so sehr frustriert, wie nichts zu erreichen mit der eigenen Regierungstruppe. Ja, was ist los mit dem Mann? Was hat er denn erwartet? Einen Ministerposten hat er erwartet! Doch den haben ihm die Sozis weggeschnappt und der Glos, Michel.

Bosbach jedenfalls hat eine großartige Gelegenheit genutzt, endlich mal die Klappe aufzumachen. Und endlich dem Wahlvolk aus dem Herzen gesprochen! Verantwortung zu übernehmen, ist noch bescheuerter als nur dagegen zu sein. Den Sozis geht es da besser. Die halten es mit Münte. „Opposition ist Mist“ – Hauptsache Regieren. Bosbach sollte sich bei Ulla Schmidt erkundigen, wie es geht, sich die gute Laune trotz inhaltlicher Dürftigkeit zu bewahren.

Meine Festplatte gehört mir!

In einem Urteil hat der Bundesgerichtshof heute festgestellt, die Strafprozessordnung erlaube es nicht, dass die Ermittlungsbehörden heimlich übers Internet private Computer durchsuchen. Es fehle die notwendige Ermächtigungsgrundlage, um auf diese Weise in den Datenverkehr einzugreifen. Durchsuchungen sind per se offene Ermittlungsmaßnahmen. Heimliches Schnüffeln auf den Festplatten anderer verstößt gegen dieses Offenheitsprinzip.

So sehr der Beschluss zunächst meine Festplatte schützt, so wenig wird er Bundesinnenminister Schäuble daran hindern, sich die entsprechenden Gesetzesänderungen zu besorgen, die er braucht, um Online-Durchsuchungen zu legalisieren. Die Gewerkschaft der Polizei unterstützt den Innenminister dabei.

Was bleibt ist die Notwendigkeit, wachsam gegenüber dem Innenminister zu sein. Außerdem möge der Benutzer Betriebssysteme verwenden, die weniger anfällig für „Bundestrojaner“ sind. Lässt sich das nicht ganz vermeiden, empfiehlt es sich erst recht, Email-Anhänge nicht zu öffnen, schon gar nicht jene, in denen das BKA im Betreff steht, :-).

Tortenboden Oma Leipert

Dieses Tortenboden-Rezept verdanke ich der Ur-Oma meines Sohnes:

125 gr Butter
125 gr Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
2 Eier

Dieses Material schaumig rühren. Dahinein diese weiteren Zutaten geben:

150 gr Mehl
Backpulver (1 – 1,5 TL, NIE ein ganzes Päckchen)
1 Prise Salz
1 Schuss Mineralwasser (mit Gas)

Ofen vorheizen (Umluft, 150 Grad). Teig bei dieser Temperatur 35 – 40 min backen lassen bis er goldbraun ist. Danach den Teig erkalten lassen – und nach Wahl belegen. Himbeeren. Erdbeeren. Pfirsiche. Was gefällt, was zur Saison passt.
Bon Appetit!

Gesundheitsreform 2007 – Teil 2

Fortsetzung vom 02.02.07

– Wahltarife: Ab 01.04.2007 haben Versicherte die Möglichkeit, in der GKV verschiedene Wahltarife in Anspruch zu nehmen. Da zahlt dann einer keinen Zusatz-Beitrag, weil er einen Selbstbehalt-Tarif wählt. Ein anderer zahlt den Höchstsatz, weil er sich partout nicht weniger riskant verhalten möchte. Der Endpunkt einer solchen Entwicklung sind radikal individualisierte Tarife. Damit wäre dann auch das Ende der Solidargemeinschaft erreicht.

– Leistungsausweitungen: In der Kinderheilkunde, in der Geriatrie/Gerontologie/Demenzversorgung und in der Palliativmedizin soll das Leistungsspektrum deutlich ausgeweitet werden. So werden empfohlene Impfungen Pflichtleistungen der Kassen. Es wird den Rechtsanspruch auf häusliche Krankenpflege und auf rehabilitative Maßnahmen geben.

Was immer die Abgeordneten beschlossen haben, die Buchmacher nehmen Wetten entgegen, wie viel davon nach 2009 wirklich umgesetzt (sein) wird. Sowohl die CDU als auch die SPD bekennen öffentlich, der Beschluss sei eine Grundlage für die weitere Entwicklung des eigenen Modells (Kopfpauschale vs. Bürgerversicherung) – vorausgesetzt, die nächsten Wahlen ergeben eine eigene Mehrheit.

Dieses Eingeständnis spricht für sich: Die Politiker tun so, als reformierten sie. Dabei kaufen sie sich nur Zeit, bis sich das Mehrheits-Klima wieder zu ihren Gunsten verändert. Gibt es etwa Probleme im Gesundheitssystem? War da was? Hat das Publikum etwas davon verstanden? Wissen die Politiker, worüber sie abgestimmt haben?

Gesundheitsreform 2007 – Teil 1

Was immer die Abgeordneten heute im Bundestag meinen, beschlossen zu haben – der Eingriff in das sozialstaatliche System, wie wir es kennen, ist massiv. Über mögliche Folgen gehen die Meinungen weit auseinander.

Verabschiedet haben die Parlamentarier das GKV-WSG, das Gesetzliche Krankenversicherungs-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz. Mit diesem Gesetz werden erstmals alle Menschen in Deutschland krankenversichert sein. Jene, die bis heute durch das Netz fallen, werden zurückgeholt ins System. Es gibt zudem den Krankenkassen in Form von Wahltarifen mehr wettbewerbliche Elemente an die Hand.
Zukünftig werden die Finanzströme neu geregelt und die Verwaltungsstrukturen der Krankenkassen sollen sich verschlanken.

Weitere Elemente des Beschlusses:

– Der Gesundheitsfonds, ab 01.01.2009. Alle Beiträge der Versicherten fließen zunächst in einen großen Topf. Aus diesem Topf erhält jede Kasse einen nach Alter, Geschlecht und Krankheitsstatus gewichteten Anteil pro Patient. Reichen einer Kasse die Mittel aus dem Fonds nicht aus, um Kosten deckend zu arbeiten, darf sie bei ihren Mitgliedern einen zusätzlichen Beitrag erheben. Die Arbeitgeberseite braucht diesen Extra-Obulus nicht an die Kasse zu entrichten. Die Versicherten tragen allein das Risiko eventuell steigender Kosten.

– Den Krankenkassen wird etwas Gestaltungsmacht genommen. Sie dürfen nicht mehr selber festlegen, welchen Beitrag sie erheben. Den legt zum 01.01.2009 der Gesetzgeber fest. Innerhalb dieses Rahmens allerdings haben die Kassen mehr Gestaltungsfreiheit (siehe Wahltarife).

Alle Kassen werden versuchen, einen Zusatzbeitrag zu vermeiden. Deswegen werden sie sich eng an ihren Pflichtleistungskatalog halten. Darüber hinaus gehende Angebote werden mittels Zusatzversicherungen finanziert.

Morgen geht’s weiter.

Noch mehr Fisimatenten…

Dieses Weblog ist ja im Grunde genommen ein Mätzchen, eine Nebenbaustelle, eine kleine schnörkelige Abweichung vom Pfad des effizienten Informationsverarbeitens – eben eine Fisimatente… Doch halt, dieses Wort hat sich nur in seiner Mehrzahl in unseren Sprachschatz eingefügt. Einen einzigen Schnörkel nur darf ich mir gar nicht erlauben, will ich dieses Wort häufiger gebrauchen. Immer muss ich mich gleich auf deren viele beziehen. Ein einzelnes Getue, Sperenzchen, ein allein stehendes Ornament ist im Begriff der Fisimatenten nicht vorgesehen. Die Fisimatenten wollen es gleich immer doppelt, ausufernd, mehrzahlig haben.

Seit einem Monat gönne ich mir den Luxus dieser Fisimatenten hier. Täglich lausche ich mir etwas Text ab, trage meine Ansichten vor, entscheide mich dafür, ein Ornament des Tagesstroms weiter auszubauen. Die Welt braucht das Ornament nicht, um korrekt zu funktionieren – aber es lockert den Alltag auf, es lenkt ab, bringt ein wenig Unruhe ins Geschehen, etwas Nicht-Linearität.

So gesehen werde ich mir diesen Luxus noch ein paar Tage länger gönnen. Wer sich angeregt fühlt, die Texte, Miniaturen, Anmerkungen zu kommentieren, der möge sich diese Fisimatenten jederzeit erlauben.
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