Kindliches Sprachspiel 3

Wie bereits berichtet, kommentiert unser Sohn sich häufig selber. Neulich kam es zu dieser Sequenz:

Er schmuste, hing am Hals, den Wangen und turnte mit vollem Körpereinsatz im Bett und auf uns herum. Einer sagte dann: „Na du bist ja ein Schmusebär.“ Er nahm das auf und wiederholte voller Freude: „Ich bin ein Schmusebär. Ich bin ein Schmusebär.“

Am Morgen danach wollten wir Eltern es wissen: „Bist du ein Schmusebär?“
Und das Kind antwortete, ohne zu zögern: „Nein, ich bin ein Hai!“

Respekt.

SPD, aufgewacht…

Die alte Tante SPD hat bis heute gebraucht, um zu bemerken, dass Koch, Merkel und Co. keineswegs so entschieden, mit deutlichen Worten und Null-Toleranz-Rufen reagieren, wenn Neonazi-Schläger Menschen mit anderer Hautfarbe, egal welcher Herkunft, angreifen. Die CDU gibt sich nur dann hart, wenn die Opfer bleichgesichtige Deutsche sind.

Die SPD musste für die Erkenntnis auch noch den ehemaligen Kanzler Schröder vorschicken, um öffentlich jene Fragen zu stellen, die mir schon letzte Woche durch den Kopf gingen.

Guten Morgen, SPD.

Klage gegen Wahlmaschinen in Hessen

Der Chaos Computer Club hat einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge, Klage beim Staatsgerichtshof in Wiesbaden eingereicht. Stellvertretend für den Club hat eine hessische Wählerin am vergangenen Freitag eine einstweilige Verfügung gegen den Einsatz der Wahlmaschinen bei der Landtagswahl beantragt. Die Wahl findet am 27.01.08 statt.

Schwarz-grün in Hamburg?

Zittert da einer? Oder hält er sich nur alle Optionen offen?

Ole von Beust hat auf der CDU-Klausurtagung mitgeteilt, er wolle im Falles des Verlusts seiner absoluten Mehrheit das „schwarz-grüne Experiment“ wagen. Was bezweckt er damit? Ist seine Not so groß? Oder will er auf diese Weise die eigenen Reihen schließen – und möglichst viele aufgeschreckte CDU-Wähler an die Urnen rufen, um das zu verhindern? Den eigenen Leuten drohen, um sie zu mobilisieren…

Merkel hechelt Koch hinterher

Nun hat Kanzlerin Merkel nachgezogen und sich in der Debatte um Jugendgewalt positioniert: Auch sie will den Abschreckungsknast und Erziehungscamps. Sie konnte nicht länger zulassen, dass der interne Konkurrent Koch das für die eigene Klientel wichtige Thema quasi alleine beherrscht.

Dass sie auf den fahrenden Koch-Zug aufspringt, ist allerdings nicht weiter verwunderlich. Sie bewegt sich nämlich in einem Dilemma: Zum einen darf sie keinen Dissens zu diesem Thema in der Partei provozieren, weil es sie nach innen schwächen würde. Zum anderen darf sie nicht nach außen zeigen, dass sie eventuell doch anders denkt. Das wäre eine Vorlage für die SPD, sich lustig zu machen. Somit ist sie gezwungen nachzuträllern, was Roland Koch pfeift.

Das ist allerdings auch nicht gerade eine starke Position. Vielleicht schadet ihr jetzt, dass landauf landab niemand weiß, wofür die Kanzlerin eigentlich steht. Dass sie immer fein austariert. Abwartet, was die anderen tun, bevor sie selber die Bühne betritt. Manchmal ist dann die Aufführung eben schon gelaufen. Und die Handelnde kommt nur noch im Abspann vor.

Friends of Aggro

Meine gestrige Tirade mag verkürzt, weil zugespitzt sein. Aber sie gibt meiner Empörung angemessen Ausdruck. Erziehungscamps, Warnschuss, Probeknast. Diese Ideen propagieren Abschreckung, mehr Daumenschrauben, knallhartes Durchgreifen. Doch sie spielen dem Verhalten der „Friends of Aggro“ in die Hände. Nachdem alle Sozialisationsbeteiligten versagt haben, soll nun die harte Hand des Staates durchgreifen. Genau darauf pfeifen die Hools dieser Welt, die harte Hand des Staates.

Das Muster der Sozialisationskrisen dieser jungen Leute wird mittels solcher Maßnahmen nicht unterbrochen. Sie bieten stattdessen immerzu immermehr des Immergleichen. Ihr wollt uns niederhalten? Das lassen wir nicht zu! Ihr rüstet auf? So do we! Ihr wollt unsere Wut nicht verstehen? Dann müssen wir wohl nachlegen – und es Euch in den Kopf hämmern! Über den Einzelfall hinaus können Angebote wie die von Herrn Koch (Hessischer Wahlkämpfer) kaum in der gemeinten Weise wirksam werden, bspw. die Rückfallquote verringern.

Zum Glück gibt es neben den parteipolitischen Süppchenküchen auch nachdenkenswerte Anmerkungen. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den Chefpsychologen der Münchner Polizei: „Wir haben die dritte oder vierte Generation an Ausländern hier, die schlecht verwurzelt sind. Die benachteiligt sind bei der Schulbildung; oft sind auch die Familien nicht intakt. Hier sollte man ansetzen, bei der Bildung und der Familie. Nicht aber mit härteren Strafen reagieren.

Roland Koch kommt spät, aber gewaltig

Endlich hat der hessische Ministerpräsident Koch sein Thema zur Landtagswahl 2008 gefunden: Jugendkriminalität, bevorzugt jene von jungen Leuten mit Migrationshintergrund. Brechreizerregend, Koch und seine CDUCSU-Claqueure. Allerdings nicht, weil sie die Chancen der SPD massiv schmälern, diese Wahl zu gewinnen. Ob die SPD gewinnt oder verliert, ist mir egal.

Uns so Tatkraft und Entschlossenheit unterzujubeln, ist unsympathisch, weil böswillig. Hier wird nach Opfern ausgewählt. Opfer Deutsch und Täter nicht-Deutsch ist gleich Maßnahmenpaket, medienwirksam. Werden Nicht-Deutsche von Deutschen auf offener Straße überfallen, gedemütigt, gejagt wird routiniert Stellung bezogen – oder auch nicht. In diese Richtung exzessiver Gewaltausübung war allerdings noch niemals von Erziehungscamps und einer Verschärfung des Strafrechts die Rede.

Offenbar wird da mit zweierlei Maß gemessen: Gute Opfer, schlechte Opfer. Wie gesagt: Brechreizend.

Zettmanns Weblog – eine Bilanz

Vor einem Jahr habe ich Zettmanns Weblog eröffnet. Die Bilanz ist gut. Ich mache weiter. Ein paar Gründe dafür:

Ich nehme mir die Zeit, mir über das eine oder andere Thema mehr Gedanken zu machen, mich intensiver damit zu beschäftigen.

Ich will schreiben – und nehme mir die Zeit dazu.

Weil ich für ein (häufig unbekanntes) Publikum schreibe, überlege ich mir sehr genau, was ich wie schreibe. Mein Qualitätsanspruch ist deutlich höher als in einem privaten Tagebuch.

Die Schreibroutine tut dem Schreiben gut.

Der Zwang, Texte von überschaubarer Länge zu fertigen, zwingt mich, meine Gedanken entsprechend zu ordnen, um ans Ziel zu gelangen.

PS.: Allen Leserinnen und Lesern (bekannten und unbekannten) ein feines, unterhaltsames, nie von schlechten Texten getrübtes Jahr 2008.